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Elli gibt den Loeffel ab

Elli gibt den Loeffel ab

Titel: Elli gibt den Loeffel ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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Preisrahmen bewegten, nur so furchtbar eng?
    »Kleider kann man kürzen und enger nähen lassen, aber drei Nummern größer, das geht nun mal nicht, Elli.«
    Wirklich sehr charmant diese Anspielung auf die Alterspfunde, die sie seit den Wechseljahren einfach nicht mehr loswurde und die ihr nun, bei der Anprobe des ersten Kleides, besonders ms Auge stachen. So sah eine abgebundene Blutwurst aus. In ein solches Teil müsste man sie regelrecht einschweißen.
    »Elli, ist das hier nicht großartig?«, rief Doro ihr zu, die schon wieder im Verkaufsraum stand.
    Elli riskierte einen Blick durch die Umkleidekabine und musterte ihre Schwester kritisch. »Das Teil kannst du aber auch nur mit einem Push-up tragen. Der Ausschnitt ist ganz schön gewagt«, konterte sie.
    Diese Retourkutsche hatte sich Doro verdient. Sie war spindeldürr und flach wie ein Brett. Erst jetzt bemerkte Elli, dass Heinz ihren Austausch an Komplimenten feixend verfolgte. Klar, solche Probleme hatte er nicht.
    »Elli, du solltest unbedingt mal das Rote anprobieren. Ich glaube, es wird dir gut stehen«, ermutigte er sie und reichte ihr das Armani-Kleid, das sie sich wahrscheinlich in hundert Jahren nicht leisten konnte.
    Er sollte recht behalten, es passte wie angegossen. Kaum hatte Elli die Umkleidekabine verlassen, machte Heinz von ihr ein Bild mit seinem Handy. Es fühlte sich an wie damals. Der rote Teppich, die Fotografen und sie gemeinsam mit Josef auf dem Weg zur Premiere von Werner Herzogs Fitzcarraldo.
    »Sie sehen wirklich toll darin aus«, schwärmte die italienische Verkäuferin, die selbst in einem Müllsack auf jedem Laufsteg der Welt bestehen könnte.
    Heinz war so nett, für sie zu übersetzen, und er schien sich in der Rolle zu gefallen.
    »Wie teuer ist es?«, fragte Elli zögerlich.
    »Zweitausendfünfhundert Euro«, erwiderte die Mandelaugenschönheit.
    Elli schluckte. Der gesalzene Preis riss sie schlagartig aus ihren Träumen. Die vornehme Blässe, die sich daraufhin einstellte, war wohl auch der Verkäuferin nicht entgangen.
    Sie gab Heinz zu verstehen, dass sie Elli beim Preis entgegenkommen würde. Zweitausendzweihundert. Mehr könne sie ihr aber beim besten Willen nicht nachlassen.
    Elli hatte gar keinen Spielraum, um ganz genau zu sein.
    »Ich werde es mir überlegen.« Eigentlich gab es da nichts zu überlegen. Eine reine Höflichkeitsfloskel, weiter nichts.
    »Ich kann dir das Geld leihen. Schließlich geht es ums Geschäft«, bot Doro an, die mit ihrem Kleid bereits an der Kasse stand.
    Schön und gut, aber was, wenn die Erbschaft wie eine Seifenblase platzte? Ihre eiserne Reserve für ein Abendkleid aufs Spiel zu setzen, kam nicht in Frage.
    »Das ist nett von dir, aber lass mal. Ich finde schon noch etwas«, sagte Elli in so einem traurigen Ton, dass selbst die Verkäuferin ganz geknickt dreinblickte. »Ich kann mir ja ein gelbes Strandkleid kaufen. Das passt dann wenigstens zum Limoncello-Fest. Da wird Roberto de Andre bestimmt Augen machen«, versuchte Elli die allgemeine Mitleidsstimmung wieder etwas aufzulockern.
    »Oh, Sie sind zu dem Limoncello-Fest eingeladen?«, fragte die Verkäuferin begeistert und richtete ihren Blick auf Heinz, der ihre Frage bereitwillig übersetzte.
    Offenbar war die Veranstaltung auf der ganzen Insel ebenso bekannt wie der Name de Andre.
    Elli nickte.
    »Nehmen Sie das Kleid mit. Sie können es mir morgen wiederbringen«, sagte die Mandelaugenschönheit unverhofft.
    Wenn das mal kein verlockendes Angebot war.
    »Ich brauchte bloß eine kleine Sicherheit.« Klar, ohne Kaution würde die Frau sich zu weit aus dem Fenster lehnen. Nur, woher nehmen und nicht stehlen?
    »Ich übernehme das«, bot Doro an. »Und für mich bitte das grüne hier.«
    Ihre Schwester konnte es sich offenbar leisten, ein Kleid für immerhin tausendfünfhundert Euro einfach mal so für einen Abend mitzunehmen.
    Elli musste den roten Traum gleich noch mal anprobieren. Nicht, dass der Stoff sich als Leihgabe nicht eignete. Zerknittert oder ausgeleiert brauchte sie es nicht zurückzubringen. In der Umkleidekabine stellte sie erleichtert fest, dass das Kleid eine reelle Chance hatte, den Abend zu überleben. Sie musste einfach nur gut darauf aufpassen.
    »Okay?«, fragte die Verkäuferin, als sie die Umkleidekabine verließ.
    Elli nickte. »Danke, Doro.«
    »Gern geschehen«, erwiderte sie.
    Auch Heinz schien sich zu freuen, denn beide lächelten ihr zu. Doro wollte gar nicht mehr aufhören zu grinsen. Hatte sie nicht eben

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