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Elli gibt den Loeffel ab

Elli gibt den Loeffel ab

Titel: Elli gibt den Loeffel ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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nicht hingelegt. Eigentlich hatte sie vorgehabt, ihre Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen. Zu viel war passiert.
    Ihr Leben zu Hause fühlte sich mittlerweile an, als wäre es mehrere Galaxien entfernt, dabei war sie doch erst ein paar Tage unterwegs. All die Probleme, die sie zu Hause zu erdrücken drohten, lasteten nun nicht mehr mit dem gleichen Gewicht auf ihren Schultern. Dafür waren auf einmal ganz andere Dinge wichtig geworden. Mit Doro hier auf Capri zu sein, dies allem reichte aus, um sie für mehrere Stunden zu beschäftigen. Immer wieder kamen Erinnerungen hoch, an die gemeinsamen Urlaube, an ihre Eltern. Dass ihre Mutter ihr Verhältnis mit dem Italiener so lange verschwiegen hatte, stellte einfach alles in Frage.
    Wer war sie? War ihre ganze Kindheit eine einzige Lüge? Als wäre das noch nicht genug, hatten sich nun auch noch zwei Männer in ihr Leben geschlichen. Dafür, dass dieses Thema längst durch war, zumindest hätte sie noch bis vor kurzem geschworen, dass dem so war, hatte die Begegnung mit Heinz sie ordentlich aufgewühlt. Nun war er tatsächlich abgereist. Er musste gleich nach ihrer Begegnung am Hafen seine Reisetasche geholt haben. Sein Zimmer in der Casa Bella war jedenfalls schon leer gewesen, als sie aus der Stadt zurückgekommen war. Ein äußerst unguter Abschied. Da war er ihretwegen nach Neapel gefahren, um ihnen zu helfen, und sie hatte ihn so schroff behandelt. Heinz’ »Lebe wohl« lag ihr bleischwer im Magen, auch jetzt noch, als sie überlegte, dass sie sich endlich aufraffen und aufstehen sollte. Aber die vielen schweren Gedanken ließen sich einfach nicht vertreiben und drückten sie immer wieder zurück auf die Matratze.
    Nun spukte ihr auch noch Roberto im Kopf herum. Was war denn so verkehrt daran, sich mal groß ausführen zu lassen? Er war sicher ein großartiger Mann. Heinz war eifersüchtig gewesen, so viel stand fest. Vielleicht hatte er den Italiener deshalb so schlecht geredet, was auch nicht in Ordnung war und worüber sie sich maßlos geärgert hatte. Geschäft war nun mal Geschäft. Das konnte Heinz Roberto doch nicht allen Ernstes vorwerfen. Oder etwa doch? Warum hatte sie gegenüber Heinz so ein schlechtes Gewissen?
    Gedanken konnten einen regelrecht lähmen, vor allem wenn sie sich nur im Kreis drehten. Erst jetzt fiel Elli ein flackerndes Licht von draußen auf. Kerzenlicht auf der Terrasse? Gab es einen Grund zum Feiern? Durch das Fenster sah sie, dass Doro und Fabrizio bei einem Glas Wein an einer gedeckten Tafel saßen. War ihr irgendetwas entgangen?

    Anja war es gewöhnt, ihren Kummer wegzukochen. Eine Küche war der einzige Ort auf der Welt, in dem sie all die Sorgen, die sie belasteten, mit einem Schlag vergessen konnte. Fabrizio hatte den Kühlschrank gut gefüllt: Shrimps, frische Tomaten, Fisch, Pastete, Schinken. Was für ein herrlicher Anblick. Allein mit der Nase über die reichhaltige Gewürzsammlung zu streifen und in die Gläschen, Röhrchen und Tüten hineinzuschnüffeln, hatte etwas Ekstatisches. Gerüche dieser Art waren wie eine Droge, und Kochen war die beste Beschäftigungstherapie, wenn es einem schlechtging.
    Der Fisch war jeden Moment fertig, es fehlte nur noch ein bisschen Öl. Der Knoblauch duftete bereits würzig, aber nicht zu aufdringlich. Eine Prise Paprika würde die Shrimp-Fisch-Kreation, die sie gleich zu servieren gedachte, noch abrunden. Der Duft der leicht gerösteten Schalentiere löste wahre Glücksgefühle in ihr aus. Was man mit so wenigen Zutaten alles zaubern konnte. Dazu gab es Spaghetti al dente und einen guten Weißwein.
    Das Paradies war zum Greifen nah, allerdings waren Anjas Glücksgefühle auf einen Schlag verflogen, als sie ihre Kreation servierte. Zwar sahen ihre Mutter und Fabrizio aus, als würde ihnen gleich das Wasser im Mund zusam-menlaufen, aber der Umstand, dass sich ihre Tante zu ihnen gesellte, riss Anja von jetzt auf gleich aus ihrer Euphorie. Die Küchendroge verlor ihre Wirkung.
    »Setz dich zu uns, Anja hat für uns gekocht.« Fabrizio rückte Eili einen Stuhl zurecht.
    Sie sah sich um und nahm wortlos Platz. Fabrizios Idee, auf der Terrasse ein paar Fackeln anzubringen, hatte für eine umwerfend romantische Stimmung gesorgt, die dem Anlass allerdings absolut unangemessen war. Immerhin hatte Anja ihre Tante verraten. Ihr war klar, dass Tante Elli nun aus dem Rennen um das Haus war. Diese Tatsache konnte weder das Essen noch der gute Wem wieder wettmachen. Noch wusste ihre Tante jedoch nichts

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