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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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die empörten Gesichter zeigten deutlich, was die Untergebenen von diesem Befehl hielten. Ein junger, blauäugiger Geck mit blonden Locken sank auf die Knie und verbeugte sich tief. »Edler Herrscher. Verzeiht mein ungebührliches Verhalten, aber die Sorge um Euer Wohl zwingt mich dazu, Euch dringend davon abzuraten, alleine mit dieser zwielichtigen Gestalt auf den Thron der Götter hinaufzusteigen.«
    Fortas schmunzelte und strich ihm zärtlich über das goldene Haar. »Mein guter Zenat. Sorge dich nicht um mich, ich bin bei Wajid in guten Händen. Er wird mich beschützen.«
    Zenat verbeugte sich nun so tief, dass seine Stirn den Boden berührte. »Vergebt mir meine Dreistigkeit, Herr. Wajid ist ohne Zweifel ein Meisterkämpfer, doch der Fremde scheint ihm ebenbürtig. Nehmt mich mit Euch und ich werde Eure Augen und Ohren sein, auf dass es ihm nicht gelingen möge, Euch auch nur ein Haar zu krümmen.«
    Fortas zögerte. Wütend starrte Kylian auf den eitlen Gecken. Liebend gerne würde er ihm die Zunge herausreißen für seine triefenden Worte.
    Fortas stieß einen gespielten Seufzer aus. »Also gut. Begleite uns, Zenat. Doch halte dich im Hintergrund.«
    Zu viert stiegen sie auf den Turm, wobei sich Zenats eifersüchtiger Blick in Kylians Rücken bohrte wie der Pfeil des Jägers in das Fleisch seiner Beute. Je höher sie stiegen, umso schwerer ging ihr Atem. Nicht nur, dass der Aufstieg schier endlos anmutete, auch wurde die Luft dünner je näher sie der Turmspitze kamen. Der Wind frischte auf und riss an ihren Kleidern und Kylian musste sich festhalten, um nicht von den Stufen geweht zu werden. Endlich erreichten sie die obere Plattform. Kylian beugte sich vor, schöpfte Atem und sah sich um. Schwindelerregend war der Ausblick auf das in Abendröte getauchte Kismahelia, das sich wie eine käferkleine Stadt unter ihnen ausbreitete. Er verstand nun, warum der Turm Thron der Götter genannt wurde, denn er bot einen wahrlich atemberaubenden Blick auf die umliegenden Ländereien. Die Welt unter ihm schien so fern wie der Horizont. Das Große Wasser floss weit, bis an den Rand des lodernden Himmels und selbst die Hügel von Thal waren als nebulöse Schemen zu erkennen. Für einen Augenblick vergaß Kylian seine Bürde und betrachtete staunend das vor ihm liegende Land.
    »Überwältigend, nicht wahr?« Fortas trat an seine Seite und lächelte ihn an. Der lange Aufstieg schien fast spurlos an ihm vorübergegangen zu sein.
    »In der Tat, ein Fest für die Augen«, stimmte Kylian zu.
    »Das ist mein Land.« Fortas machte eine ausholende Geste. »Es ist ein gutes Land, mit aufrechten Bürgern, die in Frieden und Wohlstand leben und einem Herrscher, der es zu dem gemacht hat, was es jetzt ist.«
    Kylian sah den Herrscher an. Sein sonst so weiches Gesicht war ernst, fast schon streng.
    »Ich kenne meine Schwester«, fuhr er fort. »Sie ist schön und überaus klug, doch sie ist auch boshaft und voll Neid. Schon lange habe ich darauf gewartet, dass sie ihre Hände nach Kismahelia ausstreckt, und versucht, sich das zu nehmen, was mir gehört.« Sein Blick schweifte in die Ferne. »Ich kann es ihr nicht einmal verdenken. Liegt es doch in der Natur der al Suranis immer mehr zu wollen, als was uns gegeben ist.«
    »Was ist mit Euch? Verlangt es Euch nicht auch nach ihrem Reich?«, fragte Kylian.
    Fortas lächelte unergründlich. »Das will ich nicht leugnen, doch bin ich viel zu genusssüchtig, um mich in eine Zeit und kraftraubende Fehde zu stürzen. Ich liebe das Leben, mit allem, was es mir zu bieten hat. Essen, Trinken, Tanzen, Musik, die Liebe, warum sollte ich meine Energie auf etwas verschwenden, das mein Leben in keinster Weise bereichern wird? Ich kann nur aus einem goldenen Becher trinken und auf einem Fest tanzen. Kismahelia ist groß genug für mich, ich brauche Huanaco nicht.«
    Die letzten Sonnenstrahlen erhellten das fein geschnittene Gesicht, sodass der Herrscher von innen heraus zu leuchten schien, wie eine goldene Statue. Unwillkürlich fragte Kylian sich, ob nicht vielleicht doch göttliches Blut in den Adern der al Suranis floss. Betroffen wandte er sich ab. »Warum erzählt Ihr mir das?«
    Fortas holte tief Luft. »Ich möchte, dass Ihr bei mir bleibt, Kylian, als mein oberster Leibwächter.«
    Hinter ihnen schnaubte Zenat verächtlich. Fortas warf ihm einen strengen Blick zu, woraufhin er in die Knie ging und demütig die Stirn auf den Boden drückte. »Verzeiht, mein Gebieter.«
    Fortas wandte sich wieder

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