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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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fühlte sich an wie vertrocknetes Moos.
    Mathýs reichte ihr einen Becher Quellwasser. Zitternd stützte sie sich auf den Ellenbogen, nahm den Becher und setzte ihn an die Lippen. Jede Bewegung war eine einzige Qual.
    Mit zunehmender Wachheit kehrten auch die Erinnerungen an die Geschehnisse des vergangenen Tages zurück und weckten Furcht aber auch ihren Zorn. Kein Mann durfte sich eine Frau mit Gewalt zu eigen machen, und obwohl sie Lord Wolfhards Treiben bisher schweigend zugesehen hatte, war sie selbst nicht bereit, sich seinem widernatürlichen Verlangen zu unterwerfen. Doch wie sollte sie sich gegen die Annäherungsversuche schützen? Es gab keine Möglichkeit, seine Zudringlichkeiten abzuwehren, ohne schreckliche Hiebe zu riskieren. Wenn sie es wagte, sich ihm noch einmal zu verweigern, würde er sie töten lassen.
    »Ich muss fliehen«, stellte sie fest und war selbst überrascht von ihren Worten.
    Mathýs riss die Augen auf. »Das darfst du nicht.«
    »Das ist mir egal! Ich werde die Festung verlassen. Um nichts in der Welt lege ich mich in das Bett dieses Tyrannen«, erklärte sie zornig.
    Der Heiler ergriff ihre Hand. »Es ist die Zeit des Langen Regens, Ellin. Die Wege sind unpassierbar und nachts ist es eisig kalt. Der Abstieg vom Hammerfels wäre dein sicherer Tod.«
    »Das weiß ich«, erwiderte sie. »Doch ich muss es zumindest versuchen, hier kann und will ich nicht bleiben.«
    »Selbst wenn du den Abstieg schaffst, wärest du den Naturgewalten und auch bösartigen Kreaturen schutzlos ausgeliefert.«
    Erschöpft sank sie auf das Bett zurück. »Auch hier bin ich einer bösartigen Kreatur ausgeliefert. Ich schlage mich bis in die Wälder durch, dort schützt mich das Blätterdach vor dem Regen, und wenn Gefahr droht, klettere ich einfach auf einen Baum.«
    »Tu das nicht. Die Welt da draußen ist gefährlich und die Wälder sind es umso mehr. Finstere Gestalten lauern überall. Dein Vorhaben ist das einer Wahnsinnigen. Warum beugst du dich Lord Wolfhard nicht? Er wechselt seine Gespielinnen oft, das weißt du. Wenn er deiner überdrüssig ist, wird er dich gehenlassen.«
    Seufzend schloss Ellin die Augen. »Nein, Mathýs, ich werde gehen, auch wenn es meinen Tod bedeutet.«
    Der Heiler runzelte die Stirn und warf ihr einen finsteren Blick zu. »Warum bist du nur so ein stures Weib? Du solltest gehorsam und ergeben sein, wie es einer anständigen Vecktanerin gebührt. Willst du denn unbedingt deinen Eltern folgen?«
    Ellin schenkte ihm ein trauriges Lächeln. Dass er ihre verstorbenen Eltern ins Spiel brachte, tat ihr weh, zugleich zeigte es ihr, wie sehr er sich sorgte. Tröstend legte sie eine Hand auf seinen Arm. »Gräme dich nicht. Mir wird schon nichts geschehen.«
    »Das hoffe ich. Das hoffe ich von ganzem Herzen.« Ruckartig wandte er sich ab und ergriff die Salbe. In seinen Augenwinkeln glitzerte es verräterisch.
    Ellin mochte den alten Heiler, auch wenn er bisweilen mürrisch und wortkarg war, so war er im Laufe der Zeit doch so etwas wie ein väterlicher Freund geworden. Ihr Herz wurde schwer, bei dem Gedanken, ihn und alle, die sie in ihr Herz geschlossen hatte, zurücklassen zu müssen. Einen Moment lang überlegte sie, ob sie nicht bleiben und Lord Wolfhards Zudringlichkeiten über sich ergehen lassen sollte. Doch die Vorstellung von seinem haarigen Leib auf ihrer geschundenen Haut ekelte sie und festigte ihren Beschluss. Sie würde die Festung verlassen.
    Mathýs beendete das Einreiben der Striemen und begann, ihre Wunden zu verbinden. Er schwieg, schien einzig darauf konzentriert, ihr ein wenig Linderung zu verschaffen, doch seine Wangen waren gerötet, die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst. Ein deutliches Zeichen seines Unmuts.
    »Bist du jetzt böse auf mich?«, fragte Ellin kleinlaut. Plötzlich kam sie sich vor wie ein Kind, das um die Zuwendung ihres Vaters bettelt.
    Der Heiler warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. »Ich verstehe dich nicht. Du hast hier alles, was du brauchst. Früher oder später teilt jede Frau das Bett mit einem Mann, ob es sich dabei nun um Lord Wolfhard oder irgendeinen anderen handelt, ist bedeutungslos.«
    Entrüstet schnappte Ellin nach Luft. »Das ist es nicht. Keine Frau sollte gegen ihren Willen dazu gezwungen werden das Bett mit jemand anderem, als dem ihr zugedachten Gefährten zu teilen.«
    Mathýs schnaubte. »Du bist eine Närrin, wenn du glaubst, dass die Begierden eines Mannes vom Einverständnis einer Frau abhängen und davon,

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