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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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nicht umzukippen. Ihr keuchender Atem hallte durch die Finsternis. Sie hatte keine Ahnung, wo sie sich befand und wie weit sie vom Eingang entfernt war. Orientierungslos starrte sie in die Schwärze.
    Konzentrier dich, Ellin , befahl sie sich. Du brauchst keine Augen, um zu sehen.
    Sie schloss die Lider, atmete tief ein und aus, wie sie es immer tat, wenn sie sich beruhigen wollte. Dann begann sie, sich vorsichtig an der Wand entlangzutasten. Sobald sie an eine Abzweigung geriet, lauschte sie ihrer inneren Stimme und entschied dann, welche Richtung sie einschlagen würde. So gelangte sie zu einer kleinen Öffnung, so schmal und niedrig, dass sie sich flach auf den Boden legen musste, um hindurchzukriechen. Sie legte die nutzlose Fackel auf den Boden und kroch in den Tunnel hinein. Die Wand war an dieser Stelle sehr dick und sie musste einige Doppelschritte weit kriechen, was ihr einen kurzen Anflug von Panik bescherte. Am anderen Ende erhob sie sich und stieß schmerzhaft mit dem Kopf gegen die niedrige Decke. Geduckt blickte sie sich um.
    Nichts. Nur undurchdringliche Schwärze. Ihr Blick wanderte zur Decke. Da, direkt über ihr ein Fleck. Um eine Winzigkeit heller als die Schwärze um sie herum. Sie tastete danach. Ihre Hände verschwanden in einer Öffnung, die schräg nach oben führte. War es ein Ausgang oder nur der Übergang zu einer weiteren Höhle? Egal, sie würde ihm folgen, wo auch immer er endete. Ächzend hievte sie sich in die Öffnung hinauf und schob sich nach oben. Die geprellte Schulter jagte eine Woge des Schmerzes durch ihren Arm. Die Öffnung endete in einer Höhle, die genauso klein, dafür aber höher war als die vorherige. Ellin duckte sich und hielt verdutzt inne. Sie konnte die Decke erkennen und einen weiteren Durchgang, der den Blick auf den Sternenhimmel freigab. Ein dreifußhoher Stein lag direkt unter der Öffnung. Sie stieg hinauf und steckte den Kopf durch die Decke. Um sie herum entfaltete sich die Steinwüste der Schwarzen Leere, über ihr der Nordstern, umgeben von zahllosen kleinen Sternen, die wie hoffnungsvolle Lichtpunkte am Himmel schwebten. Ein Murmeln schreckte sie auf. Mit einem Aufschrei rutschte sie von dem Stein und fiel auf ihr Hinterteil. Ihr Herz raste. An der Wand gegenüber nahm sie eine Bewegung wahr. Eine bleiche Hand tastete auf dem Boden herum. Dann ein Klirren, das Blitzen eines Schwertes und wieder ein Stöhnen.
    Erleichterung durchflutete sie, als sie ihn erkannte. »Kylian.«
    »Ellin?« Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und erinnerte sie schmerzlich an die sterbende Stimme ihrer Mutter.
    Sie kroch zu ihm. »Kannst du sprechen?«
    »… bin … verletzt«, hauchte er. »… Verdammte … Nox.«
    Die Erleichterung wich Besorgnis. Sie musste ihn untersuchen, doch es war zu dunkel, um etwas zu sehen. »Wo bist du verletzt? Hat dich eine der Kugeln getroffen?«
    Kylian regte sich ächzend und deutete auf seine rechte Brust. Ellin zerrte das Wams und das Hemd nach oben und betastete die Stelle. Er knirschte mit den Zähnen, als sie ihre Finger auf die Wunde legte.
    »Steckt die Kugel noch in deiner Brust?
    »… Ja …«
    »Ich muss sie so schnell wie möglich entfernen. Doch dafür muss ich dich hier rausbringen. Kannst du gehen?«
    Er versuchte sich an einem Lachen. Es klang eher wie ein ersticktes Husten. »Kann nicht … zu spät … das Gift …«
    Eine Schweißperle rann ihre Schläfe hinab, während sie verzweifelt nach einer Lösung suchte. Sie rief sich die Vision ins Gedächtnis und erinnerte sich plötzlich auch an den Traum von der schwarzen Statue, den sie in der Nacht nach Lord Wolfhards Schlägen geträumt hatte. Zweimal schon hatte sie von den Feuerblumen geträumt. Das konnte kein Zufall sein. »Ich glaube ich weiß, was dich retten kann«, sagte sie um einen zuversichtlichen Ton bemüht. Er blickte sie an, das Weiß seiner Augen leuchtete unheimlich. Zitternd schob er seine Hand in ihre. »Ich liebe … dich … Ellin.«
    Sie entzog ihm ihre Hand. »Sei still! Sprich nicht, als würdest du sterben. Ich werde dich retten.«
    Er lächelte gequält. »Tut mir … leid.« Einen Herzschlag lang hielt er ihren Blick. Dann schloss er die Augen, sein Kopf fiel zur Seite.
    Ellin unterdrückte die aufsteigende Panik und zwang sich zur Ruhe. Solange er atmete, lebte er. Angespannt tastete sie nach seinem Puls. Er flatterte wie die Flügel einer Libelle.
    »Ich bin gleich wieder da, halt durch«, flüsterte sie.
    So schnell es die schmerzende

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