Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
nicht.
Unerwartet erhob sich eine weitere Stimme, die Robert sogleich erkannte.
„Er sagte mir, dass er ein Herz hat. Und was hast du?“ Jesco trat zu ihnen, den Blick ohne jede Furcht auf den schwarzen Priester gerichtet. Wie kam dieser Verrückte ausgerechnet jetzt hierher? Er musste aus dem Erdboden emporgestiegen sein, denn dieser Ort war nach allen Regeln der Kunst des schwarzen Priesters gesichert. Doch von dem Eindringling ging etwas aus, das Robert nicht einordnen konnte. Schon in der Kapelle hatte er gespürt, dass Jesco dabei war, sich auf rätselhafte weise zu verändern. Manchmal fiel er noch in sein altes Selbst zurück, doch immer mehr vermittelte er das Gefühl einer seltsamen Unangreifbarkeit.
„ Wer fragt das?“ wollte Elmor mit donnernder Stimme wissen.
Robert stand indes schnell vom Boden auf, er wollte sich den unerwarteten Besucher genauer ansehen. Er sah, wie der Hüne nach Jesco griff, als wolle er ihn zwischen seinen kräftigen Händen zerquetschen. Doch Jesco ließ sich nicht beirren, zuckte nicht einmal zurück und antwortet geradeheraus: „Ein Prophet des Herrn.“ Statt seine Hände um Jescos Hals zu schießen, wie er es wohl vorgehabt hatte, streckte der schwarze Priester die Finger wieder und stieß den Mann mit einem kräftigen Ruck von sich, sodass er rückwärts auf Robert stürzte.
„ Der ist für dich“, sagte Elmor mit kaum verhohlenem Groll. „Möchtest du jemals dein Ziel erreichen?“
Robert fing Jesco auf, es blieb ihm in diesem Moment kaum etwas anderes übrig. „Was machst du hier?“ fragte er dann seinen ehemaligen Begleiter ziemlich unwirsch, während er ihn an einem Arm festhielt.
Jesco drehte sich zu ihm. „Ich habe Tadeya vor euch in Sicherheit gebracht - und ihre Großmutter. Und jetzt bin ich auf der Suche nach einem Dämon.“ Er wollte sich von Roberts Hand befreien und sich wieder abwenden, doch Robert ließ ihn nicht los, sondern griff noch fester zu. Seine Hand meldete dabei heftigen Schmerz, doch wollte er Jesco nicht gewähren lassen. Jesco blieb stehen und blickte ihm geradewegs in die Augen. „Was wolltest du mit den beiden hier?“ fragte er und Robert hörte den Vorwurf heraus.
„ Ich wollte sie sehen“, gab Robert kurz zurück. Ja, er hatte Tadeya begegnen wollen, morgen früh, wenn alles erledigt wäre. Doch nun stand ihm Jesco im Weg. Und wahrscheinlich auch er selbst. Beides musste er überwinden. Intuitiv spürt er, dass er hier mit seinen vertrauten Mitteln keine Chance hatte. Also versetzte er Jesco so plötzlich einen Schlag in den Magen, dass dieser gar nicht reagieren konnte. Als Jesco mit schmerzverzerrtem Gesicht in die Knie ging, griff er auch den anderen Arm seines ehemaligen Begleiters und verdrehte beide Arme auf dessen Rücken. Jesco stöhnte - und Elmor amüsierte sich. „Die Propheten dieses Herrn wurden seit jeher gefangen, geschlagen und getötet. Was kann das wohl für ein Gott sein?“ Und dann setzte er hinzu, während Robert seinen Fuß auf den Rücken des Knieenden stellte und die Arme noch weiter nach innen und oben drehte: „Überwältigt von einem, dessen Hände zum Kampf nicht taugen. Hat dein Gott dich nicht gewarnt, Prophet des Herrn?“
„ Versprich mir,“, sagte Robert ernst, während er mit den schmerzenden Händen so fest zugriff, wie möglich, „dass du jetzt gehst und nie wiederkommst. Nimm Tadeya, meinetwegen. Aber lass dich bei mir nicht mehr blicken.“
Er wusste, wenn Jesco sein Wort gab, dann war darauf Verlass: So viel hatte Robert bereits über diesen sonderbaren Zeitgenossen verstanden. Doch Jesco gab kein Versprechen ab, er atmete nur mehrmals kräftig durch, spannte die Muskeln an und wollte sich dann erneut dem Zugriff entziehen, während er begann, Unverständliches vor sich hinzumurmeln. Gebete vielleicht? Dies brachte ihm einen Tritt in die Nieren ein, der den Widerstand kurz ersterben ließ.
Eine Frauenstimme klang zu Robert herüber wie aus einer anderen Zeit. Sie rief seinen Namen, in entsetztem Ton. Er drehte nur kurz den Kopf, um zu sehen, wie Elmor Katharina abfing und den Arm um ihre Kehle legte. „Frau Rothans“, stellte der schwarze Priester ganz gelassen fest. „Robert, ich glaube, du erhältst gerade ein Zeichen, dass du mal aufräumen solltest, in deinem Leben.“ Die junge Frau wehrte sich verzweifelt, doch der Hüne hielt sie, als handele es sich um nichts weiter als ein zuckendes Suppenhuhn.
Robert hatte nicht damit gerechnet, dass Katharina noch am Leben
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