Ellas geheime Traeume 1&2
bremste scharf, als eines der blauen ’P’ am Straßenrand auftauchte.
„Los, gib mir die Akte!“ Auffordernd streckte Alan die Hand aus. Als er Ellas fassungslosen Blick sah, begriff er, dass sein Ton zu drängend, sein Gesicht zu verzerrt und seine gesamte Erscheinung bedrohlich war. „Ich war total begeistert, als du mir schriebst, dass du sie gefunden hast“, fuhr er fort, indem er sich bemühte, einen ruhigen Eindruck zu vermitteln. Er schaffte es sogar, seinen versteinerten Mundwinkeln ein Lächeln abzunötigen. Seine Worte klangen hohl und falsch, und er sah, dass sie nicht überzeugt war. Dennoch reichte sie ihm eine Stofftasche, in der sie die Akte mitgebracht hatte. Ungeduldig zog er sie heraus, öffnete sie und entriegelte die Metall-Lasche, die das Innenteil fixierte.
Die ersten Seiten schienen relativ belanglos und behandelten vor allem oberflächliche Rahmenbedingungen des ‚Freizeitcenters’, die Alan bereits bekannt waren. Doch nachdem er einige Male umgeblättert und festgestellt hatte, dass die Akte detaillierte Informationen über Wagners Werbeausgaben und -strategien enthielt – inklusive detaillierter Statistiken und bereits vereinbarter PR-Termine – hob sich seine Stimmung.
Er klappte den Deckel zu und legte die Akte vorsichtig hinter sich auf Rücksitz, bevor er die kleine Sekretärin zu sich heranzog, um ihr einen heißen Kuss auf die Lippen zu drücken. Er spürte, wie sie sich unter seinen Händen verkrampfte. Ihr Köper war angespannt, und die vollkommene Hingabe, die sie ihm noch vor einigen Tagen bewiesen hatte, war verschwunden. Sie misstraut mir , dachte er. Im Grunde bestätigte dies nur die Vermutungen, die er bereits zuvor gehegt hatte, und ihre Abwehr hätte ihm gleichgültig sein können. Und doch bohrte sie sich wie ein Stachel in sein Herz. Es war nicht nur verletzter Stolz, den er fühlte, sondern ein tieferes Gefühl, das ihm Unbehagen bereitete. Hinzu kam noch, dass er mehr als je zuvor begann, Ellas Verschwiegenheit anzuzweifeln. Wer sagte ihm, dass sie, falls sie am heutigen Abend etwas zu sehen bekäme, was sie nicht sehen sollte, nicht doch damit an die Öffentlichkeit ginge? Kurz erwog er, sie unter Vortäuschung von Kopfschmerz oder ähnlichem wieder zurück nach Hause zu bringen – doch die Versuchung, ihr Vertrauen wie eine Trophäe zurückzuerobern und vielleicht noch mehr Nutzen aus ihrer Liaison zu ziehen, war einfach zu groß. So hielt er stattdessen in seinem Kuss inne und blickte sie aus seinen kühlen blauen Augen an, während er sanft über ihr Haar strich. Er wusste, was seine Blicke bei Frauen auslösen konnten und dass seine Augen auf viele eine nahezu hypnotische Wirkung ausübten. Eben jene Wirkung beobachtete er nun auch in Ellas Gesicht. Ihre grauen Augen wurden weich, ihre angespannten Muskeln lösten sich ein wenig. Eine Welle des Triumphs stieg in ihm auf. Jetzt gib wieder etwas von dir preis, Alan – aber diesmal nicht zu viel, dachte er bei sich. Stell eine Verbindung her zwischen dir und ihr, damit sie dir wieder vertraut.
Er senkte seinen hypnotisierenden Blick ein wenig. „Wahrscheinlich hältst du mich für einen schlechten Menschen, weil ich meine Konkurrenten ausspähe“, sagte er tonlos, um im nächsten Moment wieder zu ihr aufzusehen. „Aber du weißt ja, wie es ist, nichts zu besitzen. Ich habe mir all den Luxus und den Erfolg hart erkämpfen müssen. Und wenn man da herkommt wo ich herkomme, setzte man alles daran, nie wieder dorthin zurückkehren zu müssen… verstehst du, was ich meine?“ Nun kam es drauf an, ob sie anbiss.
Ella nickte langsam und nachdenklich; ihre Miene war ihm ein Rätsel. „Lass uns weiterfahren“, sagte sie, „wir können doch ein andern Mal darüber sprechen. Für den Moment ist alles in Ordnung.“
Während sie weiterfuhren, blickte Alan sie ein paar Mal von der Seite an. Sie strahlte eine Stärke aus, die ihn erstaunte, und ihrem Pokerface war keiner ihrer Gedanken zu entnehmen. In ihrem schwarzen Samtkleid und den hochgesteckten Locken sah Elida Wilkens besser aus als jemals zuvor
Sie ist vor allem auch klüger als ich dachte – und möglicherweise eine echte Gefahr. Ich werde sie heute Abend gut im Auge behalten müssen. Und bald wird es an der Zeit sein, unserem ‚Spiel‘ ein Ende zu setzen.
Es war eine Tatsache, die er bereits jetzt bedauerte. Er blickte auf ihr Dekolleté, das im Halbdunkel schimmerte und mit der dunklen Farbe des Kleides kokettierte, auf die schöne gerade
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