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Elsas Küche: Roman (German Edition)

Elsas Küche: Roman (German Edition)

Titel: Elsas Küche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Fitten
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voneinander zu trennen.
    »Sie müssen mir glauben, dass es ein Unfall war«, sagte sie zu dem Blumenmädchen.
    Angela sah die beiden ungläubig an. Was sie sagten, ergab keinerlei Sinn. Sie war die ganze Nacht auf einer Party gewesen und gerade erst von ihrem Freund zurückgekommen, der in einem Dorf auf dem Land wohnte. Eigentlich wollte sie sich nur schnell ein paar saubere Kleider holen. Sie schüttelte den Kopf und sah zu ihrem Häuschen.
    »Da ist keiner«, sagte er zu Angela und legte die Hände über ihre Schultern, »die sind nämlich gestern Abend alle ausgeflogen. Also, sag, dass sie mir das Geld geben soll, hörst du? Und zwar jetzt sofort.«
    »Ich weiß auch nicht, was mit mir los war!«, wandte sich Elsa an Angela. »Geht’s Pisti gut? Ich sollte vielleicht mit Ihrer Mutter sprechen. Wie heißen Sie denn?«
    Dem Ladenbesitzer reichte es. Er drehte sich zu Elsa und stieß sie mit dem Finger.
    »Sehen Sie mal, Sie Spinnerin«, sagte er und stieß sie weiter an. »Ich weiß nicht, was Sie hier in der Gegend machen, aber wir haben zu tun. Um Ihr Problem können Sie sich wann anders kümmern. Mein Problem sind jetzt nurdie 8000 Forint. Wenn Sie diesen Leuten unbedingt helfen wollen, dann lassen Sie mir jetzt das Geld da.«
    Er rammte ihr seinen Finger in den Plexus brachialis und atmete ihr wütend ins Gesicht. Elsa wurde schwindlig, und sie hatte das Gefühl, ohnmächtig zu werden. Ohne nachzudenken, gab sie ihm einen heftigen Stoß, wobei ihre eine Hand in seinem Bauchfett verschwand und die andere gegen seine Nase drückte. Er zuckte zusammen und tat einen Schritt zurück.
    »Lassen Sie uns in Ruhe!«, rief sie und stieß ihn wieder in die Brust, sodass er noch einen Schritt zurück machte. Sie wollte ihm gerade mit der Faust auf die Nase schlagen und holte schon aus, doch der Ladenbesitzer verzog das Gesicht und schlug sie mit ganzer Kraft direkt auf den Mund. Diese Art Faustschlag verpasste er Schnorrern, und die Wut, die ihn antrieb, galt eigentlich Angela.
    Elsa flog gegen den geparkten Wagen, als hätte jemand sie hochgehoben und dagegengeschleudert. Sie war stumm vor Schreck. Der Ladenbesitzer wurde rot im Gesicht. Er bebte jetzt vor Wut. Angela hingegen wartete nicht länger ab, sondern nutzte den kurzen Wirrwarr und rannte davon. Geistesgegenwärtig streckte Elsa die Hand nach ihr aus, spürte aber nur noch, wie Angelas Haar ihr durch die Finger entglitt.
    »Bitte lassen Sie mich hier nicht allein«, sagte sie schwach.
    Angela rannte, so schnell sie konnte, davon. Sie rannte zurück zum Bahnhof und sprang auf den nächstbesten abfahrenden Zug. Einen Fahrschein hatte sie nicht.
    »Ich hab Sie gewarnt. Ich hab gesagt, halten Sie sich raus«, sagte der Ladenbesitzer, der sich bedrohlich vor Elsa aufgebaut hatte. Er blickte sich nervös um – er hatte Angst, sie könne zur Polizei gehen. Sein Freund kam aus dem Ladenund zerrte ihn an den Schultern zurück. »Wenn Sie herkommen und unbedingt Ärger haben wollen, dann nur zu!«
    Elsa weinte leise und richtete sich zitternd auf. Dann griff sie in die Tasche und holte eine Handvoll Geldscheine hervor. Der Ladenbesitzer winkte kopfschüttelnd ab.
    »Oh, nein! Die will ich jetzt nicht mehr«, sagte er. »Sie hetzen mir die Bullen auf den Hals und sagen, ich hätte Sie ausgeraubt. Verschwinden Sie von hier, und kommen Sie bloß nicht wieder.«
    »Nehmen Sie das Geld!«, schrie Elsa. »Sie blöder Bauer, nehmen Sie es! Die sollen nächste Woche ihr Essen damit kaufen.«
    Der Ladenbesitzer wollte das Geld nicht. Er wedelte mit den Händen, als versuchte er, Elsa wegzuscheuchen. Elsa hielt ihm die Scheine hin, damit er sie genau sehen konnte. Dann knüllte sie sie zusammen und warf sie ihm ins Gesicht. Das Geld fiel zu Boden. Ein zerknitterter, lachsroter 5000-Forint-Schein wiegte sich im Wind. Der schweigsame Freund des Ladenbesitzers bückte sich schnell nach den Scheinen, bevor sie davongeweht wurden. Elsa sah in die Richtung, in die Angela weggerannt war.
    »Die sind eine Plage und machen nur Ärger«, murmelte der Ladenbesitzer. »Die machen Ärger, das versprech ich Ihnen. Und schulden tun Sie denen nichts, auch wenn Sie das glauben. Sie sollten jetzt von hier verschwinden.«
    Elsa sah benebelt aus und mitgenommen. Der Ladenbesitzer streckte die Hand nach ihr aus, damit sie nicht hinfiel, doch kaum hatte er sie berührt, wich sie erschrocken zurück und ging wortlos weg. Sie hielt eine Hand schützend über ihr Kinn und massierte es leicht. Sie ging

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