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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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auf.
    »Leonie läßt dich grüßen. Auf der Burg geht alles drunter und drüber. Sie steht offiziell unter Arrest, weil sie dir zur Flucht verholfen hat.« Sie lächelte schmal. »Sie hat es zwar geschafft, Jenka ein hieb- und stichfestes Alibi zu verschaffen, aber damit hat sie sich selbst in die Pfanne gehauen.« Ich stöhnte. Sie fuhr fort: »Dein Großvater hatte den schlimmsten Anfall seit Jahren. Alle haben gedacht, er würde ihn diesmal nicht überleben. Veelora ist einem Nervenzusammenbruch nahe. Du siehst, es scheint richtig lustig zu sein.« Ich hätte sie schlagen können, wenn ich mich nur hätte bewegen können. Was bezweckte sie nur damit, daß sie mich so quälte?
    Sie legte ihre kühle Hand auf meine Stirn und sagte mahnend: »Wenn du dich weigerst hinzusehen, wird alles nur noch schlimmer. Warum begreifst du das nicht endlich?« Ich schloß die Augen, schloß sie aus. Sie stöhnte ergrimmt, und ich spürte, daß sie wieder fort war.
    Hände hoben mich sacht an und drehten meinen Kopf. »Aï«, seufzte eine Frau. »Bei Der-Die-Wacht, was ist nur mit meinem Kind geschehen?« Die Hände fuhren über mein Gesicht und meinen Hals. »Ich brauche mehr Licht«, sagte sie gebieterisch. Eine Tür knarrte. Trübes Winterlicht fiel in den Wagen, und sie ächzte unzufrieden. Ich öffnete meine Augen einen winzigen Spalt. Ein dunkles Gesicht beugte sich über mich.
    »Jemaina«, flüsterte ich und öffnete die Augen ganz.
    »Guten Morgen, Elloran«, sagte sie liebevoll. »Ich würde dich gerne untersuchen, ist das in Ordnung?« Ich nickte schwach und versuchte, mich aufzusetzen. »Nein, bleib ruhig liegen«, sagte sie und drückte mich zurück. »Kim, das reicht nicht, gib mir eine Kerze oder besser zwei. Nein, drei. Es ist so verdammt duster hier drinnen!«
    Der Heiler sagte laut und deutlich: »Ach, verflucht! Ich weiß was Besseres! Tom, mach die Tür zu.«
    »Akim, du bist übergeschnappt!« rief der warnend. Die Tür schlug zu, und etwas schwirrte. Helles, warmes Licht fiel auf mein staunendes Gesicht, wie Sonnenlicht an einem schönen Sommermorgen. Jemaina brummte zufrieden und ungerührt und bewegte meinen Kopf. Sie hob eines meiner Augenlider und sah prüfend in mein Auge. Dasselbe mit dem anderen. Dann betastete sie meine Wangen, meinen Hals.
    »Akim, hilf mir mal«, sagte sie knapp. Sie zogen mir mein Hemd über den Kopf. Jemaina sog scharf die Luft ein. »Oh, bei allen Geistern«, rief sie erschüttert. Sie tastete über meinen Bauch, meinen Unterleib, drückte prüfend meine Seite.
    »Der Rücken sieht genauso aus?« fragte sie scharf. Akim nickte. »Zieh ihn wieder an.« Das Hemd glitt über meinen Kopf. Sie nahm meine Hand und zog sie vor ihre Augen. Sie grummelte etwas und zog die Finger auseinander, betrachtete die Zwischenräume, drückte auf meine Nägel, drehte die Hand und strich über die Innenfläche. Dann legte sie meine Hand behutsam auf die Decke und stand auf.
    »Lösche dieses wunderbare Licht, Akim. Tom, mach die Tür auf, ich brauche dringend frische Luft. Kommt, wir setzen uns auf die Stufen.«
    Es war wieder dunkel. Ich schloß ermattet meine Augen. Die Stimmen auf der Wagentreppe murmelten.
    » ... eine Vielzahl von Drogen«, sagte Jemaina. »Ich denke, ich brauche ihn nicht zu fragen, was es alles war.« Sie hob ein wenig die Stimme und rief: »Weißt du, was du für Drogen geschluckt hast, Elloran? Kannst du sie mir benennen?«
    Ich schluckte und antwortete heiser: »Nur zum Teil, Jemaina. Cesco hat sie besorgt, und ich kannte nicht alles.« Sie knurrte. Zarter grauer Rauch kräuselte sich aus ihrer Pfeife, und ein vertrauter, herber Duft zog an meiner Nase vorbei. Ich lächelte unwillkürlich und schloß die Augen.
    »Laß uns sehen, was wir haben«, murmelte Jemaina undeutlich am Mundstück ihrer Pfeife vorbei. »Kim, du hast ihn doch untersucht, nachdem er dieses mysteriöse Gift verabreicht bekommen hat. Hast du seinen Bauch abgetastet?« Akim bejahte fast empört. Sie fuhr fort: »Du hast seine Haut gesehen, seine Augen, die Blutergüsse ...«
    »Und was für Blutergüsse«, warf Tom ein. »Der Kerl muß ihn fürchterlich verprügelt haben, und nicht nur mit bloßen Händen!« Ich protestierte leise.
    Jemaina erhob sich und kam zu mir, die beiden Männer hinterher. Sie hockte sich neben mich und sagte: »Sieh her, Kim.« Sie nahm meinen Arm und drückte sacht mit dem Daumen auf die Haut. Sie nahm den Daumen weg, und ich beobachtete gebannt, wie eine deutliche Delle einen

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