Elli gibt den Loeffel ab
sie bereits einiges klären«, mutmaßte Heinz.
»Ich bin gespannt, ob Anja etwas findet. Ohne Dokumente haben wir wohl kaum eine Chance.«
Heinz nickte nachdenklich in ihre Richtung.
»Die Casa Bella war hier mal eine der ersten Adressen. Wir waren immer ausgebucht. Hoffentlich geht die Pension nicht in fremde Hände über«, sagte Fabrizio besorgt.
Elli musterte ihn nachdenklich. Er ging also immer noch davon aus, dass er in der Pension bleiben konnte. Dies kollidierte allerdings mit Doros Plänen, das Haus zu verkaufen. Es wäre unfair, ihn in diesem Glauben zu belassen, daher sagte sie: »Meine Schwester würde die Pension sicherlich verkaufen.«
Fabrizio zuckte förmlich zusammen. Konnte er denn so blauäugig sein zu glauben, dass sie als zwei Deutsche seinetwegen eine Pension auf Capri führen würden? Das wäre ein Ding der Unmöglichkeit.
»Vielleicht findet sie ja einen Käufer, der das Haus übernimmt.«
Die Aussicht schien Fabrizio jedoch nicht sonderlich zu beruhigen. Sein vorwurfsvoller Blick, als er den Motor des Wagens ausschaltete, sprach Bände.
»Ein wunderschönes Anwesen«, schwärmte Heinz, der als Erster ausstieg und schon vor der Casa Bella stand. »Hier würde ich auch gerne mal Urlaub machen.«
»Sie sind herzlich eingeladen«, bot ihm Fabrizio spontan an.
»Wirklich? Gerne... Und Oskar?«
»Kein Problem.« Der Italiener tätschelte den kleinen Hund und begann danach mit seiner offiziellen Führung.
An sich ein Grund zur Freude, aber dass er einfach über ihren Kopf hinweg entschieden hatte, dass Heinz hierbleiben durfte, konnte Elli noch nicht so recht einordnen. Ganz schön unverfroren von Heinz, Fabrizios Angebot einfach so anzunehmen, ohne nachzufragen, ob ihr das recht sei. Elli beschäftigten diese Gedanken so sehr, dass sie bei Fabrizios Führung durch die Zitronenplantage so gut wie nichts von den interessanten Ausführungen über die Qualität des Bodens und die ideale Lage der Pension mitbekam.
Heinz war hier, und er würde wohl noch ein paar Tage bleiben. Beunruhigend, obwohl sie sich auch freute, dass er da war. Auf der anderen Seite wühlte seine Gegenwart sie auf. Sicher würde er ihr früher oder später wieder Avancen machen — an sich etwas sehr Schmeichelhaftes — , dennoch hatte sich die Trennung am Hafen von Neapel, obgleich sie unerwartet schmerzhaft gewesen war, richtig angefühlt. Sie war nun mal nicht für die Straße geboren. Dass er jetzt hierbleiben würde, machte das Fass, von dem sie glaubte, dass es bereits fest verschlossen war, wieder auf. Fest stand, dass Heinz bei ihr für eine nicht erklärbare innere Unruhe sorgte.
Letztlich ging es darum, ihren Laden zu retten. Ihr Leben. Daran würde, so hoffte sie zumindest, weder die romantische Pension noch Heinz oder Oskar, der unentwegt um sie herumwuselte, etwas ändern.
Dorothea traute ihren Augen nicht. Fabrizio, Elli und ein gebräunter Mann mit von der Sonne gebleichtem, fast weißem Haar saßen unter den aufgespannten Sonnenschirmen einträchtig beim Essen auf der Terrasse der Casa Bella.
Ein kleiner Chihuahua hockte zu Ellis Füßen und sah sie schwanzwedelnd an, offenbar in der Erwartung, dass er etwas abbekam.
»Doro!« Elli begrüßte sie als Erste mit einem gutgelaunten Lächeln.
Das würde ihr sicher gleich vergehen, wenn sie ihrer Schwester von dem Besuch auf dem Gemeindeamt erzählte.
»Das ist Heinz«, stellte Elli den Blonden vor, der offenbar in der Pension zu Gast war.
»Dorothea.« Sie reichte ihm die Hand.
Dieser Heinz wirkte aus der Nähe recht attraktiv. Dorothea hatte immer einen Blick für interessante Männer gehabt. Er sah aus, als ob er schon viel erlebt hätte. Sie spürte das an der Aura eines Menschen. Dazu diese wachen blauen Augen. Er war sicher kein unbeschriebenes Blatt und somit jemand, der ihre Neugier weckte.
»Wie war’s?« Elli brannte auf die Neuigkeiten.
»Möchtest du noch etwas essen?«, bot ihr Fabrizio an.
Die Caprese, Mozzarella mit Tomaten, sah verlockend aus.
»Es ist alles nicht so einfach. Sie haben mich erst mal eine gute Stunde warten lassen, bis sich überhaupt jemand für mich zuständig gefühlt hat.« Konnte sie überhaupt offen vor einem Fremden reden? Sie warf erst dem Blonden einen fragenden Blick zu, dann Elli.
Heinz erfasste die Situation offenbar sofort und stand auf. »Ich drehe mit Oskar mal ein paar Runden.«
»Nein, bleib ruhig«, sagte ihre Schwester. »Ich habe Heinz von unserem Dilemma mit der Erbschaft erzählt«,
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