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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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voller zugedeckter Schüsseln und Gerätschaften. Karas ließ hastig meine Hand los und winkte seinem Diener zu, er möge beginnen.
    In den nächsten Minuten herrschte emsige Geschäftigkeit in dem kleinen Raum. Weißgekleidete Gestalten wirbelten um uns herum, und der Tisch belud sich in Windeseile mit allerlei köstlich riechenden und wunderbar anzusehenden Leckereien. Endlich, als die Tischplatte sich unter der Last all dieser Köstlichkeiten sanft zu biegen begann, winkte der Lakai die Köche hinaus und wartete selbst, während das Zimmer sich leerte, auf weitere Anweisungen seines Herrn. Karas dankte ihm und sagte: »Du kannst uns jetzt allein lassen, Mikel. Wir bedienen uns selbst. Ich läute nach dir, wenn ich etwas benötige.«
    Der Lakai verbeugte sich tief und schloß die Tür. Karas blickte auf den Tisch nieder und rieb sich in Vorfreude die Hände. »Es gibt nicht viel, was einem alten Mann wie mir noch Freude macht«, sagte er. »Aber dies hier ist doch eines der schönsten und verläßlichsten Vergnügen.« Er legte mir ein goldbraun geröstetes Täubchen auf den Teller und wies einladend auf die Schüsseln mit dicker Sahne, glasierten Maronen, zart gedünsteten Karotten und was der Genüsse mehr waren. Ich ließ mich nicht zweimal bitten und belud, seinem Beispiel folgend, meinen Teller. Karas aß hingebungsvoll und schweigend und schenkte mir immer wieder mein Glas voll. Endlich – ich hatte schon lange nicht mehr mit ihm mithalten können und naschte nur noch ein wenig an einem köstlichen, sahneüberzogenen Beerenkompott herum – wischte er sich mit einem parfümierten Tuch das Fett von Wangen und Kinn und ließ einen zarten, wohlerzogenen Rülpser hören. Dann seufzte er befriedigt und schob seinen Teller beiseite.
    »Wie steht es, möchtest du einen Mokka trinken?« fragte er und griff nach der Klingelschnur. Ich zuckte fragend mit den Schultern. Dieses Getränk war mir nicht bekannt, aber mir sollte alles recht sein, was mich nicht noch mehr benebelte. Der Wein war mir schon wieder heftig zu Kopf gestiegen, und es wurde mir mit einem Mal sehr warm. Karas blickte mich lächelnd an, öffnete dezent die Knöpfe seiner etwas zu engen Weste und schlug vor, ich möge mich doch meiner warmen Jacke entledigen. Dankbar folgte ich seinem Rat und schälte mich aus der Wollhülle. Der Diener Mikel trat leise ein und wartete.
    »Mikel, laß doch bitte abräumen und richte dem Ersten Koch meinen tiefempfundenen Dank aus. Er hat sich wieder selbst übertroffen. Wenn er uns jetzt noch seinen wunderbaren S'aavaranischen Mokka kredenzen könnte, verleihe ich ihm einen Orden, sage ihm das.« Schweigend ging Mikel hinaus. Kurz darauf schwärmte die Schar der Küchenhilfen wieder herein und räumte die leeren Schüsseln und Teller fort. Die Tür schloß sich hinter ihnen, öffnete sich sofort wieder und gab den Blick frei auf einen hochroten Vollmond von Gesicht, der auf einem riesigen, dicken Körper thronte. Der Koloß trat feierlich ein, strahlend wie ein Lichterkranz, und stellte behutsam ein kleines Tablett mit zwei winzigen Täßchen aus allerfeinstem Porzellan und einer kleinen Silberkanne vor uns ab. Karas stemmte sich schwerfällig auf die Beine und drückte dem Riesen die fleischige Hand.
    »Elloran, darf ich dir den Ersten Koch der Krone, Meister Fridor, vorstellen«, sagte er feierlich. Der riesenhafte Koch neigte würdevoll seinen dicken Kopf. »Meister Fridor, ich fühle mich geehrt, daß Ihr uns eigenhändig Euren Mokka serviert. Bitte, waltet Eures Amtes.« Schnaufend ließ Karas sich wieder in den Sessel sinken und beobachtete andächtig die zeremoniellen Vorbereitungen des Koches. Der legte mit seinen fetten Fingern behutsam in jede der winzigen Tassen zwei Klumpen bräunlichen Zuckers und träufelte etwas aus einem kleinen Glasflakon darüber. Dann ergriff er feierlich die silberne Kanne und ließ eine dunkelbraune, stark schäumende und dampfende Flüssigkeit in jede Tasse fließen. Zuletzt gab er vorsichtig mit einem Löffel noch auf jede Tasse eine kleine Haube aus steifer Sahne und stellte die Tassen dann vor uns hin. Er faltete die Hände vor dem Bauch und blickte sehr mit sich zufrieden drein. Karas dankte ihm erneut wortreich, und Koch und Lakai verließen dienernd den Raum.
    Karas nahm seine Tasse auf und ließ sich mit ihr in die weichen Polster zurücksinken. Ich roch vorsichtig an dem Gebräu. Es hatte ein starkes, bitteres Aroma, das schon allein durch seinen Geruch den Weindunst aus

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