Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
wissen, wer mich zu Ihnen sendet...“
Sein Gegenüber nickte.
Robin fuhr fort: „Er verzichtet auf den zwischen Ihnen noch ausstehenden Betrag und sagte mir, dass einige gute Pferde in Ihrem Stall stehen. Wir brauchen nun drei davon, mit besonderer Ausdauer und Schnelligkeit. Statt des Geldes.“
Herr Neubergs Gesichtsausdruck verriet nicht gerade Fröhlichkeit oder wenigstens Erleichterung, als er diese Botschaft vernahm. Er erhob sich mit einem Ruck wieder aus seinem Sessel. „Zuerst“, meinte er, ohne sich die Mühe zu machen, seine Wut zu unterdrücken, „zwingt er mich, mein Lebenswerk zu verkaufen. Und jetzt, da ich es für alle Zeiten verloren habe, will er einfach nur drei Pferde von mir?“
Robin ließ die Schultern sinken. „Das tut mir wirklich leid für Sie“, meinte er. „Soweit ich weiß, hatten Sie aber ein geschäftliches Abkommen. Das ist etwas anderes als eine Erpressung.“
„ Geschäfte“, entgegnete Herr Neuberg, „kann man auf unterschiedliche Arten abschließen. Aber inzwischen wird Ihr Freund bereits ja bereits überall von der Polizei gesucht. Also täuscht mich der Eindruck nicht, dass ich es hier mit einem Gauner und nicht mit einem Geschäftsmann zu tun hatte.“
Robin schüttelte leicht den Kopf. „Er ist nicht mein Freund und ich kann sein Verhalten auch nicht verteidigen. Ich muss aber sagen, dass ich sehr in Eile bin und dringend wieder fort muss. Werden Sie mir meine Bitte erfüllen?“
Herr Neuberg schnaubte verächtlich: „Meine Bitte! – Nehmen Sie die Pferde und verschwinden Sie damit. Ich will Sie und Ihresgleichen niemals wiedersehen.“
Robin fühlte sich überhaupt nicht mehr wohl in seiner Haut, dennoch musste er seinem Anliegen noch etwas anfügen. Unsicher brachte er heraus: „Ich brauche noch jemanden, der mich mit den Pferden begleitet. Die Tiere sollten nicht geritten sein, wenn sie bei Herrn Adlam ankommen. Es ist also nötig, dass eine weitere Person zu Pferde mich begleitet, um die drei Tiere zu führen. Und zusätzlich – noch etwas Reiseverpflegung.“
„Meinetwegen“, gab Herr Neuberg hart zurück und strebte sogleich zur Tür.
9. Unterwegs
------- JESCO FEY -------
Er hatte während der unangenehmen Unterrichtsstunde auf dem Pferderücken den Mut gefunden, Robert zu fragen, welch merkwürdiger Spuk von ihm ausging, ohne jedoch eine verwertbare Antwort zu erhalten. Robert schien es indes darauf angelegt zu haben, Jesco möglichst hart in die Mangel zu nehmen, denn der unfreiwillige Schüler benötigte nach kurzem Vorgeplänkel seine gesamte Konzentration, um den Pferderücken nicht auf unsanfte Weise wieder zu verlassen.
Nun waren sie auf den von Robin herbeigeschafften Pferden in zügigem Tempo unterwegs. Die regelmäßigen, aber kurz gehaltenen Pausen, die Robert ihnen gab, waren scheinbar nur dazu da, die Pferde zu versorgen. Jesco schmerzten bald sämtliche Muskeln und vor allem das Gesäß, während er krampfhaft versuchte, das eben erst Gelernte in die Praxis umzusetzen. Mit knapper Not konnte er gleich mehrmals einem Sturz entgehen. Er führte es einzig und allein auf seine inständigen Gebete zurück, dass er diesen Tag überhaupt überlebte. Auch Robins Seitenblicke sagten ihm, dass dieser es kaum für möglich gehalten hatte, Jesco auch am Ende des Tages noch auf dem Pferderücken zu sehen.
Die Nacht nach diesem ersten harten Tag war kurz. Ihre spärliche Ausrüstung machte für eine Übernachtung im Freien ein wärmendes Lagerfeuer unumgänglich. Vor dem Einschlafen wurden nur noch wenige, zweckmäßige Worte gewechselt, bevor Jesco in einen tiefen Schlaf fiel. Geweckt wurde er durch Robert nach gefühlten zwei Stunden Schlaf im Dämmerlicht des Mondes. Gleich darauf setzte sich die Qual des letzten Tages beinah nahtlos fort, denn Jescos geschundene Gliedmaßen hatten keine Zeit gehabt, sich zu erholen.
Robin gab ein Etappenziel für den heutigen Tag an, den kleinen Ort Texel – und Robert widersprach ihm, damit, dass die Strecke zu kurz bemessen sei.
„Wenn du deinen Freund damit schonen willst,“, sagte er, „dann hat diese Rechnung einen argen Fehler. Denn wenn wir am Ziel bereits erwartet werden, wird es Jesco mehr kosten als nur einen wunden Hintern.“
„ Du hast doch eine Ahnung von Pferden“, gab Robin zurück. „Das Tempo und die wenigen Pausen machen auch ihnen zu schaffen. Sie könnten noch vor dem Ziel zusammenbrechen.“
„ Denk über Texel hinaus“, war Roberts Antwort,
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