Ella und der Neue in der Klasse
auf die mindestens zehn riesengroßen Fernseher, die im Schaufenster standen. In allen war auf einmal Paavo zu sehen.
Wir konnten leider den Ton nicht hören, aber man sah, dass Paavo etwas sagte. Er guckte uns direkt an und redete. Es sah echt ein bisschen seltsam aus. Als wären die Fernsehbildschirme Gefängniszellenfenster, und aus jedem schaute ein ernst dreinblickender Paavo heraus.
»Wieso ist er dort?«, wunderte sich Tiina.
»Und was sagt er?«, überlegte Hanna.
»Paavo ist in Schwierigkeiten«, erschrak Tiina.
Uns war sofort klar, dass Tiina recht hatte. Wir wussten nämlich, dass es im Fernsehen so eine Sendung gab, in der irgendwo in einem großen Haus sieben Doofe eingesperrt waren. Die fläzten sich die ganze Zeit auf Sofas, benahmen sich schlecht und stritten sich andauernd, wer gehen durfte und wer noch länger in dem schrecklichen Haus bleiben musste oder so ähnlich. Und jetzt war anscheinend Paavo in dieses Doofenhaus im Fernsehen entführt worden und bat uns, dass wir ihn retten sollten. Was das hieß, war auch klar: Nachhausefahren kam überhaupt nicht mehr infrage! Wir hatten eine Aufgabe! Oder eigentlich hatten wir jetzt zwei: Wir mussten Paavo nicht nur finden – wir mussten ihn auch befreien.
Also schmiedeten wir einen Plan. Er war einfach, aber echt genial. Es war ein Drei-Punkte-Plan, und er ging so:
1. Wir suchen Paavo.
2. (Für den zweiten Punkt fiel keinem was ein.)
3. Paavo wird befreit.
4. Hanna wird ein Filmstar. Sie feiert eine wundervolle Hochzeit und bekommt vier süße Kinder, und die Kinder heißen O-Pal, Dia-Mant, Gra-Nat und Jas-Pis. Hanna und ihr Auserwählter haben einen eigenen Zug, mit dem sie eine Hochzeitsreise vom Wohnzimmer ins Spielzimmer machen. Zusätzlich werde ich fast genau so berühmt wie Hanna, weil ich ihre beste Freundin bin und in allen Zeitungen erzählen darf, wie glücklich Hanna ist.
Der vierte Punkt unseres Drei-Punkte-Plans war natürlich geheim. Nur Hanna und ich wussten davon, und wir würden niemals jemand anderem davon erzählen, außer vielleicht den Zeitungen und dem Fernsehen. Dass man Geheimnisse für sich behält, ist die oberste Regel zwischen besten Freundinnen.
»Womit fangen wir an?«, fragte Tiina.
»Wir rufen Paavo aus«, sagte Timo.
»Schon wieder? Das hat doch vorhin schon nichts gebracht«, sagte Mika.
»Weil wir ihn nicht laut genug ausgerufen haben«, erklärte Timo.
»Und wo können wir ihn lauter ausrufen?«, schaltete ich mich ein.
»Bei einem Eishockeyspiel«, fiel Timo ein. »Bei Eishockeyspielen sind die Lautsprecher am lautesten.«
Wir hatten natürlich alle schon Eishockeyspiele im Fernsehen geschaut und wussten, dass sie dort richtig laute Lautsprecher hatten. Das Problem war nur, dass niemand von uns wusste, wo genau Eishockeyspiele stattfanden.
»Auf dem Eis«, nahm Hanna an.
»Auf einem Spielfeld mit so harten Banden außenrum«, wusste ich.
»Im Fernsehen«, erinnerte sich Tiina.
»Bei uns zu Hause«, sagte Pekka.
»Bei euch zu Hause wird Eishockey gespielt?«, fragte ich verblüfft.
»Nicht mehr«, gab Pekka zu. »Meine Mutter hat den Schläger von meinem Vater weggeschlossen.«
Wir wussten nicht, was das mit unserem Problem zu tun hatte, aber eins stand fest: Wir würden in jedem Fall zu einem Eishockeyspiel gehen und Pekka durch den Lautsprecher ausrufen. Und dann würden wir ihn befreien.
Zum Glück fiel Timo doch noch ein, dass es für Eishockeyspiele Eishallen gab.
Auf Spurensuche
Wir machten es wie in den Kinofilmen, wenn jemand gesucht wird und keiner weiß, wo er steckt: Wir irrten ziellos umher. Es fehlte nur, dass uns irgendwelche fiesen Gangster verfolgten. Oder vielleicht verfolgten uns auch welche, und wir merkten es nur nicht. Vielleicht war hinter uns eine wilde Verfolgungsjagd im Gang: Die Gangster verfolgten uns, und irgendein mutiger Held verfolgte die Gangster und versuchte, sie einzukassieren, bevor sie uns einkassierten. In der Stadt konnte man sowieso kaum unterscheiden, wer gut und wer böse war.
Die Stadt war groß, aber es war trotzdem schwer, eine Eishalle zu finden. Andere Hallen gab es dafür genug: eine Markthalle, eine Kaufhalle, eine Billighalle, eine Möbelhalle und eine Spielhalle. Und dann kam Mika auf die doofe Idee, einen Hund nach einer Eishalle zu fragen. Der Hund war vor einem Geschäft angebunden und ließ Mikas Hosenbein erst wieder los, als sein Frauchen kam. Danach beschlossen wir, uns aufzuteilen. Das ist das beste Mittel, wenn einem sonst
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