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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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bei Kylian und dem, was er getan hatte. Plötzlich wieherte der Hengst schrill und stieg empor. Sie verlor den Halt und stürzte zu Boden. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Jalo gegen die Tunneldecke stieß, ein blutiges Rinnsal quoll aus seinem Hals.
    »Jalo, ruhig«, presste sie hervor, während sie versuchte, sich aufzurichten. Ihre Schulter schmerzte, der Arm knickte ein.
    Wie von Sinnen stampfte Jalo auf dem Boden herum. Ellin schob sich rückwärts, um sich vor seinen Hufen in Sicherheit zu bringen. Dann rappelte sie sich auf und näherte sich mit ausgestrecktem Arm.
    »Jalo, ruhig«, wiederholte sie, legte eine Hand auf seine Flanken und streichelte ihn. Er wieherte schrill und schnaubte. »Ruhig.« Zaghaft tastete sie nach seinem Hals. Es fiel ihr schwer, nicht hektisch zu werden, denn hinter ihr näherten sich die Nox. Sie grub ihre Hände in die Mähne und versuchte, sich auf seinen Rücken zu hieven, doch ein stechender Schmerz, der von ihrer Schulter aus durch ihren Arm schoss, verhinderte es. Sie stieß eine Verwünschung aus.
    »Jalo, du musst dich hinknien«, wisperte sie und drückte das nervöse Pferd nach unten. Jalo schnaubte unwillig, tänzelte ein paar Schritte und blieb dann stehen. Mittlerweile waren die ersten Nox in Sichtweite. Kugeln sirrten und schlugen unmittelbar hinter ihr in das Gestein. Entschlossen klammerte Ellin sich erneut an Jalos Mähne. Sie musste es schaffen, den Schmerz zu ignorieren. Mit zusammengebissenen Zähnen zog sie sich auf den Pferderücken hinauf. Rasende Schmerzen brandeten durch ihre Schulter bis in die Fingerspitzen hinab. Sie stöhnte und presste die Schenkel gegen Jalos Leib. »Lauf.«
    Eine Kugel sirrte an ihrem Ohr vorbei. Der Hengst galoppierte davon, ließ die Nox und ihre tödlichen Kugeln hinter sich. Je weiter er sich entfernte, umso finsterer wurde es. Der rote Schein verblasste, bis nichts mehr zu sehen war als die undurchdringliche Schwärze. Ängstlich klammerte Ellin sich an den Pferdeleib, die Augen zugekniffen. Eine halbe Ewigkeit, so schien es ihr, rannte Jalo durch die Finsternis, bis er plötzlich seinen Schritt verlangsamte. Sie öffnete die Augen und erblickte einen hellen Schimmer, der den Tunnel vor ihr erhellte und rasch näherkam. Ehe sie sich versah, preschte der Hengst die Stufen hinauf ins Freie.
    Gleißendes Licht empfing sie. Geblendet kniff sie die Augen zusammen und ließ sich vom Rücken des Pferdes gleiten. Sie war schweißgebadet und zitterte am ganzen Leib. Erschöpft sank sie zu Boden. »Wo ist Kylian?«, fragte jemand über ihr.
    Vorsichtig öffnete sie die Augen und erblickte Nuelia und Jesh, die mit besorgter Miene auf sie hinabblickten. Sie schüttelte den Kopf, Tränen rannen ihre Wange hinab.
    Nuelia erbleichte. »Ist er …?«
    »Er ist zurückgeblieben«, schluchzte Ellin. »Ich weiß nicht, was mit ihm geschehen ist.«
    Jesh reichte ihr einen Wasserschlauch, den sie gierig leerte. »Was sollen wir jetzt tun?«, fragte er.
    »Wir warten auf Kylian«, erwiderte Nuelia.
    »Was ist mit den Nox?«, fragte Bela hinter ihnen.
    »Wenn sie es wagen, heraufzukommen, werden wir sie töten«, zischte Nuelia.
    Bela schnaubte unwillig. »Wir sollten diesen Ort so schnell wie möglich verlassen. Die Nox hassen die Sonnenmenschen.«
    Nuelia trat auf sie zu, stemmte die Arme in die Hüfte und blitzte sie zornig an. »Ich sage, wir bleiben hier und warten auf meinen Bruder!«
    »Vielleicht sollten wir ihn suchen«, warf Jesh ein.
    Bela schnaubte abfällig. »Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass ich in dieses Höllenloch zurückkehre. Der Trottel ist tot, findet Euch damit ab.«
    Nuelia rammte ihr die Faust ins Gesicht. »Nennt ihn nicht so, verfluchtes Weib. Mein Bruder lebt.«
    Bela fiel zu Boden und umklammerte ihre Nase. Blut quoll zwischen den Fingern hervor. Ihre Augen blitzten vor Wut. »Wenn wir hier bleiben werden wir alle sterben«, prophezeite sie.
    Ellin ließ ihren Blick über die Schwarze Leere schweifen. Irgendwo tief unter dem glühenden Gestein kämpfte Kylian um sein Leben. Sie beschattete ihre Augen. Inmitten des verbrannten Landes ragte etwas Großes, Dunkles in den Himmel hinauf.
    »Was ist das?«, fragte sie an Jesh gewandt und deutete auf das seltsame Gebilde.
    Jeshs Blick folgte ihrem ausgestreckten Finger. »Das ist das Bildnis des Feuergottes Agni.«
    »Warum wurde es in der Schwarzen Leere errichtet?«
    »Um ihn milde zu stimmen, damit er die Welt nicht in eine feurige Wüste wie diese hier verwandelt.«
    Ellin

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