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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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noch eine Weile weiter, dann ließ er seine Schreie und sein Stöhnen langsam abebben und verstummen.
    »Du kannst aufhören«, hörte ich Akims trockene Stimme sagen. »Sie sind sicher schon über die Landesgrenze, so schnell sind sie abgehauen. Ich sehe nur noch ihre Staubwolke.« Ich kämpfte mich unter den staubigen Kleidern hervor und nieste erst einmal herzhaft.
    »Wohlsein«, sagte Tom, der breit grinsend mitten in der Kabine hockte. Sein todbleiches, rotgeflecktes Gesicht war noch immer das eines Tobsüchtigen, mit tiefen schwarzen Ringen unter lodernden Augen und einem geifernden, verkrusteten Mund. Jetzt, da er im Licht saß, sah es womöglich noch erschreckender aus als vorher im Halbdunkel.
    »Was so ein bißchen Schminke alles ausmacht, nicht?« erklärte er zufrieden und wischte sich mit einem angefeuchteten Tuch den Wahnsinn aus dem Gesicht.
    »Diese Nummer klappt doch immer«, kommentierte Akim von draußen. Auch er klang ungewöhnlich befriedigt. Die beiden wirkten auf mich wie kleine Jungen, die einem mißliebigen Lehrer einen gelungenen Streich gespielt hatten.
    »Ich danke dir«, sagte ich atemlos. »Daß du das für mich getan hast, wo ich doch gerade ...« Tom verschloß meine Lippen mit seiner großen Hand.
    »Halt die Klappe«, murmelte er zärtlich. »Das hier hat mir sehr viel Spaß gemacht, und außerdem liebe ich dich, hast du das etwa schon wieder vergessen?« Ich sah ihn sprachlos an. Er beugte sich über mich und gab mir einen Kuß mitten auf meinen erstaunten Mund.
    »Reiter hinter uns«, meldete Akim.
    »Nicht schon wieder!« stöhnte Tom und ließ mich los.
    »O Mist!« schrie ich und begann, die Sachen wieder aus der Kiste zu kippen.
    »Entwarnung!« übertönte Akim unsere Aufregung. »Unser kleiner Liebling ist im Anmarsch.« Er ließ den Wagen anhalten.
    Neugierig steckte ich den Kopf aus dem Wagen. Mein Brummschädel war inzwischen wie weggeblasen, sei es durch Akims Medizin oder wegen des ausgestandenen Schreckens. Hinter uns auf dem Weg, der uns inzwischen durch die üppigen Wiesen L'xhans führte, näherte sich ein riesenhaftes schwarzes Roß mit einer ebenso riesigen Frau auf seinem Rücken. Staunend betrachtete ich die herangaloppierende Reiterin, die jetzt fast in Rufweite war. Ihre weite, lose Kleidung flatterte, das kinnlange, rotblonde Haar flog um ihren Kopf, und ein breites Lachen lag auf ihrem ebenmäßigen Gesicht. So hatte ich mir immer die Sturmkriegerinnen von Nisgard vorgestellt.
    »Heia, Tom! Ho, Akim!« rief sie und schwenkte den Arm. Ich hatte noch nie solch eine große Frau gesehen, mit derart breiten Schultern und langen, kräftigen Beinen und Armen. Sie war nicht dick, eher muskulös, dabei aber wohlproportioniert; mit festen, runden Brüsten unter einer offenherzigen weißen Tunika und vollen Hüften in einer rockweiten schwarzen Hose. Um ihre erstaunlich schmale Taille schlang sich ein breiter gelber Stoffschal und darüber ein schmaler Ledergurt mit einem daran befestigten Beutel. Die sommersprossigen Hände peitschten die Zügel, und um die weißen Handgelenke lagen breite schwarze Lederbänder.
    Sie hatte uns nun erreicht und zügelte ihren prachtvollen Hengst, daß die Kiesel unter seinen Hufen nur so spritzten. Kaum, daß er stand, war sie schon aus dem Sattel gesprungen und flog erst Akim, dann Tom um den Hals. Erstaunlicherweise trug sie keinerlei Schuhwerk, ihre Füße waren bloß wie die eines Bauernmädchens beim Ziegenhüten.
    »Ich hatte schon Angst, ich hätte euch verloren, wie Kolja«, lachte sie atemlos und sprudelte dann einige schnelle Worte in einer fremden Sprache heraus. Tom erwiderte ihre Umarmung sehr herzlich, und ich verspürte einen kurzen, heftigen Stich – Eifersucht?
    »Sei nicht unhöflich, Kleine«, mahnte er sanft. »Wir sind nicht allein.« Sie hörte auf, zu sprechen und sah sich um.
    »Oh?« rief sie erstaunt und reichte mir dann strahlend die Hand. »Ranan Millen, zu deinen Diensten.« Ich murmelte meinen Namen. »Wie schön!« sagte sie nachdrücklich. »Eine Frau in meiner Größe, das ist selten hierzulande.«
    Tom lachte laut auf, und ich wurde rot. Ranan sah freundlich verwirrt von einem zum anderen. Ihre arglosen meerblauen Augen hefteten sich fragend auf den unterdrückt kichernden Heiler.
    Der sagte kopfschüttelnd: »Ran, Ran, ich glaube, mir würde wirklich was fehlen, wenn es dich nicht gäbe.« Er stieg wieder auf den Bock. Ranan schüttelte den Kopf, zog die Nase ulkig kraus und grinste verdutzt. Ich

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