Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elric von Melnibone

Elric von Melnibone

Titel: Elric von Melnibone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
»Elric selbst wird mir beim Angriff auf Imrryr helfen. Er wird seinesgleichen vernichten. Er wird sich selbst vom Rubinthron vertreiben!«
    »Glaubst du nicht, Elric hätte die Gefahr des Gedächtnisspiegels vorausgesehen, Bruder?« fragte Cymoril.
    »Vorausgesehen, aye - aber widerstehen kann er meiner Waffe nicht. Zum Kämpfen muß er sehen können. Entweder läßt er sich von unseren Klingen treffen, oder er öffnet die Augen. Und kein Mensch mit Augen ist vor der Macht des Spiegels sicher.« Er blickte sich in dem primitiv eingerichteten Zimmer um. »Wo ist Valharik? Wo steckt der Schurke?«
    Valharik hastete herein. »Der Spiegel wird gedreht, mein Lord, aber er wird auch auf unsere Leute einwirken. Ich fürchte.«
    »Hör auf zu fürchten. Was soll sein, wenn unsere Männer in den Einfluß des Spiegels geraten? Wir können ihnen mühelos eintrichtern, was sie zu wissen brauchen - zusammen mit den besiegten Gegnern. Du bist viel zu nervös, Hauptmann Valharik.«
    »Aber Elric führt sie an.«
    »Und Elrics Augen sind Augen - obwohl sie wie rote Steine aussehen. Ihm ergeht es nicht anders als seinen Männern.«
    In den Straßen vor Prinz Yyrkoons Haus drängten Elric und Dyvim Tvar inmitten ihrer Imrryrier die demoralisierten Gegner zurück. Die Angreifer hatten bisher noch keinen Mann verloren, während viele Oinier und Yutier tot in den Straßen lagen, neben abtrünnigen Imrryriern, die das Kommando über sie geführt hatten. Die Flammengeister, die Elric nicht ohne Mühe heraufbeschworen hatte, begannen sich wieder zu zerstreuen; es strengte sie ungemein an, so lange ausschließlich auf Elrics Ebene auszuharren. Der erstrebte Vorteil war aber errungen worden, und es konnte kein Zweifel mehr daran bestehen, wer den Sieg davontragen würde: Überall in der Stadt standen Häuser in Flammen, hundert oder mehr, immer neue Gebäude wurden in Mitleidenschaft gezogen und lenkten auf diese Weise Verteidiger ab, die verhindern wollten, daß die ganze schäbige Stadt ringsum niederbrannte. Einige der Schiffe brannten ebenfalls.
    Dyvim Tvar bemerkte als erster, daß der Spiegel herumschwang und sich auf die Straßen konzentrierte. Er hob warnend die Hand, drehte sich um, blies in sein Kriegshorn und holte damit jene Truppenteile nach vorn, die bis jetzt an den Kämpfen nicht teilgenommen hatten. »Ihr müßt uns führen!« rief er und klappte sich das Helmvisier herab. Die Augenschlitze des Helms waren verstopft; er konnte nichts mehr sehen.
    Elric zog ebenfalls den Helm herab, bis er im Dunkeln stand. Der Kampflärm jedoch ging weiter; die Veteranen, die sie von Melnibone mitgebracht hatten, kämpften an ihrer Statt, und die anderen Truppen wichen zurück. Die Imrryrier aus den ersten Reihen hatten offene Augenschlitze.
    Elric betete, daß sein Plan funktionieren würde.
    Yyrkoon lugte vorsichtig durch einen Spalt in einem schweren Vorhang und sagte verdrießlich: »Valharik, der Kampf geht ja weiter! Wieso? Ist der Spiegel nicht genau ausgerichtet?«
    »Er müßte es aber sein, mein Lord.«
    »Sieh doch selbst - die Imrryrier bedrängen die Verteidiger weiter- und unsere Männer geraten langsam, aber sicher in den Einfluß des Spiegels. Was stimmt da nicht, Valharik? Was stimmt da nicht?«
    Valharik zog scharf die Luft ein, und auf seinem Gesicht zeichnete sich eine gewisse Bewunderung ab.
    »Sie sind blind!« sagte er. »Sie kämpfen allein mit Gehör, Tastsinn und Nase. Die Männer sind blind, mein Lord Herrscher - und sie führen Elric und seine Männer, deren Helme so vermummt sind, daß sie nichts sehen können.«
    »Blind?« In Yyrkoons Stimme lag ein jammernder Unterton. Er weigerte sich, die Situation zu verstehen. »Blind?«
    »Aye, blinde Krieger - Männer, die in früheren Kriegen verwundet wurden, trotzdem aber gute Soldaten. So überwindet Elric unseren Spiegel, mein Lord.«
    »Argh! Nein! Nein!« Yyrkoon schlug dem Hauptmann kraftvoll auf den Rücken, und der Offizier wich zur Seite aus. »Elric ist nicht so raffiniert! Er ist nicht so raffiniert! Irgendein mächtiger Dämon gibt ihm solche Listen ein.«
    »Das mag sein, mein Lord. Aber gibt es denn Dämonen, mächtiger als jene, die dir geholfen haben?«
    »Nein«, sagte Yyrkoon. »Die gibt es nicht. Ach, wenn ich jetzt nur einige meiner Dämonen rufen könnte! Aber meine Kräfte sind erschöpft von der Öffnung des Schattentors. Ich hätte voraussehensollen. Ich konnte doch nicht voraussehen. O Elric! Ich werde dich doch noch vernichten, sobald die

Weitere Kostenlose Bücher