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Elke, der Schlingel

Elke, der Schlingel

Titel: Elke, der Schlingel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Gündel
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sie alles
immer so schön erklärt, was gelernt werden soll, und weil sie ein freundliches
Wesen hat. Aber etwas hat sie an sich, worüber die Klasse sich oft ärgert, und
das ist das, was sich neulich bei Kiki Lütjens Ordnungstadel wieder so recht
zeigte. Fräulein Samtleben nimmt es fürchterlich tragisch, wenn mal jemand
etwas vergessen oder eine Arbeit nicht gemacht hat oder sich sonst etwas hat
zuschulden kommen lassen. Sie schreibt immer gleich ein und hält dazu auch noch
eine solche Strafpredigt, daß man meinen könnte, die Vergeßliche oder Träge
oder Ungezogene müßte unbedingt einmal am Galgen enden.
    Darüber kann man sich wirklich ärgern,
und deshalb soll Stummelschwänzchen sich heute auch mal ärgern.
    Heute? Und wenn Fräulein Samtleben die
Wandtafel heute nun gar nicht auseinanderklappt?
    Keine Bange! Auch dafür hat die Klasse
vorgesorgt. Wenn eine Viertelstunde nach Unterrichtsbeginn noch nichts an der
Wandtafel steht, wollen die Mädel anfangen zu fragen, wie das und das
geschrieben wird. Dann wird Fräulein Samtleben ganz sicher die Kreide zur Hand
nehmen, um das schwierige Wort an die Tafel zu schreiben, an ihre
Lieblingstafel, an die mittlere, die jetzt noch verdeckt ist.
    Die Viertelstunde ist um. Kiki meldet
sich. „Fräulein Samtleben, können wir nicht mal diesen schweren Satz an die
Wandtafel schreiben: ‚Endlich jagte der Enterich die Gans vom Dorfteich’?“
fragt sie.
    „O ja, das ist ein schöner Satz!“
brüllt die ganze Klasse.
    „Gut, schreiben wir den Satz. Aber
gebt gefälligst Ruhe!“ erklärt die Lehrerin und tritt vor die Tafel und klappt
tatsächlich die beiden Seitenflügel auseinander, die bislang das große
Geheimnis verhüllten.
    Zwei Sekunden lang herrschte
Kirchenstille im Klassenzimmer, dann bricht ein wahrer Orkan der Begeisterung
los.
    Fräulein Samtleben aber steht wie
versteinert. Sie ist ganz blaß geworden, und als sie sich dann an den
Haarknoten faßt, um festzustellen, ob heute etwa wieder ein widerspenstiges
Zopfende hervorguckt — — — ja, es guckt heraus, und sie wird flammendrot.

    Sie hätte jetzt mit den Kindern lachen
sollen, sie hätte daran denken sollen, daß sie auch einmal jung und übermütig
war. Aber das ist ihr nicht gegeben.
    Armes Fräulein Samtleben!
    Sie steht da und ist ganz unglücklich
über die unbeschreibliche Ungezogenheit der Klasse! Sie will natürlich wissen,
wer die Hauptschuldigen sind.
    Aber es ist vereinbart worden, daß
niemand sich melden und überhaupt eine Auskunft geben darf, und so treffen alle
ihre Fragen und Drohungen nur auf beharrliches Schweigen.
    „Schön, ich gehe fünf Minuten hinaus“,
sagt Fräulein Samtleben endlich. „Während der Zeit könnt ihr euch überlegen,
wie ihr euch verhalten wollt. Ich will wissen, wer das entsetzliche Bild gemalt
hat! Ich kriege die Schuldige auch ohne euer Geständnis heraus, das sage ich
euch, aber ich rate euch, nicht verstockt zu bleiben. Das könnte ein Unglück
geben, das ihr alle bedauern würdet.“
    Die Lehrerin ging aus der Klasse und
blieb genau fünf Minuten draußen. Als sie wieder hereinkam, hatte sich gar
nichts geändert. Die Klasse war nach wie vor entschlossen, nichts zu gestehen,
und man hatte Elke unter Schwüren ewiger Feindschaft verboten, zuzugeben, daß
sie das Bild gemalt hatte.
    Als Fräulein Samtleben von neuem
begann, durch die Klasse zu fragen: „Bist du es gewesen? Du? Du? Du?“ gab
niemand eine Antwort.
    Da klopfte es plötzlich an die
Klassentür, und herein trat der Hauswart der Schule.
    „Elke Tadsen soll zum Herrn Direktor
kommen!“ meldete er.
    Nun war es an der Klasse, versteinert
zu sein!
    Wie ging das zu? Hatte Fräulein
Samtleben schon sofort gewußt, wer die Schuldige war? Hatte sie nur so getan,
als wenn sie es nicht wüßte? War sie für fünf Minuten aus der Klasse gegangen,
um Elke dem Direktor zu melden?
    Elke hatte ihren Platz in der Nähe der
Klassentür und erhob sich und folgte dem Hauswart. Ihr Gesicht war blaß, aber
sehr ruhig. Auf ihrer Stirn zuckte es ein wenig hilflos. So schlimm hatte sie sich
den Ausgang der Sache nicht gedacht. Zum Direktor geholt zu werden, das
bedeutete so ungefähr, daß man aus der Schule fliegen sollte.
    Und wenn sie das würde — oh, das wäre
entsetzlich! Vor allem Katjes wegen! Eine Freundin wie Katje fand sie in keiner
anderen Schule wieder.
    Aber Elke nahm sich zusammen. Sie ging
mit festen Schritten und in aufrechter Haltung neben dem Hauswart her. Sie
hatte keine Träne in

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