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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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seine überstrapazierten Augen hatten es schwer, ihren Fixpunkt in Robins Augen zu halten. Es schien ihm die beste Entscheidung zu sein, der Aufforderung, wenn möglich, erstmal nachzukommen, um überhaupt wieder klar denken zu können. Zu einer Diskussion über Sinn und Unsinn war er sowieso gerade nicht in der Lage.
    Er nahm also die Kapuze entgegen und blickte sich nach Robert um. Dieser hockte ganz in der Nähe am Boden, die Hände vor dem Gesicht, abgeschottet von seiner Umgebung. Als Jesco ihn ansprach, reagierte er nicht. Doch Jesco wollte ihm lieber mitteilen, was er vorhatte, um herauszufinden, ob er auf Gegenwehr stoßen würde. Die Sache war ihm einen Kampf mit Robert nicht wert, dann würde er lieber die Kapelle verlassen, um den ganzen Spuk hinter sich zu lassen.
    „Robert, falls es hilft, möchte ich dir die Kapuze überziehen. Du kannst sie jederzeit wieder abnehmen.“
    Er bekam keine Antwort, konnte auch nicht erkennen, ob Robert ihn überhaupt wahrnahm. Also nahm er seinen Mut zusammen und, wie man sich mit zusammengebissenen Zähnen einen großen Dorn aus dem Fleisch zieht, streifte er Robert die Kapuze über den Kopf.
    Augenblicklich trat Ruhe ein.
    Robert blieb still sitzen, Hände und Gesicht nun von dem schwarzen Stoff verborgen. Er war wieder in einem ähnlichen Zustand versunken, wie zu dem Zeitpunkt, als sie ihn aus dem Kellerraum herausgeholt hatten.
    Jesco wandte sich zu dem Mann um, der eigentlich Robin sein sollte und es doch nicht war. Ihm war recht unheimlich zumute, im Geiste versuchte er den Fokus auf Gott zu richten, doch es gelang ihm nicht so recht. Was sollte er mit dieser merkwürdigen Person reden, was sollte er überhaupt mit ihr anfangen? Und: Wie - um Himmels willen - konnte der echte Robin wieder zum Vorschein kommen?
    Das Wesen begann aus Robins Kehle zu sprechen, noch ehe Jesco etwas zu sagen einfiel. Robins Körper blieb dabei steif stehen, der Mund klappte auf und zu.
    „ Ich will dir erklären, was mit ihm passiert.“ Dann machte er eine hölzerne Geste, ihm zu folgen und setzte sich nach ein paar Schritten etwa einen Meter entfernt von Robert auf den Boden, Oberkörper aufrecht, Knie angewinkelt.
    Jesco blieb etwas perplex stehen, warf einen Blick auf sein Handgelenk, die Schwellung bot einen unangenehmen Anblick. Sollte er diesem Wesen zuhören? Jedenfalls stellte er fest, dass er in diesem Moment nicht die Vollmacht besaß, es aus Robins Körper hinauszuwerfen, zu viele Zweifel beschwerten ihn. Doch ganz am Rand seines Bewusstseins konnte er immer noch Gottes Anwesenheit spüren. Vielleicht stand er auf einem Hochseil über dem Abgrund, aber jemand dort unten war bereit, ihn zu fangen. Gestärkt durch diesen Gedanken näherte er sich den beiden Männern und gesellte sich, mit etwas Abstand, zu ihnen.
    Nun saßen sie drei also wieder zusammen, unter ganz anderen Vorzeichen als noch vor einigen Minuten. Zuerst sprach das Wesen Robert an, der unheimliche Klang der Stimme hallte laut durch die Kapelle.
    „ Ich will dich nicht zu meinem Gefangenen machen, so wi e er es tat. Ich werde dir nichts antun, sondern dich wiederherstellen und dich weiter zu deinem Ziel führen.“ Robins Kopf neigte sich, als lausche das Wesen auf irgendetwas, dann gab es ein leises, unmelodisches Lachen von sich, das mit Robins Lachen überhaupt keine Ähnlichkeit besaß. „Ja, du hast recht. Ich nannte mich Ami-el, da warst du noch ein sehr kleines Kind“, kam es aus Robin heraus, wie zur Antwort auf eine von Jesco ungehörte Frage. „Aber rede zu mir mit deinem Mund, Robert. Du merkst sicher, wie jede weitere Anstrengung dir noch mehr schadet.“
    Unvermutet kräftig, nur etwas brüchig klang Roberts Stimme unter der Kapuze hervor. „Du warst auch in dem Geräteschuppen. Nur kurz. Nicht wie dieser zweite Geist, der zusah, wie ich dort zu kämpfen versuchte.“ Roberts Hände glitten unter dem schwarzen Stoff hervor, er stützte sich mit ihnen auf dem Boden ab, wie in Bereitschaft, wieder aufzustehen. „Vor vielen Jahren sagtest du, Ami hieße Freund. Du hast dich allerdings als Feind und Verräter gezeigt“, fügte er hinzu.
    „Dass du mich wiedererkannt hast, habe ich gerade eben gemerkt“, erwiderte der sogenannte Ami-el mit einer Spur Ironie in der Stimme, während die Gesichtsmimik starr blieb. Die Körperbeherrschung war sichtlich unvollständig. „Du kannst mich aber nicht sehen, wie dieser hier, um mein Bild zu vergleichen.“ Er wies bei dieser Aussage mit der Hand auf

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