Elli gibt den Loeffel ab
untergetaucht war.
Die Zeit hätte er sich sparen können. Heinz war zwar kein Kfz-Mechaniker, aber zu diesem Schluss war er auch schon gekommen, und zwar nach nur einem Blick auf das Gefährt der Deutschen, das immer noch vor sich hin dampfte.
»Was genau ist denn kaputt?«, fragte die rasante Fahrerin.
Hilflos zuckte der Mechaniker mit den Schultern. »Nix sprechen deutsch.«
Es war Heinz klar, was sie als Nächstes probieren würde. »Ist es der Motor?«, fragte sie in feinstem Oxfordenglisch.
Der Mechaniker schien sie immer noch nicht zu verstehen.
»Sprechen Sie vielleicht italienisch?«, wandte sie sich nun an ihn. Ihr hilfesuchender Blick war unwiderstehlich.
Er nickte und übersetzte dem Mechaniker gewandt die Frage. Das halbe Jahr auf dem Campingplatz in der Nähe von Pisa und die vielen Sprachkurse auf DVD machten sich spätestens jetzt bezahlt.
Der Mann antwortete ihm erleichtert, und die Deutsche brachte angesichts seiner Italienischkenntnisse den Mund nicht mehr zu.
»Es ist der Motor. Ihr Wagen ist reif für den Schrottplatz«, übersetzte Heinz die Antwort des Mechanikers.
Die Nachricht traf sie offenbar tief. Wie versteinert starrte sie auf ihren alten VW-Käfer, und als der Mechaniker auch noch damit herausrückte, dass sie dreihundertfünfzig Euro für den Abschleppdienst und die Verschrottung berappen durfte, knickte sie regelrecht ein. Die Art, wie sie mit traurigem Blick und einem Hauch von Verzweiflung hauptsächlich kleine Scheine aus der Geldbörse zog, machte Heinz klar, dass sie vermutlich nicht so viel Geld hatte. Warum sonst hätte sie mit dieser Rostlaube nach Italien fahren sollen? Der Mechaniker stellte den Koffer der Frau an den Fahrbahnrand, während sie ihre persönlichen Utensilien aus dem Wagen holte. Noch nicht einmal eine Wasserflasche hatte sie dabei. Offenbar keine geübte Reisende.
Während Oskar die Entsorgungsaktion interessiert verfolgte, beschloss Heinz spontan, erste Hilfe zu leisten. Angesichts der Hitze und des vielen Rauchs, den sie eingeatmet hatte, bestimmt keine schlechte Idee. Er kam gerade mit einer Wasserflasche und einem Pappbecher zurück, als der Wagen am Haken hing und die Arme mit ansehen musste, wie ihr Gefährt ächzend nach oben gezogen wurde. Die Frau konnte einem richtig leidtun, als sie dem nostalgischen Käfer mit einer sanften Handbewegung hinterherwinkte und dem Abschleppwagen noch so lange nachsah, bis er hinter einer Kurve verschwand.
»Etwas Wasser?«, bot er ihr galant an.
»Gerne.«
Heinz schenkte ihr etwas in einen Plastikbecher. »Wenn Sie möchten, kann ich Sie mitnehmen, aber ich rufe auch gerne eine Leihwagenfirma an. Die sind in Italien nur sehr teuer.«
Sie trank den Becher in einem Zug aus und war sofort in einem merklich besseren Zustand.
»Danke. Wohin fahren Sie denn?«
»Richtung Süden.«
»Ich muss nach Neapel«, sagte sie.
»Na, dann steigen Sie ein.«
Wenn man mehrere Stunden gemeinsam in einem Wagen zu verbringen gedachte, sollte man sich zumindest vorstellen, überlegte Heinz. Außerdem war er neugierig, wie die Frau hieß, die mit so einem Vehikel versuchte, ein Wohnmobil abzuhängen. »Heinz«, sagte er und streckte ihr die Hand hin.
Für einen Moment schien sie zu zögern, ergriff sie dann aber doch. »Eleonore.«
Kapitel 3
Elli fragte sich, wie man ein derart schönes Wohnmobil nur so herunterkommen lassen konnte. Ein Blick durch die offenstehende Tür erweckte den Eindruck, als wäre der Wagen mit allem ausgestattet, was das Herz begehrte: eine bequeme Sitzecke, die sich bestimmt zum Bett umfunktionieren ließ, eine Kochnische mit Herd, ein Kühlschrank sowie diverse Schubladen und Türen mit Fronten in hellen Holztönen. Selbst eine Mikrowelle war mit an Bord, und im Wohnbereich gab es sogar einen Fernseher. Vermutlich befand sich hinter der schmalen Tür neben der Küche auch noch ein Bad. Alles schön und gut, aber der Raum war übersät mit Kleidungsstücken, Zeitungen, benutztem Geschirr und allerlei Kleinkram — das pure Klischee eines typischen Männerhaushalts. Zudem roch es nach Bier. Eine leere Dose machte Elli sofort im Getränkehalter aus, zwei weitere standen auf dem Tisch im hinteren Bereich.
Immerhin hatte der Hund einen bequemen und auf den ersten Blick sauberen Platz, genau in der Mitte zwischen Fahrer- und Beifahrersitz. Unentwegt starrte er sie mit schief gelegtem Kopf und seinem unwiderstehlichen Streichle-mich-Blick an. Sobald sie ihm direkt in die ausdrucksstarken Augen sah,
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