Elli gibt den Loeffel ab
war aus ihm geworden. Dunkles, kräftiges Haar, sportlich, charmant, im Prinzip ganz der Papa, als er noch jung war.
»Paolo. Ich hätte dich doch abholen lassen«, begrüßte Roberto ihn mit einer Umarmung, die sein Sohn etwas steif erwiderte.
»Sicher, mit der Limousine.«
Die alte Leier. Paolo hatte Probleme, zu ihrem Reichtum zu stehen. Wie konnte es ihm nur unangenehm sein, standesgemäß von einer Limousine vom Flughafen abgeholt zu werden? Andere würden sich die Finger danach lecken, im Gegensatz zu seinem eigenen rebellischen Sohn.
»Ich wollte dir keine Umstände machen«, log er offenkundig. Immerhin eine diplomatische Antwort. Von wem hatte er die hohe Kunst der Diplomatie wohl gelernt? Wieder ein Grund, stolz auf den kleinen Rebellen zu sein.
»Wie lange bleibst du diesmal?« Länger als eine Woche hatte Paolo es auf Capri noch nicht ausgehalten.
»Mal sehen. Ich möchte noch nach Thailand. Wegen der Promotion«, erwiderte Paolo.
»Es wird Zeit, dass du endlich mit dem Studieren auf hörst. Meine Hotels warten auf dich.«
»Du weißt, dass ich dir das nicht versprechen kann.«
Keine fünf Minuten da, und schon schaffte Paolo es, sein Blut in Wallung zu versetzen. Ausgerechnet sein Sohn hatte sich den Floh ins Ohr setzen lassen, dass es so etwas wie alternativen Tourismus gab. Die Ressourcen der Gastländer nicht ausbeuten. Integration. Natürliche Rohstoffe beim Bau der Hotels. Biotourismus. Alles schön und gut, aber damit war nun mal kein Geld zu verdienen.
»Wir werden sehen«, antwortete er mit strengem Blick, was Paolo jedoch eher erheiterte. Was war nur in diesen Jungen gefahren? Ausgerechnet jetzt klingelte das Telefon: Lorenzo. »Entschuldige mich bitte.«
Paolo nickte und machte es sich auf einem mit venezianischen Motiven versehenen Antiksofa bequem.
»Hallo Lorenzo. Was? Sag das noch mal!«
Roberto musste sich augenblicklich setzen. Angeblich war eine Deutsche auf dem Gemeindeamt aufgetaucht und behauptete, die Tochter von Alessandro Castiglione zu sein. »Tochter? Castiglione hatte eine Tochter?«
Roberto suchte Halt an seinem Schreibtisch. »Hat sie etwas in der Hand?«, bohrte er nach.
»Noch nichts«, erwiderte Lorenzo am Telefon. »Angeblich sind aber irgendwelche Dokumente aus Deutschland unterwegs.«
Verdammt! »Halte alle Informationen zurück. Ohne Testament geht gar nichts.« Roberto legte kreidebleich auf.
»Schlechte Nachrichten?«, fragte Paolo interessiert nach. Er blieb seinem Sohn die Antwort schuldig. Mit Sicherheit hatte Fabrizio etwas damit zu tun. Nun bereute er es doch, kein echter Mafioso zu sein.
Elli amüsierte sich darüber, wie überrascht Fabrizio war, als sie in Begleitung von Heinz und eines Chihuahuas am Eingang der Villa Palma aufkreuzte. Er hatte sie gleich nach dem Frühstück angerufen und angeboten, sie ein wenig auf dem Grundstück der Casa Bella herumzuführen und sie mit den Örtlichkeiten, aber auch mit der Pension selbst ein bisschen besser vertraut zu machen.
»Heinz ist ein Freund aus Deutschland. Ich würde ihm das Haus gerne zeigen.« Damit war alles gesagt, und Fabrizio schien sich damit zufriedenzugeben.
Mit einer einladenden Geste öffnete er Heinz sogar die Tür seines Pandas. Oskar hüpfte sogleich hinein und machte es sich gemeinsam mit seinem Herrchen auf dem Rücksitz bequem. Dann öffnete Fabrizio Elli galant die Beifahrertür, und sie dankte ihm mit einem Lächeln. Auf der kurzen Fahrt zur Pension machte Elli sich klar, dass es ihr sehr gut getan hatte, mit Heinz über die Hintergründe der Erbangelegenheit zu sprechen. Ganz im Gegensatz zu Doro schien ihn die Geschichte emotional sehr mitzunehmen. Dass er anscheinend ein richtiger Familienmensch war, der den Gedanken, einen unbekannten Vater zu haben, nicht ertragen konnte, hatte Elli überrascht. Noch mehr hatte ihn aber die Frage beschäftigt, ob Castiglione von seinen beiden deutschen Töchtern gewusst hatte. »Vermutlich nicht«, hatte er vorsichtig gemutmaßt, und auch Elli war zu diesem Schluss gekommen. Der Hotelier hätte sie doch sonst sicher gleich als Erbinnen eingesetzt.
»Hast du Dorothea eine Nachricht hinterlassen?«, fragte Fabrizio sie vom Steuer aus und sah nach einem kurzen Seitenblick gleich wieder auf die letzten hundert Meter der Serpentine, die zur Casa Bella führte.
»Natürlich. Doro hätte längst wieder da sein müssen. Dass Behördengänge hier so lange dauern«, wunderte sie sich.
»Das ist bestimmt ein gutes Zeichen. Vielleicht konnte
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