Elke, der Schlingel
Feuer!“ schrie sie.
„Feuer! Feuer!“ schrieen nun auch Frau
Lohmeyer und Katje. Und im Nu wurde es in fast allen Buden, die in der Nähe der
Brandstelle lagen, lebendig. Von allen Seiten kamen Leute herbeigelaufen.
Auch ein Polizist erschien, und wenige
Minuten später war die Feuerwehr da.
„Das Schmalz, all das schöne Schmalz!“
jammerte Frau Lohmeyer. „Wir sind ja nicht versichert.“
Katje und Elke weinten vor Aufregung,
und die Hunde im Theater bellten wie rasend und rissen an ihren Ketten.
Es war ein Glück, daß es am Abend
geregnet hatte und auch jetzt noch etwas regnete. Das Feuer würde sich sonst
wahrscheinlich sehr schnell ausgebreitet haben. So gelang es der Feuerwehr, den
Brand in kurzer Zeit zu löschen. Außer der Küche und einem Teil des Daches über
dem Verkaufsraum war nichts verbrannt.
Gott sei Dank, daß das Feuer entdeckt
worden war, ehe es einen größeren Umfang hatte annehmen können.
Aber wie hatte das Feuer überhaupt
entstehen können? Elke hatte es als erste bemerkt. Hatte sie vielleicht sonst
noch irgendwelche Beobachtungen gemacht?
Der Polizist fragte Elke genau aus,
und sie erzählte ihm nun, was sie erlebt hatte, während sie bei den Hunden
drüben gewesen war: Der Italiener war gekommen, hatte aus einer Flasche etwas
auf ein Stück Zeug gegossen und war dann ganz leise wieder fortgegangen.
Aha, das war ja interessant!
Zuzutrauen wäre es dem Mann schon, daß
er das Feuer angelegt hätte, meinten alle, die herumstanden und Elkes Bericht
mit anhörten. Der Mann hatte keinen guten Ruf.
Es stellte sich schnell heraus, daß
Elkes Aussagen auf Wahrheit beruhten, denn als man unter den Trümmern der
ausgebrannten Küche nachsuchte, ob vielleicht noch ein Stück des von Elke
beschriebenen Stofflappens unverbrannt geblieben wäre, fand man tatsächlich ein
halbverkohltes Zipfelchen, auf dem noch deutlich ein Blumenmuster zu erkennen
war. Die Nachforschungen im Hundetheater ergaben dann, daß von einem größeren
Stück Stoff mit dem gleichen Blumenmuster ein Streifen frisch abgerissen war.
Und die Flasche, von der Elke gesprochen hatte, enthielt Petroleum.
Oh, der schlaue Hundebesitzer hatte
nicht damit gerechnet, daß aufmerksame Kinderaugen ihn bei seinem heimlichen
Tun beobachten würden! Er meinte jetzt sicher, daß er nur zu beteuern brauchte,
daß er die Nacht über ja gar nicht in seinem Theater gewesen wäre. Wer wollte
ihm etwas nachweisen!
Es war inzwischen fast fünf Uhr
morgens geworden, und Katje und Elke waren todmüde. Sie konnten sich kaum mehr
auf den Beinen halten. Sie standen mit Lohmeyers — Herrn Lohmeyer hatte man zu
Beginn des Brandes sofort aus der Wohnung geholt — und mit vielen anderen
Leuten um die Brandstätte herum und hörten zu, wie das Unglück besprochen
wurde. Lohmeyers mußten sich so schnell wie möglich einen neuen Herd und neues
Schmalz kaufen, damit ihr Geschäft nicht beeinträchtigt wurde. Die Wohnstube
mußte dann einstweilen als Küche eingerichtet werden. Na, der Italiener sollte
schön bezahlen müssen!
Dieser Gauner! Schon voriges Jahr
hatte Herr Lohmeyer ihn dabei überrascht, wie er sich in der Nähe der Küche zu
schaffen gemacht hatte. Aber damals hatte er sich damit herausgeredet, daß er
eine Ratte habe fangen wollen.
Ein Glück, daß er diesmal überführt
war! Elke, die während ihres nächtlichen Besuches bei den Hunden aus reinem
Zufall Zeuge eines schlimmen Vorhabens geworden war, wurde sehr gelobt. Was
hätte aber auch aus den vielen Schaustellern werden sollen, wenn möglicherweise
das ganze Domviertel abgebrannt wäre, das um Lohmeyers Schmalzkuchenbude herum
lag!
Von allen Seiten wurde Elke und Katje
freier Eintritt in die verschiedenen Buden versprochen. Sie sollten in der
Schießbude schießen können, wenn sie wollten, sie konnten der Vorstellung des
Feuerfressers beiwohnen, sie konnten den Flohzirkus besuchen, der indische
Schwerttänzer lud sie ein, und der Mann, der mit einem Fahrrad über ein
gespanntes Seil fuhr, tat das auch. Alles, alles konnten die beiden kleinen
Mädchen umsonst haben. Großartig!
Aber im Augenblick war den Mädeln
alles ganz gleichgültig. Sie waren müde, So entsetzlich müde nach der Nacht mit
all ihren Aufregungen. Aber niemand dachte jetzt daran, daß sie müde sein
könnten, und der Weg nach Hause zu Katje war so weit!
Da fiel dem Feuerfresser, einem
langen, mageren, überaus gutmütigen Menschen auf, daß Elke blaß und erschöpft
aussah.
„Die Kleene muß
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