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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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für gewöhnlich wenig Regung.
    Ihre Gehilfin war von gänzlich anderem Wesen. Nicht äußerlich, da glichen sich beide wie Mutter und Tochter. Jenka war etwa so alt wie ich und genauso klein wie Jemaina, aber wo diese stämmig war, war Jenka zäh, dünn und unansehnlich. Sie hatte ein schmales, finsteres Gesicht und ein äußerst reizbares und streitsüchtiges Gemüt. Wir haßten uns inbrünstig – von der ersten Sekunde an.
    Ich liebte es, in Jemainas buntem Garten zu hocken, den würzigen Duft der üppig wuchernden Kräuter einzuatmen und beim Unkrautjäten vor mich hinzuträumen. Der Beruf des Heilers schien mir jetzt manchmal ebenso erstrebenswert wie mein alter Wunsch, ein Ritter zu werden. Bei dieser Laufbahn standen mir wenigstens nicht meine eigenen Schwertkünste im Weg.
    Jenka dagegen schien die Ausbildung bei Jemaina zu verabscheuen. Sie drückte sich vor ihren Aufgaben, wo sie nur konnte. Oft fand ich sie statt dessen an die Umzäunung des Waffenhofes gelehnt, wo sie mit sehnsüchtigen Blicken die Übungen der Jungen beobachtete. Das kam mir spaßig vor, weshalb sollte sich ein Mädchen für Waffenübungen interessieren?
    Ich zog sie einmal damit auf und werde nie vergessen, mit welcher Wut sie sich auf mich stürzte. Sie trat und biß und schlug mit einer so unglaublichen Wildheit auf mich ein, daß ich mich ihrer kaum zu erwehren vermochte. Außerdem – ich konnte doch unmöglich ein Mädchen schlagen!
    Ausgerechnet Nikal rettete mich aus meiner Bedrängnis. Er packte Jenka mit geübtem Griff im Nacken und zog sie von mir fort. Sie fauchte und trat nach ihm, ihr mageres dunkles Gesicht schien wutverzerrt, aber er schüttelte sie nur ein wenig wie einen ungezogenen jungen Hund, da wurde sie friedlich. Mit zusammengezogenen Brauen sah er sie und mich an.
    »Was sollte das denn darstellen?« Er funkelte mich an. »Wie kannst du dich mit einem Mädchen prügeln, schämst du dich denn nicht?«
    Jenka spuckte verächtlich aus, als sie das hörte, wagte aber nicht, etwas zu sagen. Ich befühlte vorsichtig mein langsam zuschwellendes Auge und leckte das Blut von meiner aufgeplatzten Lippe. Alles in allem sah meine Gegnerin insgesamt sehr viel weniger ramponiert aus als ich.
    Nikal verkniff sich ein Lachen und bemühte sich weiter um eine böse Miene. »Wer von euch hat damit angefangen? Na, wird's bald?«
    »Ich war schuld«, murmelte ich ritterlich. Im Grunde entsprach das ja sogar der Wahrheit, immerhin hatte ich Jenka gefoppt und hätte wissen müssen, wie sie darauf reagieren würde. Nikal ließ Jenka los und beugte sich zu mir hinunter.
    »Du weißt, daß ich dich dafür bestrafen muß.« Ich nickte ergeben. Prügeleien auf dem Burggelände wurden gewöhnlich hart bestraft, unter Umständen sogar mit der Peitsche.
    »Also ab mit euch. Elloran, du gehst zu Jemaina und läßt dich verarzten. Danach meldest du dich sofort bei mir in der Wachstube.« Ich nickte wieder. Das war genau die Begegnung, die ich unter allen Umständen hatte vermeiden wollen, aber ich konnte mich diesem Befehl schlecht widersetzen. Stumm trabte ich neben Jenka her zu Jemainas überwucherter Kate inmitten des Kräutergartens. Jenka hatte noch kein Wort gesagt. Ihr Gesicht war so finster und wütend wie eh und je. Vor der Tür der Kate hielt sie mich mit ihrer mageren, schmutzigen Hand am Arm fest. Ich fuhr herum, darauf gefaßt, mich wieder gegen sie zur Wehr setzen zu müssen, aber sie hob nur abwehrend beide Hände.
    »Danke«, sagte sie mürrisch.
    »Wofür?« fragte ich genauso kurzangebunden.
    »Daß du mich nicht verpetzt hast.« Sie rümpfte verächtlich die Nase. »Der Kommandant mag es nicht, wenn ich mich am Waffenhof rumtreibe. Er hat mich schon ein paar Mal dort weggejagt.«
    Ich war überrascht. So eine lange Rede hatte ich von ihr noch nie zu hören bekommen.
    »Ist schon gut«, sagte ich großzügig.
    »Du wirst jetzt sicher bestraft.«
    »Ich werde es überleben. Ist nicht das erste Mal.«
    »Jedenfalls, danke. Wenn ich mal was für dich tun kann ...« Wir schüttelten uns feierlich die Hände. Irgendwie war sie ja doch ganz in Ordnung – für ein Mädchen.
    Die Heilerin entließ mich, nachdem sie mir kopfschüttelnd eine übelriechende grüne Paste ins Gesicht geschmiert hatte. Ich trödelte noch ein wenig zwischen den Beeten herum und zupfte halbherzig hier und da ein paar Grashalme aus. Schließlich sah ich dem Unausweichlichen ins Auge: Ich konnte die Unterredung mit Nikal nicht weiter hinauszögern. So oder

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