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Elli gibt den Loeffel ab

Elli gibt den Loeffel ab

Titel: Elli gibt den Loeffel ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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Nein, sie waren vielmehr sein Lebenselixier, und Fabrizio war froh, dass er darauf bauen konnte.

    Eigentlich hatte Elli geplant, gleich nach Fabrizios Rückkehr ihren Koffer aus der Villa Palma zu holen, doch dann fiel ihr ein, dass das Hotel ihnen das Zimmer sowieso in Rechnung stellen würde. Schließlich war es nach ihrem Ausflug in Alessandros Vergangenheit schon spät am Nachmittag, und in der Regel musste man bis zur Mittagszeit ausgecheckt haben.
    »Der Tag ist zu schön, um auf Fabrizio zu warten. Wir könnten uns ein wenig die Insel ansehen«, hatte sie daher Heinz und ihrer Schwester spontan vorgeschlagen.
    Begeisterung pur bei Heinz und, was Elli verblüffte, auch bei Doro. Überhaupt war ihr sofort aufgefallen, dass sich Doro und Heinz ausgezeichnet verstanden. »Ein Mann von Welt«, hatte ihre Schwester geschwärmt. Auch auf der kurzen Taxifahrt zurück in den Ort hatten die beiden kaum Augen für die herrliche Serpentinenlandschaft — offenbar fehlte ihnen jedes Interesse für die Insel, die ihnen mit jeder Kurve immer neue spektakuläre Panoramen bescherte. Was waren das für überwältigende Steilhänge, von den Wellen malerisch mit weißer Gischt umsäumt. Und erst die in allen Grüntönen schimmernden Sträucher, die bizarren Felsfragmente, die in die Landschaft gestreuten romantischen Häuser, die Capri jedem Besucher zum Geschenk machte. Elli beobachtete die beiden im Rückspiegel. Sie redeten ohne Unterlass, und es fühlte sich an, als wären sie in ihre eigene Welt abgetaucht.
    »Ich kann dem nur zustimmen. Presse und Medien. Es geht immer nur darum, die beste Geschichte zu verkaufen. Ich könnte Ihnen unzählige Geschichten von meinen Kollegen erzählen. Mit Recherche und objektiver Kriegsberichterstattung hat das alles nichts mehr zu tun. Man wird vom Redakteur gebrieft und muss den Artikel dann exakt auf die Zielgruppe zuschreiben«, tönte Doro wie im Rausch. Das war Selbstbestätigung pur für die politischen Ansichten von Heinz. Anscheinend waren da zwei Nahostspezialisten aufeinandergetroffen, und Heinz’ Geschichten über seinen ersten Besuch im Libanon waren wie Öl in Doros frisch entflammtes Feuer, das selbst dann nicht erlöschen wollte, als sie an der Einfahrt zur Villa Krupp aus dem Taxi ausstiegen.
    »Mir war schon klar, dass die Amerikaner die Berichterstattung manipulieren«, tönte Doro großspurig, anstatt den herrlichen Ausblick zu genießen, den ihr der Spaziergang im Park der Villa Krupp bot.
    Mittlerweile hatte sich Elli bereits etwas abgesondert, mit Oskar, dem der intellektuelle Austausch seines Herrchens mit der wortgewaltigen Frau wahrscheinlich auch zu viel wurde. Irgendwie fühlte sie sich wie die Hundesitterin, und hätte Heinz sich nicht wenigstens ein paar Mal nach ihr umgedreht oder zumindest versucht, sie in das Gespräch mit einzubeziehen, wäre sie am liebsten an einer Weggabelung stehen geblieben und hätte die beiden weiterlaufen lassen. Wahrscheinlich wäre ihnen das noch nicht einmal aufgefallen.
    »Ist es nicht wunderschön hier?«, versuchte sie Heinz und ihre Schwester etwas einzubremsen und die Aufmerksamkeit auf Capri und damit natürlich auch wieder ein bisschen auf sich zu lenken.
    Doro und Heinz blieben kurz stehen und schienen die sanfte Abendsonne, die die Hügel mittlerweile in warmes Licht tauchte, für einen Augenblick tatsächlich zu genießen. Höchst irritierend. Noch vor wenigen Tagen hatte Heinz schließlich sie angebaggert. Seine Gefühle hatten ehrlich gewirkt, doch nun hatte er offenbar eine neue Gesellschafterin gefunden. Vielleicht ging es ihm ja auch nur darum, jemanden zu haben, mit dem er sich unterhalten konnte. Andererseits hatte sie deutlich zu verstehen gegeben, dass sie nichts von ihm wollte. Ihr Unwohlsein hatte doch nicht etwa mit Eifersucht zu tun? Nein, aus dem Alter war sie heraus, beschloss Elli tapfer.
    Diese Gedanken weiterzuverfolgen war sowieso unmöglich, da Doro es gerade mal schaffte, für fünf Minuten den Mund zu halten, gerade so lange, bis sie im Park des Großindustriellen Krupp an der Statue von Lenin vorbeiliefen. Eine größere, in Stein gehauene Ironie im Hinblick auf das einst eisige Ost-West-Verhältnis konnte man sich überhaupt nicht denken. Der Kommunist zu Gast im Hause des Kapitalisten. So irre tickte die Welt. Vermutlich zogen sich Gegensätze an, oder die beiden hatten mehr Gemeinsamkeiten, als die Presse dem Volk verkaufte. Soviel Elli wusste, war Lenin mehrfach auf Capri gewesen und hatte

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