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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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gewebt, dass sie jeden Windhauch aufnahmen, sich an den Körper der Trägerin schmiegten und weibliche Formen enthüllten, die in Veckta sicher großes Aufsehen erregt hätten. Fast alle trugen diese knöchellangen Gewänder in den unterschiedlichsten Schattierungen von Weiß. Statt Lederschuhen trugen die Menschen Sandalen, deren Sohlen aus getrockneten, fest miteinander verwobenen Blättern gefertigt waren. Weiche Lederriemen oder farbige Bänder gaben den Füßen Halt. Die Männer waren in weite Hosen und Tuniken gehüllt, die im Wind flatterten und in der feuchten Wärme sicher sehr angenehm waren. Sehnsüchtig betrachtete Ellin die luftigen Gewänder und wünschte sich, sie könnte sie gegen ihre schwere und viel zu warme Kleidung tauschen.
    Kylian schlug einen Weg ein, der sie steil bergauf führte, vorbei an Gebäuden, die offensichtlich von den wohlhabenden Bürgern Huanacos bewohnt wurden. Kahl geschorene Männer und Frauen hasteten zwischen den prunkvollen Bauten umher, schleppten Krüge oder Körbe voll Obst und Gemüse. Manche hatten wohlgenährte Kinder an der Hand, die in reich bestickte Tuniken gehüllt waren. Andere befreiten die Häuser ihrer Herren von dem wuchernden Unkraut, fegten die Innenhöfe oder fächelten ihren Herren Luft zu, die in der Mittagshitze auf einem Balkon oder einer Hängematte im Garten lagen, auf ein weiches Kissen gebettet, und kühle Säfte schlürften.
    »Wieso haben viele Bedienstete geschorene Häupter?«, fragte Ellin leise.
    »Das ist das Zeichen ihres Sklavenstandes«, erklärte Kylian.
    »Sklaven?«, sagte sie bestürzt. »Sie halten sich Sklaven?«
    »Den meisten Sklaven hier ergeht es besser als den freien Bediensteten auf Lord Wolfhard Festung«, entgegnete Kylian.
    »Wie kann es besser sein, jemandem zu gehören?«
    Er warf ihr einen verächtlichen Blick zu. »Ihr wollt doch nicht behaupten, dass Ihr frei gewesen seid? Lord Wolfhard hat ebenso über Euch verfügt, wie andere über ihre Sklaven.«
    Ellin schnaubte. »Das mag sein, dennoch halte ich die Sklaverei für verachtenswert. Woher kommen die Menschen überhaupt?«
    »Es sind Kriegsgefangene oder auch die Frauen und Töchter von feindlichen Kriegern, die im Kampf getötet wurden, sowie Arme, die sich selbst in den Sklavenstand verkauft haben, um nicht zu verhungern.«
    Ellin betrachtete die Sklaven mitleidig. Die meisten wirkten tatsächlich nicht unglücklicher als freie Bedienstete, trotzdem empfand sie eine tiefe Abneigung vor Menschen, die mit ihresgleichen handelten wie mit einer Ware. Mittlerweile hatten sie den Herrscherhügel erreicht und Ellin erhaschte einen ersten Blick auf den Palast. Ein aus glattem, weißem Stein gemauertes Gebäude, dass in mehrere Ebenen aufeinander gebaut worden, die nach oben hin immer schmaler wurden. Auf jeder Ebene befand sich eine Außentreppe, die zur nächsten führte. Umrahmt wurde das seltsame Gebäude von hohen Bäumen mit heller Rinde, an deren oberen Ende ein wilder Wust hellgrüner Blätter hervorspross. Eine dicke Mauer sicherte den Palast.
    Als sie näherkamen, erspähte Ellin die mit roten Tuniken und weißen Hosen bekleideten Wachposten. Reglos standen sie um die Mauer herum und blickten aufmerksam auf das Tal hinab.
    Ein wuchtiges Holztor versperrte ihnen den Weg in das Innere des Palastgeländes. Davor hatten sich düster dreinblickende Männer postiert, die mit gezücktem Säbel über den Einlass wachten. Kylian stieg ab und schlenderte auf die Wachposten zu.
    Ellin betrachtete derweil die Mauer, deren Steine so geschickt ineinandergefügt waren, dass man nur bei genauem Hinsehen haarfeine Ritzen erkennen konnte. Die Baukunst der Huanacer war offenbar weiter entwickelt als die der Vecktaner, mit mehr Liebe zur Schönheit und einem Auge für Details. Für die Vecktaner musste alles einen praktischen Nutzen haben, das Aussehen war dabei zweitrangig.
    Ein warmer Wind riss an ihrem Zopf und peitschte ihn in ihr Gesicht. Die Wachposten zogen an einem Seil, woraufhin sich das Tor überraschend leise öffnete. Kylian kehrte zurück und bat Ellin darum, vom Pferd zu steigen. Auch Geldis stieg mit seiner Hilfe von Pineos Rücken.
    Ein breiter, gepflasterter Weg führte sie zum Eingang des Palasts. Mindestens zwanzig Wachmänner standen am Wegrand und beobachteten jeden ihrer Schritte. Erstaunt sah Ellin, dass es sich bei einigen Wachen um Frauen handelte, die mindestens genauso grimmig dreinblickten wie ihre männlichen Kameraden.
    »Hinter dem Palast befindet sich

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