Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elsas Küche: Roman (German Edition)

Elsas Küche: Roman (German Edition)

Titel: Elsas Küche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Fitten
Vom Netzwerk:
holen oder etwas, was sie verkaufen konnten, oder auch um die Frauen zu überzeugen, dass sie einen Fick brauchten. Sie lebten in einem noch heruntergekommeneren Viertel außerhalb der Stadt.
    Als sie an diesem Abend kamen, holten Renata und Mona Pisti und die beiden anderen Jungen aus dem Bett. Die drei gingen in die Küche und wurden angewiesen, die Geschichte von Pistis Verletzung zu erzählen.
    »Hört zu, ihr müsst alles genau erzählen«, sagte ihr beleibter Onkel mit erhobenem Zeigefinger. Er war ganz aufgeregt, als würde er gleich ein wichtiges Geheimnis erfahren. »Ich will, dass ihr Jungs euren euch liebenden Onkel ganz genau erzählt, wie das passiert ist.«
    Der schaurige Onkel stand hinter ihm und starrte auf die Kleinen hinunter. Sie blickten ihn an und fingen sofort an zu weinen.
    »Schluss jetzt«, sagte der beleibte Onkel. »Schluss. Ihr wisst doch, dass der Onkel sich um euch sorgt. Sagt ihm, was geschehen ist.«
    »Nichts«, murmelte Pisti.
    »Was sagst du da? Du sollst nicht lügen.«
    Die beiden anderen Jungen beschlossen, dass es an der Zeit war, alles zu erzählen.
    »Wir sind zum Restaurant gegangen«, sagte der Älteste. »Das, wo Angela die Blumen verkauft, die du vom Friedhof holst. Also, wir sind dahin gegangen und wollten Geld oder was zu essen. Die Restaurantmadam ist manchmal nett. Aber heute Abend kam sie raus und hat uns Angst gemacht. Sobald sie uns gesehen hat, hat sie angefangen, nach uns zu schlagen. Ich hab mich geduckt, aber Pisti hat sich zurückgelehnt. Sie hat ihn erwischt, und da ist er hingefallen und hat sich den Kopf aufgeschlagen.«
    »Verbrecherin!«, sagte Renata.
    »Was für eine schreckliche Frau!«, rief Mona. Es war das Beste, die Onkel dazu zu bringen, etwas zu unternehmen, fanden sie.
    »Seid ihr euch sicher?«, fragte der beleibte Onkel. »Mehr ist nicht passiert?«
    »Nein, Onkel«, sagte der älteste Cousin. »Sie hat uns gesehen und zugeschlagen. Sie hat kräftig ausgeholt.«
    »Warum hast du dich zurückgelehnt?«, fragte der dicke Onkel den kleinen Pisti. »Wir haben dir doch beigebracht, wie man sich schlägt. Wenn jemand zuschlägt, muss man sich ducken. Immer ducken, nie zurücklehnen, sonst verliert man das Gleichgewicht.«
    Der schaurige Onkel nickte.
    »Was meinst du?«, fragte Renata. »Gehst du und redest mit ihr? Vielleicht muss er zum Arzt. Ärzte sind teuer.« Sie blinzelte ihrer Schwester zu.
    Die Onkel sahen Pisti an. Auf der Wunde war jetzt eine Kruste, und seine Stirn sah grün aus.
    »Haben wir einen Fotoapparat?«
    Die Onkel liefen durchs Haus und suchten. Sie fanden einen Fotoapparat und kauften im Geschäft an der Ecke einen Film.
    »Wie wär’s mit einem kleinen Kredit?«, sagte der Beleibte zum Ladenbesitzer. »Wir geben das Geld bald zurück und legen noch was drauf.«
    Der Ladenbesitzer seufzte und rollte die Augen.
    »Letztes Mal haben Sie sechs Monate gebraucht, um es zurückzuzahlen!«, sagte er.
    Die Brüder lächelten. Der Beleibte zog seine Uhr aus der Tasche und legte sie auf die Ladentheke.
    »Sehen Sie her, das ist ’ne ganz besondere Uhr«, sagte er. »Behalten Sie sie als Sicherheit.«
    Der Ladenbesitzer nahm die Uhr in die Hand und lachte spöttisch. Dann warf er sie ihm hin.
    »Ich will Ihre blöde Uhr nicht. Nur Bargeld. Und ich will meinem Geld nicht hinterherrennen.« Er nahm Geld aus der Ladenkasse und zählte es ihnen vor. Dann notierte er den Betrag in sein Kassenbuch. Die Brüder nahmen das Geld und den Film und gingen zum Häuschen zurück.Dort legten sie Pisti wieder ins Bett und deckten ihn zu. Er musste ganz still daliegen und die Augen zumachen. Dann machten sie Fotos von ihm. Sie tätschelten den anderen Jungen den Kopf und forderten sie auf, ein paar Sachen zusammenzupacken. Dann gingen sie zurück in die Küche.
    »Wir lassen die Bilder entwickeln, und ungefähr in einer Woche gehen wir zu ihr. Kommt doch heute Abend alle zu uns – nur für den Fall, dass sie vorbeischaut«, sagte der beleibte Bruder. »Passt mal auf. Sie muss sich jetzt ein bisschen aufregen. Dann können wir ihr leichter die Hölle heiß machen. Ich glaub kein Wort von dem, was die Jungs gesagt haben, aber der Kleine sieht fürchterlich aus. Ich glaub, diesmal können wir richtig Geld machen. Was meinst du, Lulatsch?«
    Sein Bruder nickte. Mona servierte ihnen das Gulasch. Die Jungen hörten vom hinteren Zimmer aus, wie sie ihr Abendessen schlürften.
    »Mistkerle«, murmelten sie.

XI
    I n dieser Nacht konnte Elsa nicht schlafen.

Weitere Kostenlose Bücher