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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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»bekam ich an meinem Geburtstag ein Stück Kuchen geschenkt. Ich teilte es in acht Stücke, eines für jeden von uns. Auf die Weise hatte jeder nur wenige Krumen, aber ach, wie süß sie kosteten! Daran erinnere ich mich bis heute.«
    Kate blickte mich mit ihren farngrünen Augen an. »Es verlangt besonderen Mut, das zu ertragen, was du ertragen musstest. Trotzdem hast du es mit Anmut und Gelassenheit getan. Habe ich dir je gesagt, wie sehr ich dich bewundere?«
    Etwas regte sich in meinem Herzen.
    »Ich bewundere sie auch«, erklang eine Stimme hinter uns. »Aber ich weiß, dass ich es ihr nie gesagt habe.«
    Ich drehte mich um. Cecily stand mitten im Zimmer und lächelte uns zu. Sofort streckte ich meinen Arm aus, und sie kam zu uns. »Reist du ab, Cecily?«
    Sie nickte. »Ich komme, um Lebewohl zu sagen. Ich begreifeselbst nicht, wieso, doch es macht mich traurig, dich zu verlassen.«
    »Es ist ein weiter Weg zur Isle of Wight«, murmelte ich, und auf einmal überkam mich eine schreckliche Angst, ich könnte sie nicht wiedersehen. Ich schluckte. »Warte noch, bitte! Bleib ein wenig länger, Cecily!«
    »Du wirst mir auch fehlen, Elizabeth. Ich denke oft an unsere gemeinsame Kindheit. Hätten wir doch damals geahnt, wie kostbar und flüchtig jene Zeit war!« Sie betrachtete mich wehmütig. »Erinnerst du dich an das Spiel, das wir auf dem Sarazener-Teppich spielten, du, ich und Mary?«
    »Bring mich zu den Sternen«, antwortete ich leise. »Ich trat auf den ersten Stern, sagte den Satz, und du und Mary seid mir gefolgt und habt mir nachgesprochen. Wir waren jedes Mal sehr enttäuscht, dass nichts geschah.«
    Cecily grinste. »Als wir zu dem Schluss gelangten, dass es so nichts wurde, hatten wir den brillanten Einfall, den Dienern zu befehlen, sie sollten die Sterne zu uns bringen.«
    »Papa wird herzlich gelacht haben, als sie es ihm erzählten«, bemerkte ich.
    »Aber die Diener fanden es nicht amüsant. Sie haben uns hinterher gemieden wie die Pest, weißt du noch?«
    Ja, ich wusste es noch.
    »Wie sind wir nur auf die Idee gekommen, dass wir uns bloß auf diesen albernen Teppich stellen und den rechten Arm heben müssten, damit er uns zu den Sternen brachte?«, fragte Cecily mit einem verträumten Unterton.
    Ich schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht mehr sagen. Ich erinnere mich nur, wie glücklich ich war.« Wieder blickte ich hinunter zu dem schmollenden Harry.
    »Er hat eine vollkommen andere Kindheit als wir, nicht wahr?«, murmelte Cecily, die meinem Blick gefolgt war.
    »Er wird König«, antwortete ich traurig.
    »Jeder sagt, er ist wie unser Vater. Aber das ist er nicht, oder?«
    Ich seufzte. »Äußerlich vielleicht.«
    »Was glaubst du, wem er wirklich ähnelt?«
    Zwar bedeutete ich ihr mit einem Kopfschütteln, ich wüsste es nicht, doch in Wahrheit erfüllte mich der Gedanke mit Melancholie:Harry ist ein Tudor, und Arthur war ein Plantagenet.
    »Was er wohl für ein König wird«, überlegte Kate laut, und mir schien es, als seufzte sie dabei.
    »Ein guter«, erklärte ich rasch   – eher hoffnungsvoll als überzeugt.
    Cecily schlang einen Arm um meine Taille. »Was er auch für ein König werden mag, du hast dein Bestes getan, Elizabeth.«
    Kate umfing mich von der anderen Seite, während ich meine Arme um meine beiden Schwestern legte.
    »Du hast dein Bestes getan«, pflichtete Kate der älteren Cecily bei und fügte hinzu: »Für uns, für jeden und für ganz England, Elizabeth.«
    »Dein Bestes«, sprachen beide im Chor.
    Ich küsste sie auf die Wangen, und so standen wir vereint an dem großen Sprossenfenster, alle in unseren schwarzen Trauerkleidern, und schauten hinab zu Harry.

E PILOG
    Im Tower von London · in den frühen Morgenstunden des 11. Februar 1503
    D ER WIND HEULTE und peitschte um den Tower, und während die Seevögel kreischten, hörte ich Stimmen in der noch dunklen Nacht. Sie waren leise, als wollten sie mich nicht wecken, gleich einem sanften, beruhigenden Murmeln im Schatten. Sie sprachen von der Taufe, die wie üblich ein prachtvoller Anlass mit Baldachinen und Kerzen, Prozessionen und Gesang sein sollte. Ja, es war gut, sie baldmöglichst abzuhalten, denn die neugeborene Katherine war ein zartes Kind, und man wusste nie. Die Männerstimme verklang, und die einer Frau erhob sich, um die Melancholie zu vertreiben. Aber   – Gott sei gedankt!   – die anderen Kinder waren wohlauf. Prinz Harry war stark und gesund, und ihm würde nichts geschehen, zumal er nicht

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