Ellin
du denkst.«
»Das weiß ich doch«, erwiderte Ellin schnell. Doch sie wusste auch, dass Jesh mehr als nur freundschaftliches Interesse an ihr hegte, und dass sie genau aus diesem Grund das Geschenk auf keinem Fall annehmen durfte.
Enttäuscht ließ er den Arm sinken. Ein unbehagliches Schweigen breitete sich aus.
»In der Arena findet eine Hinrichtung statt«, sagte Nuelia, die soeben von einem der benachbarten Stände auf sie zutrat. »Eigentlich interessiere ich mich nicht für diese Spektakel, aber ich würde Ellin gerne die Arena zeigen, wenn sie genutzt wird.«
Ellin, froh über die Unterbrechung, willigte sofort ein. Jesh verstaute das Band in seiner Tunika und folgte ihnen schweigend. Gemeinsam wühlten sie sich durch die Menge, bis sie zur Festarena gelangten, wo sich eine beträchtliche Menschenmenge versammelt hatte. Da die vorderen Reihen alle besetzt waren, nahmen sie auf einer der hinteren Bänke Platz. Nuelia bot an, einen Imbiss zu besorgen. Da Ellin nur ungern mit Jesh alleine bleiben wollte, behauptete sie, keinen Hunger zu haben, obwohl ihr Magen knurrte. Doch Jesh nahm das Angebot dankend an.
»Warum weist du mich ab?«, fragte er, kaum dass Nuelia außer Hörweite war. »Stört dich meine Herkunft?«
Ellin schüttelte den Kopf. »Nein, natürlich nicht.«
»Was ist es dann?«
»Ich …«, sie zögerte. »Ich bin noch nicht bereit für das, was du von mir willst. Zum ersten Mal in meinem Leben kann ich meinen Wünschen folgen und alleine entscheiden, wo ich leben und was ich tun möchte.«
»Ellin«, Jesh ergriff ihre Hände und sah sie an. »Könnte nicht ich deine Zukunft sein? Ich würde für dich sorgen und dich beschützen.«
»Wie stellst du dir das vor? Soll ich etwa als deine Bettgefährtin mit dir durch das Land ziehen und darauf hoffen, dass du bei deinen gefahrvollen Aufträgen nicht dein Leben verlierst?«
»Was denkst du von mir?« Er wirkte ehrlich entrüstet. »Niemals würde ich dich derart entehren. Ich …«, er zögerte. »Ich würde dich bitten, den Bund mit mir zu schließen.«
Ruckartig entzog sie ihm die Hände. »Jesh, das ist … ich danke dir für das Angebot, aber … ich kenne dich kaum und … es geht nicht.«
»Ich kenne dich gut genug. Mein Herz gehört dir, Ellin, schon seit dem Augenblick, als Kylian dich aus dem Wald getragen hat.«
Sie senkte den Kopf. »Ich möchte dich nicht kränken«, sagte sie schließlich. »Aber bitte versteh: Ich will nicht umherreisen. Ich suche ein Zuhause. Für das Nomadenleben bin ich ungeeignet und den Lebensbund möchte ich auch noch nicht schließen.«
Enttäuscht sackte Jesh in sich zusammen. »Aber du bist genau im richtigen Alter. Wieso willst du warten?«
Ellin sog die Luft in ihre Lungen und stieß sie mit einem Seufzer wieder aus. »Jesh …«, sie hob den Kopf und zwang sich, ihn anzublicken. »Ich weiß dein Angebot wirklich zu schätzen. Du bist ein ehrenwerter Mann, aber … ich teile deine Gefühle nicht.«
Schweigend betrachtete er die aufgeregte Menge um sie herum. »Versprich mir eines«, sagte er nach einer Weile.
»Ja?«
»Ich weiß nun, dass du nicht dasselbe empfindest wie ich aber ich glaube auch, dass ich dir nicht zuwider bin …«
»Natürlich nicht, ich schätze dich sehr«, versicherte sie eilig.
»Dann versprich mir, dass du über mein Angebot nachdenken wirst. Schlaf ein paar Nächte darüber und antwortet mir, bevor wir Huanaco verlassen.«
Ellin setzte zu einer Erwiderung an, doch im selben Moment trat Nuelia hinzu. Ihrem missmutigen Gesicht nach zu urteilen, war sie nicht in bester Stimmung.
»Was ist geschehen?«, fragte Ellin.
»Nur weil ich keine Huanacerin und eine Frau bin, wollte mir dieser betrügerische Händler mehr Prasis abknöpfen. Er kann von Glück reden, dass ich ihm nicht die Zunge herausgerissen habe.«
»Was hast du stattdessen getan?«, fragte Jesh.
»Nichts. Ich habe einfach die angemessene Summe gezahlt.«
Jesh lachte. »Ich kenne dich gut genug, um das nicht zu glauben.«
Nuelia griff den Kragen seiner Tunika und zog ihn zu sich heran. »Ich habe ihn gepackt und gedroht, die Wachen zu rufen, sollte er den Preis für die Spieße nicht noch einmal überdenken.« Sie ließ ihn los. Jesh plumpste auf die Bank zurück.
»Hier. Esst.« Sie reichte ihnen je einen köstlich duftenden Fleischspieß.
Jesh stöhnte vor freudiger Erwartung. »Ich könnte ein ausgewachsenes Bisott verschlingen.«
Nuelia nahm Platz und betrachtete Ellin. »Warum bist du so
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