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Elke, der Schlingel

Elke, der Schlingel

Titel: Elke, der Schlingel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Gündel
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umkleideten. Und sie hatte damit gar nicht so unrecht. Die Zwerge
trugen Bärte, und die Teufel Hörner und Schwänze, und weiß der Kuckuck, wie es
kommen mag, daß solche Dinge wie Bärte und Hörner niemals da Sitzenbleiben
wollen, wo sie hingehören. Mal rutscht so ein Bart unters Kinn, mal über die
Nase. Und Hörner, die wie Spieße aus dem Hinterkopf herausstehen, anstatt schön
ordentlich aus der Stirn hervorzuragen, sind ja auch nicht gerade das Richtige.
    Aber na, schließlich war doch alles in
Ordnung, und Elke musterte ihre Heerschar in großer Zufriedenheit.
    Fabelhaft sahen die braunen Zwerge aus
in ihren kurzen Kapuzenmänteln und mit ihren weißen Weihnachtsmannbärten, und
einfach schick waren die Teufel in ihren engen, rabenschwarzen Hosen und Jacken
und mit dem Schwanz, der fast bis zur Erde reichte, und mit den Hörnern, die
wie richtige Bockshörner in die Luft ragten!
    Elke selbst steckte im
Oberteufelkostüm, das darin bestand, daß ihre Hörner doppelt so groß waren wie
die anderen, und daß der Schwanz ihr wie eine lange Schleppe hinten
herunterhing.
    Fräulein Samtleben zu Ehren wurden nun
Lieder gesungen, Gedichte aufgesagt, der Direktor hielt eine Rede, und es
wurden thüringische Volkstänze aufgeführt, weil die Angefeierte aus Thüringen
stammte.
    Und endlich ist nun auch Elkes
Teufelstanz an der Reihe.
    Aha! Der Vorhang ist schon wieder
offen, und Zwerge und Teufelchen stehen in einem großen Halbkreis um ihren
Oberteufel herum. Jens und Gisela und ein paar Freundinnen, die Gisela
mitgebracht hat aus dem Gymnasium, das sie besucht, setzen nun mit ihrer Musik
ein, der Tanz beginnt!

    All die kleinen Unterirdischen können
ihre Sache großartig, und es sieht allerliebst aus, wie sie in wilden, aber
doch anmutigen- Sprüngen den Höllenfürsten umkreisen. Der hohe Herr selbst
macht einige gnädige Verbeugungen und Armbewegungen, und dann ist der
Augenblick da, wo die große Huldigung für ihn einsetzen soll. Die Musik wird
plötzlich ganz langsam und feierlich, und das huschende Gewirbel der Zwerge und
Teufel geht über in ein getragenes Sichwiegen.
    Unbeschreiblich hoheitsvoll schreitet
der Fürst der Hölle jetzt hin zu einem erhöhten Platz im Hintergründe, von wo
aus er sich die demütige Huldigung seiner Untertanen anzusehen wünscht. Da — —
da geschieht ein Unglück! Ein unvorsichtiger Zwerg tritt auf den fürstlichen
Schleppschwanz, und — ab ist der! Gerade in dem Augenblick ab, wo der Herr
Oberteufel mit einer weiten, majestätischen Armbewegung ausholt, um ihn sich
mit Schwung über die Schulter zu werfen. — Schallendes Gelächter bricht im
Zuschauerraum aus, und die Musik verstummt. Dem unvorsichtigen kleinen Zwerg
rollen große Tränen in den Wattebart, und Elke steht da und sieht verdutzt auf
das am Boden liegende Abzeichen ihrer höllenfürstlichen Würde. Aber nur einen
ganz kurzen Augenblick steht sie so da, dann beugt sie sich nieder, nimmt den
verlorengegangenen Körperteil auf und steckt ihn sich in aller Seelenruhe mit
derselben großen Sicherheitsnadel, die vorhin aufgegangen war, wieder fest.
    Ein wahrer Begeisterungssturm mit
Fußgetrampel, Händeklatschen und „Bravo, Elke“ durchbrauste jetzt den Saal.
Elke lachte, und auch der tolpatschige kleine Zwerg lachte schon wieder, und
dann ging der Tanz an der Stelle weiter, wo er unterbrochen worden war. Die
Musik fand sich schnell zurecht, und bis zum allerletzten Schlußtakt klappte
jetzt alles großartig.
    Der Beifall war stark und anhaltend.
Niemand fand etwas dabei, daß durch den abgerissenen Schwanz eine kleine
Unterbrechung eingetreten war, auch Elke nicht. Strahlend stand sie da und
dankte wie die anderen Teufel und Zwerge mit kleinen Verbeugungen für das
anerkennende Händeklatschen, und sie hielt dabei das zottelige Ende ihres
langen Schwanzes in der Hand und winkte damit den Zuschauern zu, hauptsächlich
dem Stummelschwänzchen.
    Die Lehrerin winkte vergnügt zurück.
Der Teufelstanz hatte ihr viel Spaß gemacht, und in dem Gedanken daran, daß
Elke ihn von ihrem Krankenbett aus einstudiert hatte, hatte sie sich noch
doppelt an ihm gefreut.
    Als in der nun folgenden Pause Elkes
Eltern und Fräulein Samtleben im Gespräch, zusammenstanden, kam Elke hinzu. Sie
hatte sich schon wieder umgezogen, und aus dem rabenschwarzen Teufel war wieder
die helle, blonde Elke geworden. Der Vater griff ihr lachend in den Schopf:
„Du, weißt du, was ich eben zu deiner Lehrerin gesagt habe? Das kleine Unglück
mit

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