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Elli gibt den Loeffel ab

Elli gibt den Loeffel ab

Titel: Elli gibt den Loeffel ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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die sein Vater vom Stapel ließ, oder über die lässige Handbewegung, mit der er sich einen Amaretto einschenkte, der auf einem Beistelltisch schon bereitstand.
    »Ihr kennt euch doch kaum.«
    »Anja und ich waren ein Paar, aber vermutlich hast du das gar nicht mitbekommen.«
    »Ein Paar. Ein kleiner Flirt in Deutschland?«
    Er hatte ihm also tatsächlich nie richtig zugehört. Unzählige Male hatte er den Anlauf unternommen, von Anja zu erzählen, aber sein Vater hatte es immer verstanden, dieses Thema geschickt auszublenden. Hatte er ihn denn nie ernst genommen? Weder sein Privatleben noch sein Studium, noch seine Auffassung von modernem Tourismus? Gegen diese Ignoranz und Selbstherrlichkeit anzuargumentieren war zwecklos, aber der Druck, der sich über all die Jahre angestaut hatte, suchte ein Ventil.
    »Du bist das Allerletzte, und ich schäme mich, dein Sohn zu sein!«
    »Paolo, lass uns vernünftig reden.«
    »Spätestens seit heute weiß ich, warum mamma dich verlassen wollte. Wenn du doch bloß nicht so verdammt egoistisch und selbstherrlich wärst. Mamma könnte noch leben!«
    »Paolo!«, empörte sich sein Vater.
    Die Reißleine erzielte die gewünschte Wirkung, nur bremste der Rettungsschirm den freien Fall diesmal nicht mehr ab. Der Fallschirm öffnete sich nicht. Sein Vater fiel ungebremst in die Tiefe.
    »Du siehst mich nie wieder!«, schleuderte Paolo seinem Vater verzweifelt und enttäuscht zugleich entgegen. Er zittere vor Aufregung, aber die Art, wie sein alter Herr mit Menschen spielte, wie er sie manipulierte, wie er auch ihn zeit seines Lebens manipuliert hatte, konnte er einfach nicht mehr länger hinnehmen.

Kapitel 15
    »Er hat mich die ganze Zeit über nur benutzt«, schluchzte Anja zurück m der Casa Bella, die auf einmal gar nichts Schönes mehr an sich hatte.
    »Das glaube ich nicht«, versuchte ihre Mutter sie zu trösten. Hätte ihre Mutter sie mal lieber in den Arm genommen, doch wann hatte sie das überhaupt einmal getan? Tränen flössen ihr über die Wangen. Immerhin reichte ihre Mutter ihr ein Taschentuch.
    »Anja, hier geht im Moment alles drunter und drüber. Paolo hat sich sicher gefreut, dich wiederzusehen, aber eure Geschichte ist doch schon eine halbe Ewigkeit her.«
    »Wenn man jemanden liebt, hat das doch nichts mit Zeit zu tun«, stammelte sie zwischen zwei Schnäuzern.
    »Jetzt sei mal realistisch. Der Mann sieht gut aus. Er ist reich. Diese...«
    »Barbara!« Noch nicht einmal den Namen dieser Schlampe konnte ihre Mutter sich merken. Hörte sie ihr denn nie zu?
    »Gut, also diese Barbara. Die passt bestimmt viel besser zu ihm.«
    »Woher willst du das wissen? Du kennst Paolo doch gar nicht.«
    »Das sagen mir meine Lebenserfahrung und mein gesunder Menschenverstand.«
    »Liebe hat nichts mit Verstand zu tun«, protestierte Anja.
    »Doch! Ich sag dir jetzt mal was: Diese verfluchten de Andres sind alle gleich. Roberto schleimt sich bei deiner Tante ein und sein Sohn bei dir. Das hat doch Methode.«
    »Ich möchte nach Hause«, schluchzte Anja.
    »Ich halte es auch nicht mehr lange in diesem Irrenhaus aus, aber das Haus werden wir nicht kampflos aufgeben. Das Geld können wir gut gebrauchen.«
    »Bekommst du es denn?«, fragte Anja.
    »Nachdem er uns wahrscheinlich sowieso über den Tisch zieht, denke ich, dass er zahlen wird.«
    »Er betrügt euch?« Seit wann ließ sich ihre Mutter so etwas bieten?
    »Was sollen wir denn machen? Ich hatte gehofft, dass du einen von Omas Briefen an Charlotte findest. Damit könnten wir wenigstens zu einem Anwalt gehen.«
    Anja dämmerte, dass es ein Fehler gewesen sein könnte, den Brief zurückzuhalten. Den entscheidenden Brief. Die Pension eines Tages zu übernehmen, konnte sie sich sowieso abschminken, denn auf Capri zu bleiben, kam nun nicht mehr in Frage. Wenn sie den de Andres mit dem Brief Schwierigkeiten bereiten konnte, umso besser. Wenigstens bekämen ihre Mutter und Tante Elli dann auch das Geld.

    Dorothea war viel zu neugierig auf den Inhalt des Briefes, mit dem sie sich auf ihr Zimmer zurückgezogen hatte, um Anja böse zu sein. Hinzu kam, dass sie sich ihrer Tochter gegenüber ziemlich schroff verhalten hatte. Elli hatte mit ihren Vorwürfen den Nagel auf den Kopf getroffen. Andererseits hatte Anja in den letzten Jahren beruflich ja nun wirklich nichts auf die Reihe bekommen. Wenn man sich monatelang Träume von einer Würstchenbude anhören durfte und dann plötzlich mit einer Pension auf Capri konfrontiert wurde, war das

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