Ella und der Neue in der Klasse
dann erklärten wir ihm, dass außer den Kleidern auch unser Geld weg war. Pekka hatte sich nämlich mit den letzten fünfzehn Cent ein Riesengummibärchen gekauft.
»Ich wundere mich über gar nichts mehr«, seufzte der Lehrer, während er einen großen Geldschein aus seiner Brieftasche zog.
»Einpacken?«, fragte der Verkäufer.
Der Lehrer schaute jeden von uns von oben bis unten an, dann fragte er: »Wie große Tüten hätten Sie denn?«
»Nicht nötig«, sagte die Frau des Lehrers schmunzelnd.
Dann lächelte sie Hanna an, die ihren neuen Pullover überzog, und ganz besonders freute sie sich für Pekka, dem sein Schottenrock auch wirklich gut stand. Wir anderen lächelten den Verkäufer an, und ganz besonders freuten wir uns über die Vatertagskarte, die auf dem Kassentisch lag. Wir hatten wieder eine Spur.
Die neue Nationalhymne
Vor dem Kleidergeschäft trennten wir uns wieder von dem Lehrer und seiner Frau.
Gleich darauf trennten wir uns auch von dem Polizisten, der jetzt nicht mehr schnaufte und uns den Weg zur Eishalle erklärte. Wir hatten ihm erzählt, dass wir dort eine wichtige Verabredung hätten. Als wir gingen, drehte er sich um, und wir sahen, dass aus seiner Gesäßtasche die Ecke einer Vatertagskarte herausschaute. Noch eine Spur. Paavo war echt fleißig gewesen.
Die Eishalle war dann noch größer, als wir erwartet hatten. Sie sah wie ein riesiges umgekipptes Ruderboot aus. Als wir ankamen, strömten schon Massen von Menschen hinein. Das waren bestimmt alles Eishockey-Fans. Schade war nur, dass wir nicht hineinströmen konnten, denn dazu brauchte man Eintrittskarten.
»Aber wir müssen Paavo ausrufen«, erklärten wir dem Onkel am Eintrittskartenschalter.
»Er ist Gefangener in einem Haus mit sieben Doofen«, fügte Tiina hinzu.
»War das nicht Schneewittchen?«, fragte der Onkel freundlich. Aber er ließ uns trotzdem nicht rein, auch als wir bettelten und flehten. Vielleicht war er selber Eishockeyspieler, und das ist nun mal ein harter Sport.
Wir warteten noch eine Weile, ob vielleicht der Lehrer wieder auftauchte und uns rettete, aber er hatte wohl anderes zu tun.
»Was machen wir jetzt? Wenn die uns nicht reinlassen, können wir Paavo auch nicht ausrufen«, sagte Hanna niedergeschlagen.
»Wir nehmen die Hintertür«, sagte Timo.
Es war so einfach! Aber ohne Timo wäre uns trotzdem nie eingefallen, dass auch Eishallen eine Hintertür haben. Wir gingen um das umgekippte Boot herum und fanden sogar mehrere Türen. Aber sie waren alle verschlossen, bis auf eine, vor der ein riesiger Wachmann stand. Er war so groß wie ein Eisberg und hatte einen genauso eiskalten Blick.
»Glaubt ihr, dass der uns reinlässt, wenn uns schon der freundliche Onkel vorne nicht reingelassen hat?«, fragte ich.
»Den ramm ich, dass er untergeht wie die Titanic, wenn er uns nicht reinlässt«, knurrte der Rambo.
Wir hätten uns natürlich auch verkleiden können, aber wir hatten leider die ganze Watte weggeworfen, weil sie so voller Rasierschaum gewesen war.
»Vielleicht könnten wir ihn höflich bitten, Paavo auszurufen«, schlug Timo vor.
Weil niemand eine bessere Idee hatte, beschlossen wir, es wenigstens zu versuchen.
Der Wachmann schaute auf seine Uhr und tippte andauernd mit der Spitze seiner glänzenden Schuhe auf den Asphalt. Seine Uniform war schwarz, und seine große Gürtelschnalle leuchtete im Dunkeln wie ein weit entfernter Stern. Inzwischen war es nämlich fast Nacht. Wir kamen uns winzig vor, als wir uns dem Riesen näherten.
Und noch gespenstischer wurde das Ganze durch das Lied, das plötzlich von irgendwo hoch oben zu hören war und von einem Männlein handelte, das still und stumm im Wald stand. Wir brauchten nicht nach oben zu sehen, um zu wissen, wer da sang.
Wir hatten noch kein Wort gesagt, als der Wachmann uns schon bemerkte. Er war eindeutig ein wachsamer Wachmann.
»Da seid ihr ja«, sagte er, und sein eiskalter Blick wich einem Lächeln.
»Da sind wir, ja«, sagte Timo.
»Vier Mädchen und drei Jungen, stimmt genau«, sagte der Wachmann.
Wir wunderten uns ein bisschen, weil wir ja vier Jungen und drei Mädchen waren, aber dann fiel uns ein, dass er ja nicht wissen konnte, dass in Pekkas Schottenrock Pekka steckte. Wir wollten es dem Wachmann gerade erklären, als er die schwere Eisentür hinter sich öffnete.
»Bis zum Ende des Gangs, dann durch die Flügeltür, und ihr seid da. Ihr werdet schon erwartet!«, sagte er und schob uns alle auf einmal durch die
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