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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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betretenes Schweigen, bis Ellin plötzlich vom Bett sprang und herausfordernd in die Runde blickte. »Ich gehe zum Palast, folgt mir oder lasst es bleiben. Ich werde nicht länger hier herumsitzen und darauf warten, dass Kylian einen tödlichen Fehler begeht. Unzählige Male hat er sein Leben für uns aufs Spiel gesetzt, wir schulden ihm zumindest den Versuch, ihn zu befreien.«
    Jesh, Nuelia und Yasu betrachteten sie zweifelnd. »Wenn wir gehen, begeben wir uns in große Gefahr«, gab Nuelia zu bedenken.
    »Wenn wir gehen, sollten wir eine Geschichte erfinden, die der Wahrheit zwar ähnelt, aber Kylians Schuld verringert, ansonsten ist sein Leben in jedem Fall verwirkt«, fügte Jesh hinzu.
    Entschlossen verschränkte Ellin die Arme vor der Brust. »Dann denkt euch etwas aus, und zwar schnell, denn ich gehe noch heute zum Palast, soviel ist sicher.«
26
    D as Nachtmahl ging vorüber, ohne dass Kylian die Gelegenheit genutzt hatte, den Herrscher zu töten. Zwar hatte er vor Betreten des Thronsaals seine Waffen ablegen müssen, doch hätte er Fortas mit dem unter seinem Wams versteckten Dolch jederzeit umbringen können. Selbst ohne die Waffe könnte er den Herrscher ins Jenseits befördern. Eine freundliche Umarmung, ein kräftiger Ruck, schon wäre das Genick des Regenten gebrochen wie ein Zweig. Immer wieder fragte er sich, warum er es nicht getan hatte. Oft genug war er dem Herrscher nah gewesen, denn dieser hatte offensichtlich Gefallen an ihm gefunden. Ständig suchte er seine Nähe und versuchte ihn mit zweideutigen Späßen zu erheitern. Bela dagegen gab ihm deutlich zu verstehen, wie sehr sie ihm misstraute und auch Fortas’ Vasallen waren nicht gut auf ihn zu sprechen, zog er doch die gesamte Aufmerksamkeit ihres Herrn auf sich.
    Fortas hingegen wirkte arglos und unbekümmert, das perfekte Opfer für einen hinterhältigen Anschlag. Nur als er im Anschluss an das Mahl Zeuge von Kylians Kampfkunst geworden war, hatte er für eine kleine Weile nachdenklich dreingeblickt. Der Schaukampf war ein bestürzend kurzes Zwischenspiel gewesen, in dem Kylian sich als der weitaus Überlegenere herausgestellt hatte. Innerhalb eines Lidschlags hatte er den Gegner, einen von Fortas’ Meisterkämpfern, entwaffnet und ihm seine eigene Klinge an den Hals gedrückt. Fortas hatte verhalten applaudiert, doch seine Augen sprachen Bände.
    Wütend trommelte Kylian mit der Faust gegen die Wand. Er durfte nicht mehr zögern. Ellins Leben hing am seidenen Faden. Wenn es ihm nur gelänge, Fortas alleine oder nur in Begleitung seiner weibischen Vasallen zu treffen, ohne Leibwachen und ohne Bela, dann könnte er vielleicht sogar fliehen. Selbst wenn er anschließend das gesamte kismahelische Reich auf den Fersen hätte, so hätte er zumindest eine Chance.
    Mach dir nichts vor. Du wusstest von Anfang an, dass du sterben wirst.
    Sein Blick wanderte zum Fenster und schweifte über die Dächer der Stadt. Dicht gedrängt standen die Häuser innerhalb der kismahelischen Stadtmauern und beherbergten eine unvorstellbar große Zahl Menschen. Es wäre ein Leichtes, in der Menge unterzutauchen. Die kleine Sonne versank bereits hinter dem Horizont. Sehr bald schon würde er sich mit Fortas treffen, um auf den Thron der Götter hinaufzusteigen, um die Sterne zu betrachten. Dort, in luftiger Höhe, musste es geschehen. Der Herrscher von Kismahelia würde noch in dieser Nacht sterben.
    Ein Sklave holte ihn ab und geleitete ihn zu einem Tor am rückwärtigen Teil des Palasts, wo Fortas samt Gefolge auf ihn wartete. Erleichtert bemerkte Kylian, dass Bela nicht unter ihnen weilte.
    »Seid gegrüßt«, sagte Fortas mit einem herzlichen Lächeln.
    Kylian verneigte sich ehrerbietig. War der Herrscher tatsächlich der naive Tölpel, oder verbarg er hinter der lächelnden Fassade ebensolche Untiefen wie seine Schwester? Nun, er würde es sehr bald herausfinden, spätestens, wenn er den Dolch zückte, um ihn in Fortas’ Herz zu stoßen.
    Sie durchwanderten den Innenhof, umrundeten einen mehrstöckigen Brunnen und steuerten auf einen fensterlosen, Turm zu, der sich an den Grenzen der westlichen Palastmauer in den Himmel erhob. Die Treppen schraubten sich um die Mauer herum nach oben. Eine endlose Spirale aneinandergereihter Stufen. Fortas ging vorweg. Kylian folgte ihm und seinen Getreuen. Auf halber Strecke hielt der Herrscher inne und befahl allen, bis auf Kylian und einem der Leibwachen, auf der Plattform zu warten. Niemand wagte ihm zu widersprechen, doch

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