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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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Luft.
    »Es soll mir eine Ehre und ein wahres Vergnügen sein, edler Sänger, dich fortan mit dem wohlklingenden Namen ›Tom‹ rufen zu dürfen. Gestatte mir, mich gleichermaßen vorzustellen: mein Name ist Elloran von Burg Salvok.«
    Der unaussprechliche Tom warf den Kopf in den Nacken und lachte lauthals. Dann reichte er mir mit sehr ernsthafter Miene seine haarige, ungewöhnlich warme Hand. Ich ergriff sie, und wir schüttelten feierlich unsere Hände, wobei Tom mich mit seinen strahlenden Augen intensiv anblickte. Sein Begleiter, der wortkarge Heiler, sah kurz zu uns hinüber und schnaubte verächtlich.
    »Also gut«, sagte er barsch. »Da jetzt die Formalitäten zwischen euch erledigt sind, können wir vielleicht zu etwas Wesentlicherem kommen. Kannst du uns ein paar Auskünfte geben, Junge?« Ich nickte eingeschüchtert. »Du sagst, du bist von der Burg. Wir suchen jemanden, der dort leben soll, einen Söldner namens Nikolai.«
    Mein Mund wurde plötzlich trocken, ich mußte einige Male schlucken, um sprechen zu können. »Du meinst Nikal? Sehr groß, blonde Haare, kräftig?« Die beiden wechselten einen schnellen Blick, ich konnte ihre Erregung fast körperlich spüren.
    »Das könnte der Mann sein, den wir suchen. Wie lange lebt er schon auf Salvok?«
    Ich rechnete schnell nach. »Ich glaube, seit etwas über achtzehn Jahren. Vielleicht ein oder zwei Jahre länger.« War Nikal mit meiner Mutter auf die Burg gekommen oder später? Wieder einmal stellte ich fest, wie wenig ich über den Mann wußte, den ich immer für meinen besten Freund gehalten hatte.
    »Könnte hinkommen, Kater«, sagte der Heiler Akim nachdenklich. Der Spielmann stieß ein häßliches Lachen aus.
    »Das wäre fast zu schön, um wahr zu sein. Sollte unser haarloses Wunder wieder einmal recht behalten? Das wird ja wirklich mit der Zeit langweilig, Maddoc!«
    Die beiden sahen sich an, und der Triumph in ihren Blicken machte mich stutzig. Warum suchten diese Leute nach Nikal? Waren sie der Grund dafür, daß Nik so hartnäckig über seine Vergangenheit geschwiegen hatte? Akim holte mich mit einer Frage aus meinen fruchtlosen Grübeleien.
    »Hält er – Nikolai – sich zur Zeit auf Salvok auf? Werden wir ihn dort treffen?« Ich überlegte in Windeseile. Würde ich Nikal womöglich in Schwierigkeiten bringen, wenn ich den Fremden gegenüber zu vertrauensselig war? Vielleicht war es ratsam, wenn ich Vorsicht walten ließ und zunächst einmal herauszufinden versuchte, was die beiden vorhatten.
    »Ich weiß es nicht«, wich ich also aus. »Aber sagt doch, wenn mir die Frage erlaubt ist, woher kennt ihr unseren Kommandanten, und warum sucht ihr nach ihm?«
    Tom grinste mit blitzendem Raubtiergebiß. »Wir haben einen kleineren Hühnerstall mit ihm zu rupfen«, verkündete er in unheilvollem Ton. Ungefähr so etwas hatte ich befürchtet.
    »Hör doch auf mit dem Blödsinn, Tom«, sagte der Heiler unwirsch. »Du machst dem Jungen ja angst!« Ich zuckte zusammen. Dieser Akim schien einen schärferen Blick zu besitzen, als ich vermutet hatte. Er drehte mir jetzt zum ersten Mal voll das Gesicht zu und fing meinen Blick ein. »Laß dich nicht von ihm ins Bockshorn jagen, Junge. Wir sind alte Freunde deines Kommandanten und haben ihn vor etlichen Jahren aus den Augen verloren, das ist alles. Wir würden uns sehr freuen, ihn wiederzutreffen, und ich bin sicher, ihm geht es genauso.«
    Diese besänftigend gemeinte Erklärung hatte die gegenteilige Wirkung auf mich. Wie konnte dieser einschüchternde junge Mann neben mir, der aussah, als müßte er sich erst seit einer Handvoll von Jahren rasieren, behaupten, ein ›alter Freund‹ von Nikal zu sein? Da war ich schon eher geneigt, der Version des Spielmannes Glauben zu schenken. Gut, daß Nik sich in Julians Obhut befand – weit weg von Salvok. Wir rollten den Steinweg zum Burgtor hinauf. Der Hufschlag der Pferde hallte laut von den Mauern wider.
    »Ich kümmere mich um euer Quartier«, bot ich eilig an und rutschte vom Kutschbock. »Eure Pferde versorge ich dann auch, ich – ich bin hier nämlich der Stalljunge.«
    »Warte«, rief Tom hinter mir her. »Willst du uns nicht zuerst verraten, wo wir unseren geschätzter Freund, deinen hochverehrten Kommandanten, finden können? Wir brennen darauf, ihm so bald wie möglich Auge in Auge gegenüberzustehen!«
    Ich winkte ihm fröhlich zu und gab Fersengeld. Sämtliche Kinder der Burg, einige Soldaten auf Freiwache und Frauen vom Gesinde hatten sich schon um

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