Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
Robins Brust.
„ Doch“, widersprach Robert dumpf. „Ich kann dich sehen, auf andere Weise. Ich sehe dich sogar noch dort drinnen, in dieser Hülle. Und ich sehe Robin, ganz klein, verdrängt. Er stirbt vor Angst.“
Jesco, der sich immer dringlicher fragte, aus welchem Grund man ihn an diesem privaten Austausch teilnehmen ließ, empfand bei der Erwähnung Robins einen Stich im Herzen.
„Oh“, kam es noch einmal aus Robins Mund, mit einigem Erstaunen und derselben leeren Mimik. „Sag mir, was deine Menschenaugen wahrnehmen.“
Robert ließ sich jedoch nicht auf diese Aufforderung ein. Er sagte leise und ernst: „Du willst mich wiederherstellen? Dann sei vorsichtig, was du tust.“
Robins Gesicht verzog sich daraufhin, es wirkte wie eine Grimasse. „Du willst mir drohen?“ kam die Frage aus seinem Mund. „Gerade eben hast du mich angegriffen und ich musste nichts weiter tun, als dir zu widerstehen, um dich zu Fall zu bringen.“
Robert ließ sich nicht beirren. „Ich sehe dich. Ich kann deine Kraft erfassen. Du bist kein Zwerg, Ami-el. Doch ich weiß, ich werde es mit dir aufnehmen können. Was immer du vorhast: Versuch nicht, mich zu täuschen.“
Jetzt erklang wieder das harte Lachen aus Robins Kehle, wie aufeinander krachendes Gestein. „Und das in dieser Situation! Du bist ein seltsames Wesen“, stellte Ami-el zwischen den einzelnen Lachschüben fest und schüttelte dann den Kopf. „Nein, du hast nur einen geringen Teil meines Seins erfasst, genau, wie du niemals meinen wahren Namen über die Lippen bringen wirst. Sollte ein Mensch jemals die Kraft eines Engels erkannt und ihn besiegt haben?“
„ Du sagst also, dass du ein Engel bist?“ erwiderte Robert gleichgültig. „Das macht mir nichts.“
Ami-el richtete sich in Robins Körper sichtlich auf. „Ich habe dir einiges zu sagen, bevor ich dich an das Ziel unserer Reise führe, du stolzes Menschenkind. Und du“, er wandte sich an Jesco, um ihm fest in die Augen zu schauen. Dieser Blick löste einen Moment lang neuerliche Verwirrung in Jesco aus, er nahm deutlich eine starke geistliche Macht wahr und wusste zugleich, dass er hier keinen Freund vor sich hatte. „Du bist eingeladen, zuzuhören.“
Sollte er das wirklich weiterhin tun? Die Gefahr, die hier lauerte, war ihm bewusst, ebenso wie die nicht von ihm weichende, schützende Hand. Als er die Entscheidung traf, die Einladung anzunehmen, spürte er ein deutliches Kribbeln in der Magengegend. Unleugbar war dies ein Gespräch, dem er schon aus reiner Abenteuerlust weiter folgen wollte.
„ Ich werde euch ein Bild der großen Geschichte geben, von der ihr ein Teil seid“, begann Ami-el. Seine Sprechweise war nun schon etwas flüssiger, eine Art inneres Leuchten begann, Robins Gesicht zu erfüllen. Jesco beobachtete fasziniert diese rapiden Veränderungen und wusste, dass dieser Geist nicht mehr viel Zeit benötigte, den beanspruchten Körper völlig auszufüllen. Die Frage, wo Robins Seele bei diesem Prozess bleiben würde, ließ ihn erschauern. Er schickte ein kurzes, hilfloses Stoßgebet an Jeschua.
Aus nunmehr hell funkelnden, grünen Augen warf der Geist Jesco einen intensiven Blick zu und erklärte: „Robins starke Ängste ließen ihm kaum eine andere Wahl, als mich herbeizurufen, die Kontrolle zu übernehmen. Ich habe das zuvor gewusst und die Möglichkeit wahrgenommen, um auf einfache Weise ein Gespräch mit euch führen zu können. Robin wird daran nicht zugrunde gehen. Mit Sicherheit wird er keine weiteren Einladungen aussprechen an ihm fremde Wesenheiten.“ Jesco sah, wie sich ein leicht zuckendes, dennoch einnehmendes Lächeln auf den Lippen ausbreitete. Robins Gesicht gewann zunehmend an Schönheit und Lebendigkeit. Ein Prozess, der mit bloßem Auge nachvollziehbar war.
Richtig böse erklang nun wieder Roberts Stimme. „Du meinst, dass sein Körper daran nicht sterben wird. Ebenso wie Jolin lebendig nach Hause zurückkam.“
Ein neuerliches Lachen strömte aus Robins Kehle, doch war es bereits einiges weicher, perlender. „Bitte vergleiche mich nicht mit diesem Schlächter“, sagte Ami-el wie im Scherz. „Der Schwarze Priester hat seine Mission. Die Mittel, die er wählt, sie zu erfüllen, liegen mir fern.“ Dann lehnte er sich zu Robert vor, kam ihm näher. Die Stimme senkte sich. „Sein Messer hätte dich nicht berührt, wäre mir freie Hand gegeben. Ich musste fernstehen, obwohl ich nichts lieber getan hätte, als dich von dem Opferstein zu holen.“ Er
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