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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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Staub nur so um seine Stiefel wirbelte. Jemaina erstarrte mitten in der Bewegung, fuhr herum, ließ achtlos ihr Bündel fallen und fiel dem Heiler in die Arme.
    »Kim!« hörte ich sie lachend ausrufen.
    »Wie kommst du denn hierher?« fragten sie sich fast gleichzeitig, und dann sagten sie eine Zeitlang gar nichts mehr, weil ihre Münder anderweitig beschäftigt waren. Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, und ich erwachte erst dadurch aus meiner Erstarrung, daß Tom mich sacht am Ärmel zog.
    »Komm, mein Lieber, laß die beiden ihr Wiedersehen feiern. Was, hattest du gemeint, hältst du von einem Spielchen?«
    Ich erhielt die Gelegenheit, etliche Spiele zu verlieren, ehe Jemaina und Akim in der Halle zu uns stießen. Der Heiler warf einen abschätzigen Blick auf die Münzen, die vor Tom auf dem Tisch lagen – es handelte sich um den größten Teil meiner Ersparnisse – und knurrte nur: »Ich hatte dich gewarnt.« Jemaina sah strahlend und etwas erhitzt aus, so hatte ich sie noch nie erlebt.
    »Verzeih mir, Tom, ich habe dich noch gar nicht begrüßt«, sagte sie und umarmte den Spielmann herzlich. Der küßte sie artig auf die Wange und bot ihr seinen Platz an. Jemaina setzte sich zwischen die beiden Männer und verschränkte ihre Hand mit der des Heilers.
    »Erzählt«, befahl sie lächelnd. »Wo habt ihr die ganze Zeit gesteckt? Und wo sind die anderen?« Akim und Tom wechselten einen schnellen, unbehaglichen Blick. Jemaina schüttelte nachsichtig den Kopf. »Immer noch die alten Geheimniskrämer. Elloran ist ein guter Freund von mir und äußerst verschwiegen.« Sie blinzelte mir zu. »Ich glaube nicht, daß ihr etwas vor ihm verbergen müßt.«
    Akim blieb mißtrauisch. Ich konnte es ihm nicht verdenken, mir ging es mit den beiden ja nicht viel anders, trotz Jemainas offensichtlichem Vertrauen zu ihnen.
    »Sie suchen nach Nik«, fuhr es mir heraus. »Tom sagt, er habe eine Rechnung mit ihm zu begleichen.«
    »Das ist nicht ganz korrekt, mein hitzköpfiger junger Freund«, widersprach der Spielmann sanft. »Die Rede war von zu rupfendem Geflügel, wenn ich mich recht entsinne. Und dabei bleibe ich auch«, fuhr er mit einem unschuldsvollen Blick auf den giftig dreinschauenden Akim fort. »Wenn ich allein bedenke, wie lange wir schon hinter dem Guten herjagen müssen!«
    Jemaina versuchte, ihn auszuhorchen, aber er weigerte sich höflich und hartnäckig, weiter über dieses Thema zu sprechen. Sie sah die Vergeblichkeit ihrer Bemühungen bald ein und begann, mit Akim Erinnerungen auszutauschen. So erfuhr ich beiläufig einiges über die Heilerin, was mir bisher unbekannt gewesen war. Akim und sie hatten sich in Olyss kennengelernt, lange bevor Jemaina nach Raulikar gekommen war. Der so jugendlich erscheinende Heiler mußte also wahrhaftig sehr viel älter sein, als von seinem Erscheinungsbild her zu vermuten war. Akim hatte damals die olyssische Heilkunde bei Jemainas Lehrerin studiert, und er und Jemaina waren sich dabei sehr nahe gekommen. Dann war Tom mit einigen Gefährten aufgetaucht, und Akim war mit ihnen fortgegangen. Danach hatten Jemaina und Akim sich nur noch einmal wiedergesehen: erstaunlicherweise in der Kronenburg. Jemaina stand Nikal offensichtlich in nichts nach, was ihre Verschwiegenheit über die eigene Vergangenheit betraf. Ich hatte nicht gewußt, daß sie jahrelang in der Hauptstadt und dort anscheinend auch bei Hofe gelebt hatte.
    »Kim, würdest du dir einmal mein Sorgenkind ansehen?« fragte Jemaina. »Er hat eine schwere Kopfverletzung, und ich bin am Ende meiner Weisheit. Vielleicht fällt dir etwas ein, was ihm helfen könnte.«
    »Jemaina scheint ja eine Menge von deinem Freund zu halten«, sagte ich, als die beiden hinausgingen. »Sie bittet sehr selten jemanden um Rat.«
    »Akim ist ein begnadeter Heiler«, antwortete Tom kurz. Er schwieg eine Weile. Dann fragte er behutsam: »Meinst du, du könntest mir jetzt etwas über Nikolai – Nikal erzählen? Oder mißtraust du mir noch immer?« Ich wand mich unbehaglich bei dieser unverblümten Frage und zögerte wohl etwas zu lange mit meiner Antwort, denn er hob die Schultern und lächelte bedauernd.
    »Schade, denn ich denke, daß wir gute Freunde sein könnten, Elloran. Du darfst mir glauben, ich will deinem Freund Nikal nichts Böses. Und Maddoc auch nicht – ganz im Gegenteil.« Er hatte seine verschnörkelte Redeweise vollständig abgelegt und sprach mit großem Ernst. Der Eindruck, den er vermittelte, war der von tiefer

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