Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
Schriften in den Sinn. Und gewiss, die Menschheit hat einmal bessere Tage gesehen: doch warum nicht diejenigen Geschöpfe nehmen, die lebendig sind und sie zu neuen Ufern führen? Dieser Gedanke jedoch fasste gar nicht erst Fuß in Emorians Seele, obwohl er vielerlei Fingerzeige in diese Richtung erhielt.
Doch wie auch immer die Pläne des schwarzen Priesters sich entwickelten, das Ziel sollte ein anderes sein: Elurius war berufen, ihn dahin zu führen, mit Hand anzulegen, die aus den Himmeln verbannten Engel zu befreien, die an die Tiefen des Scheols gekettet sind. Dafür muss zuvor der alte König neu erstehen, der willens und bereit ist für diesen tollkühnen Akt, dem Schöpfer ins Werk zu pfuschen.
Der Vater der Engel hat seine ganz eigene Geschichte mit den Bacidas, Elisas Volk und auch ein Teil von Roberts Wurzeln, doch die deutete König Sirus seinem Sohn nur an. Dieser Teil der Geschichte war für Robert noch nicht von Belang, konnte es aber in Zukunft durchaus werden.
Was von großer Wichtigkeit ist, erzählte der König ganz zum Schluss, bevor sich die beiden wieder trennten und Sirus allein zurückblieb in seinem goldenen Käfig am Rande des Totenreichs: Elurius‘ Kräfte sind nicht für immer in dem Schwarzen Priester verankert, der mächtige Engel strebt danach, wieder ganz zu sein. Und seine Zeit wird kommen, nämlich dann, wenn Sirus wiedererweckt ist und die gebundenen Engel befreit. Aus dem Schwarzen Priester wird von da an wieder der alte Richter - ein Mensch mit starken Gaben zwar, doch eben nur ein Mensch - und die ihm verliehene große Macht wird schwinden. Er wird wieder der Zeit unterworfen sein, sein Körper wird altern und schwach werden.
Emorian denkt noch immer, tief in ihm selbst schlummernde Kräfte seien in jener Nacht geweckt worden, als er das Blut seiner Jeniva vergoss und sich von allem lossagte, was ihn einst trug. Er wird erkennen müssen, dass der Schwarze Priester nicht nur aus ihm selbst besteht und dass man seinen Schmerz nutzte, um seinen Körper zu besetzen, seinen Willen zu lenken und sein Leben zu stehlen.
------- ROBERT ADLAM -------
Er löste sich auf in diese m alles zersetzende n Wirbel. Keine Gedanken mehr, keine Gefühle, den Körper schon seit Stunden verlassen. Was von ihm blieb, war pure Energie, stark und unaufhaltbar wie eine mächtige Lawine, die einen Berg hinunterpoltert und alles mitreißt, worauf sie trifft. Die geistige Verbindung zu dem Schwarzen Priester, vorher noch so sorgsam aufgebaut, schien wie weggewischt. Stattdessen sah er nur dieses Tor, fest verankert im Ewigen, das von innen heraus gesprengt werden musste, sodass die Insel der Zeiten sich mit dem Sichtbaren verband. Dann plötzlich konnte er Sirus erkennen, nicht in diesem vorgeblendeten Körper, sondern wie einen gewaltigen Geist, in Ketten gelegt, von engen Schranken umgeben, die ihn hielten und bis ins Innerste peinigten. Er wollte nichts als heraus, dieser Menschenkönig, das drang unvermittelt zu Robert durch. Und dann begegneten sich ihre Seelen, es war ihm, als käme er endlich nach Haus. Ein Teil der Gefühle war zurück.
Jetzt kam auch Elmor an, wie die Berührung von kaltem, harten Stahl. Der Moment war gekommen, den einen zu befreien und den Untergang des anderen einzuläuten. Sie begannen, sich zu vermischen, wuchsen gemeinsam an zu einem Orkan, der alles um sie herum zerreißen sollte, stürmten gegen das Tor, um es aus den Angeln zu heben. Dann kam der jähe Schnitt. Etwas zog ihn aus dieser Einheit wieder heraus, er fühlte einen Schmerz in seinem Herzen, eine tiefe Trauer, wie nach einem furchtbaren Verlust. Robert spürte, wie sein Körper rücklings auf den Boden schlug. So jäh kehrte er zurück, dass er eine Weile nur dalag und nicht wusste, wo er sich überhaupt befand.
Die Feuer um ihn herum brannten noch immer, beleuchteten die Lichtung mit ihrem unsteten Flackern. Als Robert bewusst wurde, dass sie kurz vor dem Ziel gescheitert waren, suchte sein Blick die Hülle des Königs, die leblos dalag, in einem Bett aus Steinen und Holz.
Er hörte schwere Schritte, dann stand der Schwarze Priester über ihm, das Gesicht voller Blut, das aus seiner Nase rann.
„Die Pforten des Scheols willst du öffnen? Du kannst froh sein, dass wir beide nicht auf ewig dort geblieben sind! - Erbärmlicher Schwächling, der du geworden bist!“ So heftig tat Elmor selten seine Wut kund, er hielt die Fäuste geballt, als wolle er Robert schlagen. Doch das tat er
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