Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
einen neuen Helferkreis um mich geschart, und mein Schüler Konrad folgt mir bereits seit drei Jahren. Er ist für meine mir dienlichen Zwecke erstaunlich gut vor-ausgebildet gewesen: Konrad ist der erste Naturbegabte, den ich jemals fand, der schon vor unserer gemeinsamen Zeit viele Erfahrungen sammelte, auf ausgiebigen Reisen durch Europa und Afrika. Er zeigte von Anfang an keine Skrupel und erledigte ohne Widerspruch alle ihm zugewiesenen Aufgaben ohne Ausnahme.
Für die kleine Katharina ist auch bereits gesorgt. Ich übe schon seit einiger Zeit Einfluss auf ihre Familie aus, ihren einige Jahre älteren Bruder habe ich in meinen Helferkreis aufgenommen. Das Mädchen wird recht bald einen Großbauern heiraten, der ihr sicher schnell die Hirngespinste aus den Kopf treiben wird, die ihr Robert dort hinein gesetzt hat. Katharina wird einer Verheiratung nicht einmal abgeneigt sein, denn ihre natürliche Tendenz zur biederen Häuslichkeit ist unübersehbar.
Sie wird sich für Robert als Fehlinvestition erweisen.
Mit nur wenigen weiteren, kleine Eingriffen in sein privates Umfeld und einem persönlichen Besuch in seinem Haus werde ich auf meine Anwesenheit aufmerksam machen. Nach und nach wird er begreifen, dass sein Gefühl von Entscheidungsfreiheit eine Illusion war.
Ich werde ihn nicht überreden. Ich werde ihn überzeugen.
Seine erste Wut wird er gern an meinen Leuten austoben dürfen.
Er ist wieder auf der Jagd. Kein zielloses Umherstreifen durch die Wälder mehr, denn er hat verstanden, dass meine Leute nach langer Abwesenheit zurück sind. Und sicherlich ahnt er, dass auch ich zurück sein könnte. Das tote Fohlen im Stall war der erste direkte Eingriff in seinen privaten Bereich an dem er deutlich erkennen konnte, dass wir keine ängstliche Distanz mehr zu ihm halten werden. Als zweites die Entführung. Und, genau wie vorhergesehen, heißt seine Verteidigung: Angriff.
Gespannt war ich, welche Mittel er in seiner Wut über diese Revierverletzung einsetzen würde. Erstaunlicherweise hat er dann selbst lieber einige Verletzungen hingenommen, als sich auch nur im geringsten Maße der Waffen meiner Magie zu bedienen.
Als nächstes plane ich, Robert persönlich in seinem Haus zu besuchen. Ich werde ihn zwingen, den alten Treueschwur zu wiederholen, den er mir vor vielen Jahren gegeben hat. Und danach wird er endgültig den Krieg ausrufen, auf den ich hin arbeite.
10. Ami-el
------- ROBIN DUNGSLEAR -------
Das Ende der Reise rückte nahe heran, die Ungewissheit über sein weiteres Schicksal machte Robin zu schaffen. Im Stillen streckte er seinen Geist nach dem Wesen aus, das ihn auf diesen Weg geschickt hatte ,indem es ihn das Versteck des alten Priester-Königs anvertraute. Er hatte keine Ahnung, wie und ob eine Kontaktaufnahme zu seinem übernatürlichen Lebensretter überhaupt möglich war, doch hatte jene Kreatur gesagt: „ Du sollst leben “ - und dies entfachte in Robin die Hoffnung, dass sie sich nun bald um seine weitere Sicherheit kümmern mochte.
Inzwischen schienen sich die Naturgewalten in Form eines Unwetters gegen ihr Vorwärtskommen zu verschwören. Der Regen prasselte wie ein Wasserfall auf die drei Reiter hernieder, überschwemmte die Wege und ließ die Pferdehufe in tiefen Pfützen und Schlammlöchern versinken. Hinzu gesellte sich ein anschwellender Sturm, so dass Dreck und Äste um sie herum wirbelten und niemand mehr genau erkannte, in welche Richtung sie sich eigentlich bewegten.
Über ein langsames Schritttempo kamen sie nicht hinaus, während der völlig durchnässte, regenblinde Robin unablässig seinen „Engel“ beschwor, ihn hier nicht allein zu lassen.
Schließlich, als der Regen nur noch ein dichter, vom Wind getriebener Schleier vor ihren Augen war und die Pferde mehr vorwärts stolperten als liefen, während die Mäntel wie triefende Säcke an den Reitern hingen, schien selbst Robert ein Einsehen zu haben. Er übernahm kurzerhand die Führung und brachte sie aus dem Unwetter heraus.
Die Gegend musste ihm vertraut sein, obwohl er bisher kein Wort darüber verloren hatte. Zuerst ging es durch ein kleines Waldstück, wo der Regen zwar nicht mehr in voller Wucht auf sie niederprasselte, dafür aber die Äste der Bäume zu gegen sie gerichteten Wurfgeschossen wurden. Robin spürte die steigende Nervosität seines Pferdes und versuchte am kurzen Zügel mit festem Griff beruhigend auf das Tier einzuwirken, das kurz davor war, zu scheuen und
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