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Elke im Seewind

Elke im Seewind

Titel: Elke im Seewind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Gündel
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irgend etwas Scharfem aufgestoßen hat. Sie denkt nicht daran, daß es richtiger wäre, zum Schutz des Kopfes die Arme über den Kopf zu halten. Da stößt eine Möwe auch schon pfeilgeschwind auf sie herab, und Elke schreit vor Schmerz auf. In ihre hellen Haare sickert Blut.
    Jetzt ist auch Piet zur Stelle. Er reißt Katje ihre Schürze weg und wirbelt damit über sie alle drei hin. Sie halten sich eng aneinandergedrängt und versuchen, so schnell das in dieser Lage geht, zu dem breiten Sandweg zurückzukommen, auf dem sie in das Brutgebiet der Möwen hingelangt sind.
    Endlich ist es geschafft Endlich haben sie die wütenden Möwen hinter sich, und als sie bald danach an eine der Tafeln kommen mit der Aufschrift „Naturschutzgebiet. Betreten streng verboten!“ — da sagt Piet nicht mehr, daß das, was verboten ist, ja gerade schön ist.
    Bei der näheren Besichtigung von Elkes Kopfwunde stellt sich heraus, daß das Mädel noch Glück im Unglück gehabt hat. Die Haut oberhalb des Nackens ist nur ein bißchen aufgeritzt, und was so schrecklich wehtat, muß der Stoß des Schnabels gewesen sein. Als sie wieder ans Wattenmeer kommen, wäscht Katje Elke das Blut aus dem Haar. Leider fließt noch immer etwas Blut nach, sonst würde man gar nicht mehr sehen können, was geschehen ist.
    „Tut es noch sehr weh?“ fragt Piet, und Elke antwortet mit einem tapferen Nein, obwohl der Bums von vorhin durchaus noch schmerzt. Piet sagt: „Man gut. Das ist nämlich nicht gerade nötig, daß die andern was davon merken, wie es uns ergangen ist. Wenn die Möwe mich gehackt hätte, dann wäre das was anderes.“
    Wieso das was anderes wäre, erklärt er nicht, und die Mädel fragen auch nicht nach.
    Katje wäscht im Verlaufe des Nachhauseweges mehrere Male Elkes Hautwunde ab, und zum Schluß ist es so, daß kein Blut mehr gesickert kommt. „Gott sei Dank“, sagt Elke, denn sie mag keine blutverschmierten Haare haben.

    Wie verabredet, schweigen die Mädel zu Hause über ihr Abenteuer, und damit beim Schlafen kein Blut ins Kopfkissen kommt, legt Elke ihren Bademantel übers Kissen. Erfreulicherweise ist das eine unnötige Vorsicht, denn der von den Haaren verdeckte Riß blutet nicht mehr.
    Als Elke und Katje am nächsten Vormittag bei Vater Dubbelkorn für Frau Petermann eine ausgebesserte Emailleschüssel abholen sollen, kann Elke es sich nicht versagen, sich mit ihrem Möwenerlebnis vor dem alten Mann ein bißchen dicke zu tun. Sie erzählt, wie alles gewesen ist, und zeigt auch ihre Stelle am Hinterkopf vor.
    „Das ist ja schade“, sagt der Alte mit einem bedauernden Wiegen des Kopfes.
    „Ja, das war wirklich schade“, antwortet Elke lebhaft. „Es waren ganz gräßliche Biester, die Möwen.“
    „Wieso die Möwen?“ fragt Vater Dubbelkorn und sieht Elke über seine Stahlbrille hinweg streng an. „Die Möwen nämlich nicht.“
    Die Freundinnen sehen den alten Mann verwundert an.
    „Die Möwen haben uns was getan”, widerspricht Elke ziemlich energisch.
    „Was ihr gutes Recht war“, beharrt der Alte. „Ihr hattet da nämlich gar nichts zu suchen in ihrem Schongebiet. Aber das ist ja immer so. Wenn Tiere sich nicht alles gefallen lassen wollen — ob das Pferde oder Hunde oder Katzen oder, wie bei euch Möwen sind —, dann kriegen sie die Schuld. Die Möwen haben nämlich nichts getan, als ihre Eier und ihre Jungen verteidigt, und von mir aus hätten sie euch noch einen ganz anderen Denkzettel mitgeben können.”
    Die Mädel sind sehr enttäuscht über so wenig Mitgefühl und beeilen sich wegzugehen.
    Als sie kaum aus der Tür getreten sind, kommt Fietje, der Häuptling der Wilden, ihnen entgegen.
    „Heute nachmittag wollen wir wieder Robinson spielen. Die andern wissen auch schon Bescheid“, sagt er lebhaft. „Der Sand ist wieder ganz schön trocken, und außerdem müssen wir doch für das Strandfest üben.“
    „Also abgemacht. Nach der Mittagsruhe gehen die Robinsons und die Wilden in ihre Burgen, und wie immer werden dann erstmal Kundschafter ausgeschickt“, sagt Elke.
    „Nein, keine Kundschafter“, widerspricht Häuptling Kokonusso, durchtrieben grinsend. „Ich werde heute zwei Abgesandte zu euch hinschicken.“
    Tatsächlich ist es ein paar Stunden später wirklich so, daß Katje und Lotti in dem vollen Schmuck ihrer Negertracht bei der Familie Robinson eintreffen — Lotti in leuchtend Rot mit Silber und Katje in Kornblumenblau. Piet und Elke haben alle Mühe, die beiden zu verstehen, denn sie reden

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