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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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das Tor, um den Wind auszusperren.
    Robin packte die umgestürzte Skulptur bei den Schultern und hob sie an. Es handelte sich um ein schweres Holz, sodass er sich anstrengen musste, die beinah lebensgroße Figur wieder auf die Beine zu stellen. Doch konnte er sie auch nicht einfach so hier liegen lassen.
    Sekunden später stand er dem hölzernen Christus gegenüber, auferstanden, mit erhobenen Armen, die Nägelmale an den Händen vorweisend. Die linke Brustkorbseite war tief eingedrückt von dem kräftigen Schlag eines eisernen Hufs, von dieser Stelle ausgehend zog sich ein langer, tiefer Riss nach unten durch den Holzkörper, sodass die Skulptur wirkte ,wie in der Mitte gespalten. Robin blickte in das hölzerne Gesicht, das erstaunlich lebensnah wirkte und unbeschädigt war.
    „ Jetzt sind wir wohl Fußgänger“, hörte er Jesco hinter seinem Rücken sagen.
    Es kam keine Antwort von Robert, darum wandte Robin sich von der Betrachtung der Wunden ab, die die Skulptur davongetragen hatte. „Wir können die Pferde wahrscheinlich recht schnell wiederfinden“, erklärte er. „Sie werden zusammenbleiben und sich vom Wald entfernen. Es war gut, sie nach draußen zu lassen, andernfalls hätten sie sich hier halb totgetreten.“
    Roberts Stimme klang von der anderen Raumseite hart herüber. „Warum hat er dir das gezeigt, Jesco Fey?“ An der Fragestellung glaubte Robin zu erkennen, dass es längst nicht mehr um den alten Zaubermeister ging.
    Jesco wandte sich von Robin ab, blickte zu Robert. „Vielleicht“, meinte er, „möchte er dir sagen, dass er dich sieht. Und dass ihm das alles nicht egal ist.“
    Roberts gesamte Haltung sprach von deutlicher Ablehnung, er schüttelte energisch den Kopf. „Warum zeigt er dir solche Dinge? Mein Leben geht dich nichts an, Jesco Fey.“
    Jescos Tonfall ähnelte Roberts, als er mit Nachdruck erklärte: „ Wen das etwas angeht, kann Gott besser entscheiden, als du, Robert Adlam. Im Übrigen hast du es bei unserer Begegnung am Strand abgelehnt, selbst mit ihm zu sprechen.“
    „ Das hast du richtig in Erinnerung“, bestätigte Robert ihm fest. „Aber wahrscheinlich war ich nicht genau genug: Ich möcht e gar keine Kommunikation.“
    „ Es wird dir nicht gelingen, Gott mundtot zu machen“ gab Jesco sogleich zurück, der in aufrechter, doch deutlich angespannter Positur dastand. „Selbst wenn du mich zerschmetterst wie den Boten auf dem roten Pferd, er wird dich weiter verfolgen.“
    Robin zog automatisch ein wenig den Kopf zwischen die Schultern. Hier schien sich ein handfester Streit anzubahnen, der mit dem Donnerwetter dort draußen in Konkurrenz treten konnte. Er spürte deutlich die aufgeladene Spannung in der Luft zwischen den beiden Männern. Inbrünstig hoffte er, dass es nicht zu einer Eskalation kommen würde, dass Jesco nicht zu weit ging. Ihm kam wieder sein Engel in den Sinn, zu dem er sich nun mit aller Inbrunst auszustrecken begann. Sicher konnte dieses zweifelsohne mächtige Wesen das sich anbahnende Verhängnis verhindern. Bitte übernimm du die Kontrolle, mein Engel , betete er stumm.
    Zu Robins Überraschung nahm er nun wieder dieses leichte Zucken in Roberts Gesicht wahr, wie eine in Zaum gehaltene emotionale Regung jenseits aller zur Schau gestellten Härte.
    „Ich kann das jetzt nicht tragen“, sagte er erstaunlich offen.
    Jescos Haltung entspannte sich deutlich, der Stimmungsumschwung hatte auch ihn erreicht.
    „Verstehe ich das richtig,“, gab er verblüfft von sich, „dass da drinnen, bei dir, tatsächlich ein Herz ist?“
    Jesco näherte sich seinem Gegenüber in langsamen, ruhigen Schritt, während Robin ihm gespannt mit seinen Blicken folgte. Als die beiden nun voreinander standen, sprach Robert mit gesenkter Stimme, während Robin mechanisch ein paar Schritte in die Richtung seiner Reisegefährten machte, um dem Gespräch besser folgen zu können.
    „Da ist ein Mensch“, sagte Robert. „Und da ist ein Herz. Lass es in Ruhe.“
    „ Ich habe die Vision mit deinen Augen gesehen, nicht wahr?“ fragte Jesco trotz der vorangegangenen Bitte. „Und ich habe zumindest zum Teil das gefühlt, was du gefühlt hast.“ Er zog die Schultern hoch, als ob er friere, dann fuhr er sichtlich bewegt fort: „Kein Wunder, dass du das vergessen willst.“
    „ Ich hatte es vergessen“, erwiderte Robert und hob den Kopf, sodass Robin wieder einen Funken Zorn in seinen Augen blitzen sehen konnte. „Bis du den Schmerz geweckt hast.“
    „ Es gibt etwas gegen

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