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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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Herzschlag lang, vielleicht auch zwei. Schließlich war er es, der sich verlegen abwandte.
    Als die kleine Sonne versank, ließ Kylian die Gruppe rasten. Während die anderen ihre Sachen abluden, sah Ellin nach Butan. Trotz der frischen Kleidung verströmt er noch immer den widerlichen Verwesungsgeruch. Fast schien es ihr, als wäre der Geruch stärker geworden. Besorgt öffnete sie den Verband und betrachtete den Stumpf. Die Wunde heilte, keine Entzündung oder eitriger Ausfluss.
    »Wie geht es Euch?«, fragte sie, als sie sah, dass Butan die Augen geöffnet hatte.
    »Mir ist ein wenig schwindlig und ich bin schrecklich müde, doch die Schmerzen haben nachgelassen«, erwiderte er.
    Ellin reichte ihm einen Becher Wasser und befühlte seine Stirn.
    »Was tut Ihr da?«, fragte er.
    »Ich kontrolliere, ob Ihr fiebert.«
    Auf einmal wirkte Butan verwirrt. Besorgt blickte er zu ihr auf. »Ich kann Eure Hand nicht spüren.«
    Ellin runzelte die Stirn. Vorsichtig kniff sie in seinen gesunden Arm. »Spürt Ihr das?«
    Seine Augen wanderten zu seinem Arm und wieder zurück zu ihrem Gesicht. »Kaum.«
    »Hm, das ist seltsam.«
    »Ist es ein Grund zur Sorge?«
    Sie schüttelte den Kopf, ein wenig zu hastig, um überzeugend zu wirken. »Es ist nichts. Ihr habt kein Fieber. Eure Haut ist trocken und kühl, fast schon zu kühl. Die Wunde heilt sehr gut. Es gibt nichts, worüber ihr Euch sorgen müsst. Die Gefühllosigkeit ist sicher nur eine Folge des Gaiabeerensaftes und des schweren Eingriffs.«
    Butan machte ein zweifelndes Gesicht. »Seid Ihr sicher?«
    Sie nickte. »Natürlich.«
    »Nun, das ist gut. Fast schon zu gut. Warum habe ich das Gefühl, das Ihr mich belügt, Ellin? Wollt Ihr mich in falscher Sicherheit wiegen?«
    Ellin setzte ein zuversichtliches Lächeln auf und hoffte inständig, dass es ehrlich wirkte. »Aber nein. Taubheit der Glieder ist eine Wirkweise des Gaiabeerensaftes und wir mussten bis an die Grenze einer tödlichen Gabe gehen, um den Eingriff erfolgreich zu Ende zu bringen. Es ist also kein Wunder, dass Eure Haut noch ein wenig taub ist.«
    Die Lüge kam ihr glatt von den Lippen, nur das verräterische Glühen ihrer Wangen und ihr pochendes Herz sprachen die Wahrheit.
    Butan lächelte schwach. »In diesem Fall danke ich Euch, für das, was ihr auf Euch genommen habt. Ihr seid eine tapfere junge Frau und ich stehe für den Rest meines Lebens in Eurer Schuld.«
    Das Lob war Ellin unangenehm, vor allem, da sie sich mehr denn je um ihn sorgte. Dieser aufdringliche Geruch, den sein Körper verströmte und die Taubheit seiner Haut ängstigten sie weit mehr, als sie zugeben wollte. Als Nuelia hinzutrat, um nach ihrem Gefährten zu sehen, nutzte sie die Gelegenheit, um sich zu entfernen. Sie überprüfte den Vorrat von Geldis’ schmerzlindernden Pflanzen und stellte besorgt fest, dass er fast aufgebraucht war. Wenn sie keine Neuen fanden, mussten sie Butan entweder die Gaiabeeren verabreichen oder ihn seinen Qualen überlassen. Zwar behauptete er, kaum Schmerzen zu verspüren, doch sie bezweifelte, dass dieser Zustand lange anhielt. Aus Erfahrung wusste sie, dass die Schmerzen nach einer Amputation in Schüben kamen und immer wiederkehrten.
    Mitten in der Nacht wurde sie von Geldis geweckt. Es war stockfinster. Die alte Frau hielt eine Fackel hoch, die gerade genug Licht spendete, damit Ellin einen Schritt weit sehen konnte. »Was ist?«
    »Butan geht es schlecht«, sagte Geldis.
    Sofort stand Ellin auf und folgte ihr zu Butans Lager. Nuelia kniete an seiner Seite. Am Kopfende seines Schlaffells steckte eine weitere Fackel im Boden. Er war nicht ansprechbar, zitterte am ganzen Leib und seine Mundwinkel waren seltsam verzerrt, wie ein gedehntes Stück Fleisch.
    »Was ist mit ihm?«, fragte Nuelia panisch.
    Ellin prüfte seine Körpertemperatur, zog die Augenlider hoch und fühlte seinen Puls. Butans Haut war schwammig und kalt, fast schon unterkühlt, als hätte man ihn aus eisigem Wasser gezogen. Die Augen waren blutunterlaufen und sein Puls flach und unregelmäßig. Ratlos blickte Ellin auf ihn hinab. Sie bat Geldis um mehr Licht und öffnete den Verband. Die Wunde sah gut aus, kein Anzeichen eines gestörten Heilungsverlaufs.
    »Sein Zustand ist mir ein Rätsel«, gab sie zu. »Die Wunde heilt, sie ist weder entzündet noch brandig. Zudem müsste er in diesem Fall Fieber haben, doch er ist eiskalt.«
    Nuelia blickte sie fragend an. »Wie kann das sein? Wenn es nicht die Wunde ist, was ist es dann?«
    Ellin

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