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Elli gibt den Loeffel ab

Elli gibt den Loeffel ab

Titel: Elli gibt den Loeffel ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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schmecken, was Elli noch nachdenklicher stimmte.
    »Das denke ich auch.« Sie hoffte inständig, dass Fabrizio kein Gegenargument einfiel, aber prompt griff er ihre Diskussion um den Anwalt wieder auf.
    »Ich fürchte, es wird Jahre dauern, bis die Sache durch ist«, fuhr Fabrizio fort.
    »Wir werden uns einen italienischsprachigen Anwalt aus Deutschland nehmen. Der macht bestimmt Druck«, sagte Doro mit einer Spur aufkeimendem Optimismus.
    »Das ist hier nicht gern gesehen«, erwiderte Fabrizio.
    Elli dämmerte, dass er ihr Vorhaben tatsächlich torpedieren wollte, und Doro dachte wohl das Gleiche. Der Blick, den ihre Schwester ihr zuwarf, war jedenfalls eindeutig.
    Elli fasste sich ein Herz, ihre Gedanken offen auszusprechen. »Fabrizio. Ich weiß, du bist davon ausgegangen, dass wir in die Pension investieren, aber eines ist komisch. Gestern war mit dem Haus noch alles in Ordnung, und jetzt redest du es schlecht.«
    Fabrizio sah sie entgeistert an. »Nein, nein, das stimmt so nicht. Ich war sogar in der Stadt und habe mich mit jemandem getroffen, der Interesse an der Casa Bella hat.«
    Diese Nachricht überraschte Elli allerdings gewaltig.
    »Er hat einflussreiche Kontakte und ist zahlungskräftig.«
    »Aber er hat keinen Anspruch auf die Pension?«, hakte Doro nach.
    »Natürlich nicht. Momentan gehört das Haus der Gemeinde, die damit tun kann, was immer sie will. Das heißt, sie kann es auch verkaufen.«
    Elli dämmerte, worauf Fabrizio hinauswollte. Der Investor würde sie sozusagen ausbezahlen, und sie müssten ihre Ansprüche auf das Haus abtreten, vermutlich notariell beglaubigt.
    »Hältst du es für möglich, dass dieser Interessent uns auszahlt?«
    Fabrizio lächelte und untermauerte somit ihre Vermutung. »Ich könnte ein Treffen mit ihm arrangieren. Aber ich muss auch an mich denken. Wie wäre es mit zehn Prozent Provision für mich? Ihr wisst, ich habe keine Rücklagen für später.«
    Damit war klar, warum er Haus und Grund so schlecht gemacht und von den vielen Investitionen gesprochen hatte.
    Elli blickte zu Doro, die zögerlich nickte.
    »Was denkst du, Heinz?« Elli war nun doch froh, dass eine neutrale Person mit am Tisch saß.
    »Das klingt doch auf den ersten Blick ganz vernünftig.«

    Paolo fragte sich an diesem Morgen, warum er überhaupt nach Capri gekommen war. Abgesehen von einem Abendessen, das von zahlreichen Anrufen gestört worden war, hatte er seinen Vater kaum zu Gesicht bekommen. Die ganze Zeit hatte Roberto über seine neuen Hotels und Expansionsabsichten geredet. Warum konnte er sich nicht damit abfinden, dass sein Sohn eine andere Auffassung vom Beruf des Hoteliers hatte? Undank hatte er ihm vorgeworfen. Es war immer dieselbe Kerbe, in die sein Vater schlug.
    Immerhin hatte sein Vater ihm bisher ein großartiges Leben finanziert. Das Studium der Touristik in Rom sowie zahlreiche Auslandsaufenthalte, Sprachkurse und Praktika in Spanien, Schweden, der Schweiz, Frankreich und in Deutschland. Letztere natürlich in den Hotels seiner eigenen Kette oder in angeschlossenen Partnerunternehmen. Typisch Daddy! Als er an diesem Morgen allein auf der Terrasse der Villa am Hang des Monte Solaro saß, fragte er sich, warum sein Vater nicht mit ihm frühstückte. War er ihm so wenig wert?
    Nach dem Tod seiner Mutter hatte sich sein Leben schlagartig verändert. Wie gerne war er früher in den Semesterferien nach Capri gekommen. Im Nachhinein musste er zugeben, dass er mit der Insel primär Erinnerungen an seine Mutter verband. Als noch beide Elternteile lebten, hatte sich sein Vater zumindest ab und zu für familiäre Angelegenheiten interessiert. Seit dem Tod seiner Frau hatte er dagegen nur noch sein Geschäft, sprich seine Hotels, im Kopf. Geld, Macht und am besten noch der Bürgermeisterposten. War das Größenwahn oder Kompensation? Paolo wusste es bis heute nicht. Obwohl er sich keinen idyllischeren Flecken Erde als diesen ausmalen konnte, wünschte er sich dennoch zurück in seine kleine Studentenbude in der Nähe des Vatikans, die er gegen den Willen seines Vaters statt der Eigentumswohnung im besten Wohnviertel bezogen hatte.
    Sein Vater hatte ihn so weit gebracht, dass er noch nicht einmal mehr gern Italiener war. Wer längere Zeit im Ausland verbracht hat, der löst sich zwangsläufig von seinen Wurzeln. Auch dies war ein Umstand, der >Big Daddy< ganz und gar nicht passte. Am allermeisten gerieten sie allerdings über seine Vorliebe für Deutschland in Streit. Sein Vater stand

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