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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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Laut schlug er auf dem Boden auf. Der Aufprall presste die Luft aus seinen Lungen. Er keuchte, hob den Kopf und blickte auf sein Bein hinab. Die Beinkleider tränkten sich mit seinem Blut. Rasend schnell.
    »Verflucht«, zischte er, dann wurde es dunkel.
32
    A ls der Gesindetross aus dem Wald trat, war das Gefecht vorüber. Überall lagen Tote und Sterbende die den Boden mit ihren Ausscheidungen und ihrem Blut tränkten. Frauen, Kinder und auch Männer liefen zwischen den Gefallenen umher und suchten nach ihren Liebsten. Niemand beachtete die Gruppe, die sich aus dem Dickicht schälte. Benommen blickte Ellin sich um. So weit das Auge reichte bedeckten die Gefallenen den Boden. Sie fragte sich, ob Kylian unter den Opfern war und erwog, nach ihm zu suchen. Langsam schlängelten sie sich um die toten Leiber herum und betraten die Ausläufer der Stadt. Ellin kannte die Folgen eines Gefechts nur durch Wolfhards Männer, die, wenn sie von einem Kampf zurückkehrten, erschöpft, vielleicht auch verwundet waren, doch froh am Leben zu sein. Sie hockten im Hof herum, bekamen zu essen und zu trinken und ihre Wunden wurden versorgt, während in der Festung alles seinen gewohnten Lauf nahm. Hier jedoch herrschte das Chaos. Häuser brannten, Menschen zogen durch die Straßen, riefen nach ihren Kindern, Eltern oder Gefährten. Sklaven flohen in den Wald. Plünderer nutzten die Gunst der Stunde, stahlen Schmuck und Geschmeide aus verlassenen Häusern. Verwundete Krieger wankten umher, blutverschmierte, schartige Krummschwerter in der Hand, während andere hinter Mauern huschten, um sich zu verstecken. Fortas’ Heer hatte ganze Arbeit geleistet. Die Stadt war besiegt.
    Der Weg zum Herrscherhügel war mit erschöpften und verwundeten Kriegern gepflastert, die mit stumpfen Augen in eine unbestimmte Ferne starrten. Obwohl Ellin es kaum erwarten konnte, zum Palast zu gelangen, mussten Ecarius und sie immer wieder innehalten, um Verletzte zu behandeln. Auch die Huanacischen Heiler und Heilerinnen waren unermüdlich im Einsatz. Niemand machte einen Unterschied, ob es sich bei den Verwundeten um Krieger oder Bürger aus Kismahelia oder Huanaco handelte.
    Die Sonnen standen hoch am Himmel, als sie endlich die Palastmauer erreichten. Ellin war so erschöpft, dass sie kaum noch aufrecht stehen konnte. Sie passierte vier Buschstreiter, die am Tor Wache hielten, und wankte den Weg entlang Richtung Eingang. Der Palasthof war mit abgekämpften Soldaten übersät. Sklaven eilten umher und verteilten Wasser, Brot und Trockenfleisch. Ihre Fragen nach Kylian wurden nur mit einem Schulterzucken beantwortet. Niemand schien ihn zu kennen, geschweige denn etwas über seinen Verbleib zu wissen.
    »Wir müssen uns ausruhen«, sagte Ecarius. »Es nutzt keinem, auch nicht deinem Liebsten, wenn wir vor Erschöpfung zusammenbrechen.«
    Ellin musste ihm recht geben. Ihre Augen tränten und brannten und sie zitterte vor Schwäche. Nie zuvor hatte sie sich so ausgelaugt gefühlt. Der Heiler warf einen Blick in die Runde. »Aber wo sollen wir einen ungestörten Platz finden?«
    Ellin nahm ihn bei der Hand, zog ihn in das Innere des Palasts und führte ihn einen geheimen Gang hinauf auf die dritte Ebene. Dort in einer winzigen Kammer, in der Öle, getrocknete Blüten und Badetücher aufbewahrt wurden, legten sie sich auf den Boden und schliefen sofort ein.
    Es war finstere Nacht, als sie erwachte. Ecarius schnarchte leise. Sie rappelte sich auf, tastete sich an der Wand entlang zur Tür und lugte hinaus. Normalerweise brannten nur wenige Fackeln im Dienstbotengang, und da niemand da war, um wenigstens diese zu entzünden, lag der Gang ebenso im Dunkeln, wie die Kammer. Nur auf der oberen Ebene glimmte ein einsames Licht. Einige von Nosaras Bediensteten hielten sich dort versteckt und schliefen auf den Treppenstufen. Vorsichtig kletterte Ellin an ihnen vorbei. Oben angekommen wurde sie von zwei Bewaffneten gestoppt, die sich vor der Tür postiert hatten.
    »Hier ist das Reich des Herrschers«, sagte der Kleinere mit mürrischer Stimme.
    »Ich gehöre zum Gesinde des Herrschers«, erklärte Ellin. »Ich bin die Gehilfin des Heilers Ecarius.«
    »Der Herrscher hat eine Heilerin und braucht Eure Hilfe nicht. Wir dürfen Euch nicht hineinlassen. Geht und wartet, bis er Euch rufen lässt.«
    Ellin sah ein, dass sie nichts ausrichten konnte. Die Wachen würden sie nicht in den Thronsaal lassen. Sie seufzte. »Sagt, meine Herren, ist ein Mann namens Kylian bei ihm? Er hat

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