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Elric von Melnibone

Elric von Melnibone

Titel: Elric von Melnibone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Büchern von Phum gehört es jedenfalls nicht. Ich fürchte, Genosse Elric, daß wir uns nach Ameeron durchschlagen und deine Fragen den Einwohnern dort stellen müssen.«
    »Es gibt auf dieser Ebene eine Stadt?«
    »Aye - eine Stadt. Mir war die Wildnis lieber, deshalb habe ich mich dort nur kurz aufgehalten. Mit einem Freund aber ist sie vielleicht ein wenig erträglicher.«
    »Warum ist Ameeron nicht nach deinem Geschmack?«
    »Ihre Bürger sind nicht fröhlich. Vielmehr sind sie ein höchst deprimierter und deprimierender Haufen, denn es handelt sich ausschließlich um Verbannte oder Flüchtlinge oder Reisende zwischen den Welten, die sich verirrt haben und nicht weitergekommen sind. Niemand lebt freiwillig in Ameeron.«
    »Wahrlich eine Stadt der Verdammten.«
    »Aye, so könnte man in dichterischer Freiheit sagen.« Rackhir blinzelte Elric sarkastisch an. »Aber manchmal habe ich das Gefühl, daß das für alle Städte zutrifft.«
    »Wie ist diese Ebene beschaffen, auf der wir uns befinden? Soweit ich mitbekommen habe, gibt es hier keine Planeten, keinen Mond und keine Sonne. Die Atmosphäre erinnert ein wenig an eine große Höhle.«
    »Es gibt in der Tat die Theorie, es handele sich um eine kugelförmige Höhle, die in ewigem Gestein begraben ist. Andere behaupten, diese Ebene liege in der Zukunft unserer Erde - in einer Zukunft, in der das Universum tot ist. In der kurzen Zeit, die ich in Ameeron verbracht habe, waren tausend verschiedene Theorien zu hören. Mir schienen alle den gleichen Wert zu haben. Alle mochten stimmen. Warum auch nicht? Es gibt Leute, die halten alles für Lüge. Umgekehrt könnte also alles Wahrheit sein.«
    Nun war es an Elric, mit einer ironischen Bemerkung zu antworten. »So bist du womöglich nicht nur Bogenschütze, sondern auch Philosoph, Freund Rackhir aus Phum?«
    Rackhir lachte. »Wenn du willst! Es liegt an solchen Überlegungen, daß meine Loyalität gegenüber dem Chaos ins Wanken geriet und ich in diese Lage kam. Ich habe von einer Stadt Tanelorn erzählen hören, die zuweilen an dem sich verschiebenden Rand der Seufzenden Wüste zu finden ist. Wenn ich jemals in unsere Welt zurückkehre, Genosse Elric, dann will ich diese Stadt suchen, denn ich habe sagen hören, daß man dort Frieden finden kann - daß dort solche Debatten über die Beschaffenheit der Wirklichkeit für bedeutungslos gehalten werden. Daß die Menschen in Tanelorn sich damit zufriedengeben, einfach zu existieren.«
    »Dann beneide ich alle, die in Tanelorn leben«, sagte Elric.
    Rackhir schnaubte durch die Nase. »Aye. Aber wenn wir es fänden, wär's vermutlich eine Enttäuschung. Legenden läßt man am besten Legenden bleiben - der Versuch, sie Wirklichkeit werden zu lassen, verläuft selten erfolgreich. Komm - in dieser Richtung liegt Ameeron, das - so muß man leider sagen - den meisten anderen Städten ähnelt, auf welcher Ebene auch immer.«
    Die beiden großgewachsenen Männer, auf verschiedene Art hierher verbannt, machten sich auf den Weg durch die Dämmerung des bedrückenden Ödlands.

2
    IN AMEERON
    Ameeron kam in Sicht. Elric hatte so eine Stadt noch nie gesehen. Neben Ameeron wirkte Dhoz-Kam wie die sauberste und bestorganisierte Siedlung, die man sich nur vorstellen konnte. Die Stadt lag unterhalb der Felsebene, in einer flachen Talmulde, über der eine ewige Rauchdecke hing: ein schmutziger, zerfetzter Mantel, der den Ort vor Menschen und Göttern verbergen sollte.
    Die meisten Gebäude waren halb verfallen oder völlige Ruinen, dazwischen Schuppen oder Zelte. Das Durcheinander der Baustile - einige vertraut, andere äußerst fremd - war so groß, daß Elrics Auge keine zwei ähnlichen Gebäude fand. Es gab Zeltgebilde und Burgen, Landhäuser, Türme und Forts, einfache quadratische Villen und Holzhütten, überladen mit geschnitzten Ornamenten. Andere Behausungen sahen aus wie ein wahllos aufgestapelter Haufen Felsbrocken mit einer ungleichmäßigen Türöffnung auf einer Seite. Keines der Gebäude sah gut erhalten aus -so etwas schien in jener Landschaft unter dem ewig düsteren Himmel auch unmöglich zu sein.
    Hier und dort flackerten rote Feuer und verstärkten den Rauch, und als Elric und Rackhir die Ausläufer der Siedlung erreichten, schlug ihnen ein vielfältiger Gestank entgegen.
    »Die hervorstechende Charaktereigenschaft der meisten Ameeroner ist weniger der Stolz als die Arroganz«, sagte Rackhir und rümpfte seine Raubvogelnase. »Soweit sie überhaupt noch Charakter

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