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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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Endlich lag ich in meinem Bett. Krämpfe schüttelten mich, daß ich zu zerreißen glaubte. Meine Eingeweide hatten mir ihren Dienst aufgekündigt und versuchten anscheinend gerade alle gleichzeitig den Ausgang zu finden. Blind vor Schmerz und stöhnend krallte ich meine Hände in das Kissen.
    »Ich gehe!« sagte Daron entschlossen. »Das ist mir zu viel. Ich hole die Heilerin, Kat!« Katarin ging mit ihm aus dem Zimmer, und ich lag da, stöhnend, nach Luft ringend und von heißen und kalten Fieberschauern geschüttelt. Stimmen wisperten neben meinem Lager.
    »Warum gibst du nicht zu, daß du verloren hast, verehrte Meisterin? Es ist vorbei, du stehst mit leeren Händen da. Du hast nichts begriffen, und nichts hast du verhindern können.«
    »Du spielst falsch, Schüler. Ich dachte, ich kenne dich und deinen maßlosen Ehrgeiz. Aber ich habe niemals damit gerechnet, daß du alle Regeln des Spiels brechen würdest. Wenn etwas mein Fehler war, dann mein Vertrauen zu dir.«
    »Ich breche keine Regeln, ich mache sie. Das ist es, was du nie verstanden hast; und das besiegelt deinen Untergang. Du weißt, daß ich dich beseitigen muß.«
    »Schlage nicht zu früh den Gong, Freund. Noch bin ich nicht tot.«
    »O doch, alte Frau. Du willst es nur noch nicht wahrhaben.«
    Unbarmherzige Hände zwangen meinen verkrampften Kiefer auf und flößten mir eine stechend riechende, scharfe Flüssigkeit ein. Ich schnappte nach Luft, als sie brennend meine rauhe Kehle hinunterfloß, und hustete mir beinahe die Seele aus dem Leib. Mein Blick klärte sich ein wenig, und etwas später begannen auch die grausamen Krämpfe nachzulassen. Krächzend bat ich um etwas Wasser, und die besorgt wirkende Katarin hielt mir sofort einen Becher an die Lippen. Eine ältere, rotblonde Fremde packte ihr Bündel zusammen und sagte trocken: »Das Schlimmste dürfte vorbei sein. Sag deinem jungen Freund, sobald er wieder halbwegs klar ist, er soll die Finger von dem Teufelszeug lassen, falls er vorhat, den nächsten Sommer noch zu erleben.« Sie erhob sich und sah streng auf mich hinunter. »Aber wie ich die Sache sehe, ist es ohnehin schon zu spät«, fügte sie mitleidlos hinzu. »Diese dummen Kinder.« Sie ging kopfschüttelnd hinaus, begleitet von einer sehr bedrückten Katarin.
    Ich hörte die beiden Frauen draußen noch miteinander murmeln und dämmerte schon weg. Wenig später wurde ich wieder wach, als Katarin sich zu mir setzte. Ich fühlte mich weich und schwer, die Schmerzen waren zwar noch da, aber sie schienen weit entfernt, wie von mir abgetrennt, fast, als gehörten sie zu jemandem, der neben mir lag. Katarin nahm meine Hand und sah mich besorgt an.
    »Du hast mir verschwiegen, daß du diesen widerwärtigen Traumstaub schluckst«, sagte sie sanft und vorwurfsvoll. »Du bringst dich um damit, das weißt du doch? Die Heilerin sagt, daß du vielleicht noch ein Jahr vor dir hast, aber du mußt sofort damit aufhören. Du hast schon zu viel davon im Körper, um wieder gesund zu werden, aber du kannst vielleicht erreichen, daß du nicht so schrecklich ...« Ihre Stimme wurde leiser und verstummte. Sie sah mich an und schüttelte den Kopf – wie die Heilerin. »Elloran, du kannst hierbleiben, wenn du willst. Es ist nicht schlimm, wenn du deine Miete nicht mehr bezahlen kannst, ich setze dich nicht hinaus. Aber du mußt mir versprechen, daß du damit aufhörst. Bitte, Elloran.«
    Ich nickte schwach. Warum tat sie das für mich, sie kannte mich doch gerade erst seit einer knappen Woche? Wie kam es nur, daß ich immer wieder auf Menschen traf, die mir halfen und mich offensichtlich in ihr Herz schlossen – bis irgend etwas passierte, und sie mich fallenließen wie einen verfaulten Fisch. Ruhte denn irgendein Fluch auf mir? Was würde wohl diesmal geschehen, wie würde ich diese freundliche Frau gegen mich aufbringen?
    Sie lächelte kurz und drückte meine Hand. »Kannst du jetzt schlafen, Elloran?« Ich nickte wieder. »Gut, das ist das Beste. Ruf mich, wenn du irgend etwas brauchst.«
    Sie ging leise hinaus und ließ die Tür einen Spalt offenstehen. Ich lag in der dunklen Kammer und blickte auf das glimmende Ende meines Glückstäbchens. Ein Jahr hatte ich noch zu leben. Leben! Die Anfälle wurden häufiger und immer schlimmer. Ich glaubte nicht daran, daß Jemaina ein Mittel gegen das Gift finden würde; jedenfalls nicht, bevor es ohnehin zu spät für mich war. Irgend jemand auf dieser Welt haßte mich so sehr, daß er – oder sie? – mich auf

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