Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
„und ich sage dir, wo unsere neuen Pferde stehen.“
Robin runzelte die Stirn, nur widerwillig nannte er einen weiteren Ort, der näher am Ziel ihrer Reise lag.
„Gut“, sagte Robert nur, „wir werden einen Teil der Strecke im Galopp zurücklegen.“
Jesco unterdrückte ein Seufzen und fügte sich seinem Schicksal. Er fragte sich ernsthaft, wofür die ganze Anstrengung gut sein mochte, denn er vermutete, dass Robert sich am endgültigen Ziel einen Dreck um sie beide und ihre Belange scheren würde.
Die Pferde wurden auf diesem Ritt arg strapaziert – und Jesco hatte zeitweise das Gefühl, bloß noch ums reine Überleben zu kämpfen. Er wusste selbst nicht, wie es seinem schmerzenden, erschöpften Körper gelang, sich immer weiter auf dem Pferderücken zu halten. Doch sein größter Wunsch, der unterwegs in ihm reifte, war es, endlich absteigen zu dürfen und nie mehr auf ein Pferd hinauf zu müssen.
Neue Pferde bekamen sie tatsächlich. Robert schien sehr genau zu wissen, wo gute, schnelle Tiere standen. Eine starke Überzeugungskraft war ihm ebenfalls zu eigen, denn der Pferdetausch wurde in einem nur kurzen Gespräch zwischen ihm und dem Besitzer der neuen Tiere ausgemacht.
Als sich die drei Reiter an diesem Abend am Lagerfeuer niederlegten, nahm Jesco noch seine kleine Bibel zur Hand, die er stets bei sich trug. Er hegte die Hoffnung, auf Mut machende Worte zu stoßen. Doch vor seinen müden Augen begannen die Buchstaben, ein Eigenleben zu führen und er konnte sie nicht mehr Sinn bringend ordnen. Die Finger noch fest um das Buch gelegt, fiel er in einen festen Schlaf.
Das Erwachen kam ruckartig. Jemand trat ihm mit kräftigem Stoß die Bibel aus der Hand. Jesco richtete sich abrupt auf und sah noch, wie das Buch in der glühenden Asche des erlöschenden Feuers landete. Als er schnell aufstand, um es dort herauszuholen, hielt ihn ein fester Griff am Arm zurück. Er drehte sich zu Robert herum, der ihn feindselig musterte.
„Was soll dieser Unsinn?“ fuhr Jesco ihn an.
„ Guten Morgen, Jesco“, gab Robert nur dumpf zurück.
Um sie herum war es dunkel, nur der Mond gab sein schwaches, silbriges Licht ab. Robin lag, fest in seinen dicken Mantel gehüllt, noch im Tiefschlaf. Und wieder bemerkte Jesco diese harten Schwingungen, die seine Haut wie scharfe, kleine Splitter streiften.
Da Robert ihn im nächsten Moment losließ, wandte Jesco sich ohne zu zögern wieder ab und fischte mit spitzen Fingern seine Bibel aus der Asche. Er hörte Roberts Stimme hinter sich, leise und doch durchdringend.
„ Ich werde dir sagen, wo du Tadeya finden kannst.“
Jesco traf diese Aussage wie ein Schlag. Er rief sich selbst zur Ruhe, denn er ahnte sofort, dass er einen Preis würde bezahlen müssen. Eine solche Meinungsänderung kam nicht aus heiterem Himmel. Darum säuberte er zuerst den Bucheinband mit zittrigen Fingern und wurde dabei aufgrund seiner Nervosität kaum gewahr, dass die Hitze der Glut nur gereicht hatte, die Oberfläche zu versengen. Während seine Gedanken im Kopf flatterten wie wilde Vögel, wandte er sich, äußerlich möglichst ruhig, wieder Robert zu.
„Doch sicher nicht ganz ohne Gegenleistung“, stellte Jesco fest und merkte dabei deutlich, dass seine Stimme zitterte.
In Roberts Augen spiegelte sich kalt das Mondlicht.
„Jesco,“, sagte er, „ich glaube, dass du weißt, auf welche Weise du mir im Weg bist: Ich will eine Information von deinem rothaarigen Freund, du hast mir seine Gedanken blockiert.“
Jesco zog erstaunt die Brauen zusammen.
„Tatsächlich?“ Ihm war so etwas in den Kopf gekommen, als Robin unter Roberts intensivem Blick zu Boden gegangen war, doch hatte er in keiner Weise willentlich irgendein Hindernis errichtet. Er hatte nicht einmal daran geglaubt, dass ein Mensch überhaupt die Gedanken eines anderen lesen konnte.
Roberts Blick verriet ihm, dass er ihm seine Unwissenheit nicht abnahm. Jesco entschied sich zu einer weiteren Äußerung.
„ Du hast gehört, was ich gesagt habe, als diese... diese Sache geschehen ist. Du hast gehört, dass ich zuerst dich gebeten habe, was auch immer du gerade tust, zu beenden. Und als du weitermachtest, habe ich Gott um Hilfe gefragt.“
Ein zynisches Lächeln erschien auf Roberts Gesicht. „Und er hört auf dich“, stellte er fest. „Wie ein dienstbarer Geist.“
Jesco schüttelte entschieden den Kopf. „Nein, das ist Unsinn. Es ist eher so, dass...“
Doch Robert unterbrach ihn. „Ich will das nicht wissen. Mach
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