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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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dich fest. Wir können nicht reiten, der Tunnel ist zu tief.«
    Jalos Ohren zuckten hektisch. Aufmerksam blickte er umher. Ellin krallte ihre Hand in das weiche, silbrige Haar. Die Pferde der Soldaten waren kaum zu bändigen, sie tänzelten und scheuten, wenn sie am Zügel gepackt wurden. Jesh eilte zu Hilfe und redete in der Sprache der Uthra auf sie ein, was sie zumindest so weit beruhigte, dass sie sich führen ließen, wenn auch widerstrebend. So verließen sie die Höhle und schlugen ein hohes Tempo an. Da Ellin noch immer schrecklichen Durst hatte, zerrte sie ihr Bündel vom Rücken und kramte nach ihrem Wasserschlauch.
    »Was machst du?«, fragte Kylian ungehalten.
    »Ich habe Durst.«
    Ohne seinen Schritt zu verlangsamen, nahm er ihr das Bündel ab und fischte den Wasserschlauch heraus. Jalo tänzelte nervös.
    Vor jeder Abzweigung, vor jeder Nische oder Ausbuchtung hielten sie inne und lauschten, während Kylian in die finsteren Gänge leuchtete. Ein seltsames Raunen und Wispern erfüllte die Luft. Weder konnte Ellin sagen, wodurch die Geräusche verursacht wurden noch woher sie kamen, nur dass sie ihr einen kalten Schauer über den Rücken jagten.
    Sie passierten einen weiteren Gang, so schmal und tief, dass sie nur geduckt hindurchlaufen könnte. In der Ferne erblickte sie ein seltsames Glühen, weit weg, wie ein einsames Schiff am Horizont. Das Wispern näherte sich und mit ihm das Glühen, das plötzlich aus sämtlichen Öffnungen wallte. »Was ist das?«, fragte Ellin.
    Kylian sah sie verwirrt an. »Was meinst du?«
    Sie deutete auf den Schein, der sich wie rot-leuchtender Rauch in den Tunnel ergoss. »Das seltsame Glühen. Siehst du es denn nicht?«
    Er schüttelte den Kopf. Ein leises Zischen erklang, gefolgt von einem Sirren.
    »Runter«, befahl er und zerrte sie mit sich zu Boden. Kleine Kugeln schossen aus den Gängen hervor, schlugen gegen die Wände und zerplatzten. Dabei ergoss sich eine Flüssigkeit aus ihrem Inneren und tropfte auf den Boden. Eine Kugel schlug in den Hals eines Soldaten. Er schrie auf und presste eine Hand auf die Wunde.
    »Ich muss ihm helfen«, sagte Ellin, doch Kylian umklammerte ihren Arm und hielt sie fest. »Nein! Du bleibst bei mir. Wir müssen hier weg. Ich zähle bis drei, dann rennen wir.«
    Ellin warf einen Blick auf den Rest der Gruppe. Zwei Soldaten schossen Pfeile in die Tunnel, die mit einem Kugelhagel erwidert wurden. Ihre Pferde scheuten, rissen sich los und stoben davon, als wäre ihnen ein Dämon auf den Fersen. Bela, Nuelia und Jesh, die über keine Fernwaffe verfügten, sprangen auf die Pferde, legten sich flach auf den Rücken und zwängten sich an Kylian und Ellin vorbei.
    »Worauf wartet ihr?«, rief Nuelia im Vorbeireiten. »Macht, dass ihr wegkommt.«
    Kylian zerrte Ellin auf die Füße und rannte los. Der Tunnel füllte sich mit sirrenden Kugeln und dem seltsamen roten Schein. Ein gebeugtes, bleiches Wesen sprang aus einer Nische. Es war kaum größer als ein Kind, mit schneeweißem Haar und nebelgrauen Augen. Die Kleidung, die es am Leib trug, war offensichtlich nicht für das Wesen gemacht, denn sie war an den Gliedmaßen mehrfach umgeschlagen und wurde um die Hüfte mit einem Seil gehalten. Es hielt ein metallisch schimmerndes Blasrohr an die Lippen. Kylian schlug ihm den Kopf ab, bevor es hineinblasen konnte.
    Hinter ihnen sprangen weitere Nox aus den Gängen, setzten ihre Blasrohre an die Lippen und schickten die Kugeln in den Tunnel hinaus. Ein Soldat brach zusammen, sein Wams färbte sich rot. Ellin duckte sich, als eine Kugel direkt über ihrem Kopf hinwegzischte.
    »Spring auf Jalos Rücken«, befahl Kylian.
    »Was ist mit dir?«
    »Ich springe hinter dir auf.«
    Mit beiden Händen krallte Ellin sich in Jalos Mähne und sprang. Kylian half ihr, indem er sie nach oben schob. Wegen der tiefen Decke und den umhersirrenden Kugeln drückte sie sich flach auf den Rücken des Hengstes und schlang die Arme um seinen Hals. »Jetzt du«, rief sie Kylian zu.
    Er lächelte traurig und ließ eine Hand auf Jalos Flanken klatschen. Der Hengst wieherte und galoppierte davon. Entsetzt blickte Ellin zurück. »Nein!« Doch es war zu spät. In Windeseile galoppierte Jalo durch den Tunnel davon, die Wände rasten an ihr vorbei. Kylians Gestalt wurde rasch kleiner.
    Nox sprangen in den Weg, versuchten das Pferd aufzuhalten, doch Jalo stürmte über sie hinweg, als wären sie nichts weiter als am Wegrand stehende Sträucher. Ellin war es egal. In Gedanken war sie

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