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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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ihrem Puls. Nuelia, Butan und Jesh drängten sich vor den Einstieg und blickten neugierig hinein.
    »Ein hübsches Ding«, murmelte Butan, was ihm einen strafenden Blick von Nuelia einbrachte.
    »Was ist mir ihr?«, fragte Kylian an Geldis gewandt.
    »Sie scheint schwerkrank.« Geldis legte ihr Ohr auf die Brust des Mädchens und lauschte. »Ihre Lunge ist befallen. Ich vermute den Röchelhusten.«
    Kylian musterte die junge Frau abschätzend. »Wird sie sterben?«
    Geldis zuckte mit den Schultern. »Es sieht nicht gut aus. Ich kann ihr Heiltränke geben, doch ihr Überleben ist ungewiss.«
    Wieder stieß Kylian einen Fluch aus. »Ich hätte sie nicht mitbringen dürfen. Wir können uns nicht mit einer Kranken belasten, schon gar nicht, wenn ihr Tod so gut wie sicher scheint.«
    Geldis blickte ihn herausfordernd an. »Aber du hast sie mitgebracht. Was sollen wir nun deiner Meinung nach mit ihr tun?«
    »Bei den Göttern, ich weiß es nicht. Am besten wäre, wir würden sie am Wegrand zurücklassen. Weder sind wir für sie verantwortlich noch haben wir Zeit, sie gesund zu pflegen. Außerdem ist sie ein Mensch. Wenn sie überlebt, könnte sie unsere wahre Natur erkennen und uns verraten.«
    Jesh machte ein entrüstetes Gesicht. »Wir können sie nicht einfach verstoßen. Das wäre herzlos und gegen den Willen der Götter.«
    Kylian knurrte leise. »Was weißt du schon vom Willen der Götter! Es wäre nicht herzlos, eher gnädig.«
    »Gnädig?«, stieß Jesh ungläubig hervor. »Was ist gnädig daran, eine junge Frau einfach sterben zu lassen, oder sie gar an den Wegrand zu legen, selbst wenn sie ein Mensch ist?«
    »Der Tod ist gnädig! Dieses Leben, gefangen in einem schwachen Leib, ist ein Fluch! Sie sollte froh sein, es hinter sich zu haben.«
    »Es scheint, als hätte sie es sehr bald schon hinter sich, wenn wir nicht schnell etwas tun«, warf Geldis ein, während sie damit begann, die junge Frau zu entkleiden.
    »Was tust du da?«, knurrte Kylian.
    »Ich will sie nach Verwundungen oder Malen absuchen.«
Mit geschickten Fingern schob sie die Tunika über die Schultern bis hinab zur Taille und hob das Untergewand an, dabei achtete sie darauf, nicht zu viel nackte Haut zu entblößen. Nachdem sie sorgfältig den Bauch abgetastet hatte, hievte sie das Mädchen mit Kylians Hilfe herum und gab einen erschreckten Laut von sich. Der Rücken war mit halb verheilten Striemen übersät. Vorsichtig zog sie die Beinkleider nach unten. Auch auf dem Gesäß und den Oberschenkeln fanden sich unzählige verkrustete Striemen.
»Hier sehen wir den Grund, warum sie während des Langen Regens völlig allein im Wald herumgeirrt ist«, stellte Geldis fest.
    »Und den Beweis, dass sie froh sein kann, dieses elende Leben bald hinter sich zu haben«, bemerkte Kylian trocken.
    »Welche Bestie tut einer Frau so was an?«, fragte Butan angewidert.
    »Wer weiß, ob er ihr nicht noch viel mehr angetan hat«, gab Nuelia zu bedenken.
    Vorsichtig zog Geldis die Beinkleider wieder hoch. »Wen hat sie wohl derart gegen sich aufgebracht?«
    »Was auch immer ihr widerfahren ist oder wen sie vielleicht gegen sich aufgebracht hat, wir müssen sie in jedem Fall loswerden«, entgegnete Kylian.
    »Das kann unmöglich dein Ernst sein«, sagte Jesh entsetzt. »Erst bringst du sie mit und nun willst du sie einfach entsorgen wie einen lahmen Gaul. Das lass ich nicht zu.«
    Kylian blitzte ihn wütend an. »Seit wann wagt ein Feigling wie du, mir zu trotzen?«
    »Seid still«, befahl Geldis. »Ich versuche zu sehen, ob sie überleben wird.«
    Vorsichtig legte sie eine Hand auf den Rücken des Mädchens und schloss für die Dauer von ein paar Atemzügen die Augen.
    Kylian beobachtete sie gespannt.
    »Wir werden uns ihrer nicht entledigen«, sagte sie dann mit fester Stimme.
    Kylian schnaubte. »Sie bringt uns in Gefahr, siehst du das denn nicht? Und wer soll sich um sie kümmern? Wir haben genug mit uns selbst zu tun. Die Herrscherin erwartet unsere Rückkehr und wir haben ihren Auftrag noch nicht erfüllt. Die Pflege der Menschenfrau würde uns Zeit kosten. Zeit, die wir nicht haben.«
    »Ich werde sie pflegen«, erwiderte Geldis. »Außer Visionen heraufzubeschwören, kann ich sowieso nicht viel tun.«
    »Und ich unterstütze Geldis«, fügte Jesh hinzu. »Dieses Mädchen hat offensichtlich Schreckliches erlebt. Sie verdient unsere Hilfe.«
Wütend starrte Kylian die beiden an.
    »Sobald sie halbwegs genesen ist, können wir sie ja wieder aussetzen«, schlug

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