Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
den Schmerz“, sagte Jesco, wies, ohne sich umzudrehen, noch immer in Augenkontakt mit Robert, auf die Skulptur und fuhr mit bebender Stimme fort : „ Ihn hat es alles gekostet, damals, dort oben. Ihn hat es mitten entzweigerissen, er ist mit Leib und Seele durch die Hölle gegangen, damit du das bekommen kannst, wonach du fragst, was du nie hattest, was dich endlich heilen wird: Erbarmen!“
In diesem Moment sah Robin etwas an Jesco vorbei durch die Luft sausen, dunkel und voller Bewegung, irrational. Jesco stolperte ein paar Schritte rückwärts, wäre beinah gefallen, doch konnte sich im letzten Moment noch auf den Beinen halten. Und plötzlich waren die tanzenden Schatten um Robert mit voller Intensität zurück, mischten sich mit dem Geräusch eines pochenden Herzschlags, sodass Robin vor Schreck das Gesicht verzog und ebenfalls ins Taumeln geriet. Er hörte nun wieder Jescos Stimme, zu seiner Erleichterung ungebrochen kräftig.
„Ich kann's nicht glauben, so dumm bist du doch nicht, mich anzugreifen ...“.
Nein , dachte Robin nur, ist er auch nicht . Doch Jesco sah nicht, was er sah.
Dieses wirbelnde Loch in der Realität war nur eine andere Erscheinungsform von Robins Engel, seinem strahlenden Lichtwesen. Es hielt in der Mitte der drei Männer inne, pulsierend, als würde es den Raum und seine kurzzeitigen Bewohner genauestens orten wollen.
Aus Roberts Mund strömten nun Worte der Alten Sprache, die Robin seit einiger Zeit schon zu erlernen versuchte. Erkennen konnte er sie ohne jeden Zweifel, diese kraftvollen Worte, die hineindrangen in die Welt des Unsichtbaren. Robin wurde sofort klar, dass Robert versuchte, dieses unheilvolle Wesen zu kontrollieren, es in seine Gewalt zu bringen. Und tatsächlich, es ging ein Erschauern durch die unfassbare Gestalt, die nur für Robins Augen sichtbar war. Der dunkle Strom im Innern verlangsamte sich, doch das Wesen kämpfte, riss mit Macht an den Zügeln, die es halten wollten. Im nächsten Moment sah Robin den Geist auf sich selbst zustürzen, er hob noch im Affekt die Arme, im Bewusstsein, dass dies keinen Schutz für ihn bieten konnte. Der Aufprall fühlte sich an, als dringe das Wesen durch Haut und Fleisch direkt ins Mark. Dann erlosch plötzlich sein Körpergefühl, so als seien Seele und Leib voneinander getrennt, die Muskeln wurden seiner Herrschaft entrissen, er spürte die feuchte Kleidung auf seiner Haut nicht mehr. Er sah noch durch seine Augen, hörte durch seine Ohren den erschreckenden Spuk, der von Robert ausging und die hämmernden Laute der Alten Sprache, aber das Geistwesen war wie in Luft aufgelöst, einfach verschwunden. Im nächsten Moment wurde Robin auch von seinen Sinnen verdrängt und der Kontakt zur Außenwelt brach abrupt ab.
Panisch drängte seine Seele sich an den äußersten Rand der stillen Finsternis, die ihn umfasste.
------- JESCO FEY -------
Die pochenden Schwingungen durchdrangen seinen Körper, dass es schmerzte. Die Luft war mit einem Mal davon angefüllt, ein geisterhafter Schattentanz begann. Er konnte dem nicht entkommen, doch als er die geistlichen Augen auf seinen Gott, auf Jeschua, richtete, herrschte in seinem Innern Frieden, die Angst wurde zurückgedrängt.
Er sah, dass diese seltsame Sprache aus Roberts Mund kam, sie drang an Jescos Ohren, ohne die ruhige Seele zu erreichen. Doch die Stimme, die sie sprach, war kaum wiederzuerkennen. Die Worte schienen ein Eigenleben zu führen, schienen die Realität zu verschieben, sodass der Jesco umgebende materielle Raum plötzlich verdrängt wurde von einer tieferen, nicht sichtbaren Wirklichkeit. Alles ähnelte einem intensiven Traum.
Robin gab einen Aufschrei von sich und riss die Arme hoch. Jesco schaute zu ihm herüber, sah die helle Panik im Gesicht des rothaarigen Gefährten und dann, wie ein plötzlich erlöschendes Feuer: Leere. Robins Mimik erschlaffte, die Augen wurden starr, die Arme fielen herab wie bei einer Marionette, deren Fäden jemand zerschnitt. Doch er blieb aufrecht stehen, blicklos und stumm.
Die Worte, die Robert unablässig sprach, waren wie mit Wucht geschmissene Steine, er hatte sich nun Robin zugewandt, ging auf den jungen Mann zu, der wie von einer unsichtbaren Mechanik getrieben den Kopf hin- und herbewegte und langsam den Mund öffnete zu einem langgezogenen, schweren Seufzer.
Was ging hier vor sich? Drehte Robert jetzt völlig durch?
Es drängte ihn, sich schützend vor Robin zu werfen, doch er spürte, wie der
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