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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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in meinen Überlegungen. Der Zwiespalt zwischen meiner Pflicht und meinen Neigungen drohte mich schier in Stücke zu reißen. Ich hörte, wie die Lifttür aufglitt und weiche Schritte sich mir näherten. Zarter Zimt- und Vanilleduft spielte um meine Nase.
    »Hallo Tom«, sagte ich müde. Er antwortete nicht, legte nur von hinten seine langen, kräftigen Arme um mich und küßte mich auf den Nacken. So standen wir lange und blickten hinaus.
    »Komm schlafen, chu-chula «, sagte er endlich leise. »Du quälst dich zu sehr. Morgen sieht vielleicht alles schon freundlicher aus.«
    »Ach, Tom«, entfuhr mir ein abgrundtiefer Seufzer. »Warum muß nur immer alles s-so schwierig sein?« Ich hörte sein schnurrendes Lachen und mußte einstimmen. Göttin, so tragisch, wie ich mich gerade angehört hatte, war die Angelegenheit doch wahrhaftig nicht. Ich mußte eine Entscheidung treffen, die mir schwerfiel und wußte, daß ich in jedem Fall Menschen verletzen und vielleicht sogar verlieren würde. Aber dennoch – es war keine Sache auf Leben und Tod, das sollte ich nicht vergessen. Das Leben ging in jedem Fall weiter. Ich umarmte Tom liebevoll und trat mit ihm zum Lift. Er hatte recht, mein Grübeln brachte mich nicht weiter, und morgen würde sicherlich alles schon weniger finster aussehen.
    Am Morgen war ich übernächtigt und nicht sonderlich gut gelaunt. Ich hatte die kurze Nacht in Toms Armen gelegen, seinem sanften, ruhigen Atem gelauscht und die Gedanken treiben lassen. Er bemerkte meine gereizte Stimmung und ließ mich in Ruhe, was ich ihm hoch anrechnete. Ich wußte, wie sehr er sich wünschte, daß ich mich dafür entschied, auf dem Schiff und bei ihm zu bleiben, aber er bedrängte mich nicht im mindesten deswegen.
    Das Frühstück in der Messe glich dem des Morgens zuvor, mit dem Unterschied, daß die Stimmung heute eher gespannt als übermütig war. Nikal wirkte ähnlich unausgeschlafen wie ich. Galen warf ihm von Zeit zu Zeit einen ihrer undeutbaren Blicke zu, was Nikal jedoch hartnäckig übersah. Die Konversation war gezwungen und von langen unbehaglichen Pausen unterbrochen. Ich fragte mich, ob die anderen sich ebenso unwohl fühlten wie ich.
    Endlich nahm ich den letzten Schluck aus meiner Tasse, schob sie von mir fort und verkündete entschlossen: »Ich möchte, falls das möglich ist, heute zurück zur Kronenburg gebracht werden.«
    Tom zuckte zusammen, und auf Nikals Gesicht erschien ein grimmiges Lächeln, das zu sagen schien: »Ich habe es euch ja gesagt!« Er ballte seine Faust auf dem Tisch, daß die Knöchel weiß hervortraten. Galen sah mich aufmerksam an und blinzelte ein wenig verwirrt.
    »Du gehst also zurück?« fragte Tom heiser und enttäuscht.
    Ich nahm seine Hand und verschränkte meine Finger mit seinen. »Ich muß m-mich doch von meiner Familie und meinen Freunden verabschieden«, sagte ich mit schwankender Stimme.
    Tom stieß einen erstickten kleinen Laut aus und umarmte mich stürmisch. Nikal entspannte sich und atmete hörbar aus. Galen starrte mich immer noch seltsam berührt an. Ich erwiderte ihren Blick befangen und hob leicht die Schultern. Zu sagen, ich hätte eine Wahl getroffen, wäre falsch gewesen; vielmehr hatte irgend etwas in mir sich plötzlich entschieden, und meine Worte hatten mich nahezu genauso unvorbereitet getroffen wie meine Freunde hier am Tisch. Ich fühlte mich seltsam, gleichermaßen erleichtert und dennoch auf unklare Weise bedrückt.
    In den nächsten Stunden nahmen die Ereignisse ihren Lauf, ohne daß ich noch irgendeinen Einfluß darauf hätte nehmen können. Nikal benachrichtigte O'Malley und den Captain von meinem Entschluß, beide beglückwünschten mich deswegen, und O'Malley eröffnete mir, daß sie um meinetwillen noch einige Tage länger in der Umlaufbahn bliebe, um mir genügend Zeit zu geben, meine Angelegenheiten dort zu regeln. Ich bedankte mich bei ihr und bat darum, möglichst bald zur Oberfläche zurückgebracht zu werden.
    Am Nachmittag fand ich mich weisungsgemäß im Hangar ein und bestieg den kleinen Flitzer, mit dem Nikal mich hinunterbringen würde. Da ich inzwischen einiges mehr über die Natur der Umgebung wußte, durch die unsere Reise mich führen würde, verspürte ich ein unbehagliches Grummeln in den Eingeweiden, das einem Gefühl der Furcht erstaunlich nahe kam. Ich biß die Zähne zusammen und vertraute darauf, daß mein Vater mich schon unbeschadet auf meiner Welt absetzen würde. Nikal bemerkte meine Besorgnis und grinste mich

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