Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
entschlossen. „Hat sein Gott nicht auch den Fluch besiegt, der mich an dich band? Glaube und Liebe, Elisa, das ist es, was zählt!“
Elisa schaute wieder auf den Ring, der rote Stein funkelte im Licht des Kamins. Sie drehte ihn hin und her in ihren Händen und konnte sich des Gedankens nicht erwehren, der Blutstein sei scharfer Splitter in ihrem Herzen. Dann, mit einer hastigen Bewegung, hob sie den Ring hoch und warf ihn mit Wucht ins Feuer.
„Gott steh uns bei“, sagte sie, noch immer zerrissen.
Tadeya entfuhr ein kurzer Jubelruf, sie warf die Arme hoch und schlug dann die Hände vor ihr Gesicht. Noch versteckt hinter den Fingern flüsterte sie: „Hilfe, hilfe, wo wird es jetzt hingehen?“ Doch ihre Stimme klang dabei eher erleichtert.
Elisa schaute sie an, sah, wie Tadeya langsam die Hände wieder vom Gesicht nahm, erblickte die glitzernden braunen Augen, die helle Haut und die kleine Nase mit der rundlichen Spitze. Das alles erinnerte sie so sehr an Jolin, Und dieser Kampfgeist: ganz wie Asno. Er hätte seine kleine Schwester Jolin bis in den Tod verteidigt. Doch, ach, Asno: Wenn er jetzt nicht starb, konnte er den Schwur seiner Jugendzeit brechen und das alte Erbe ausschlagen? War er nicht fest gebunden an die Geister und die Last seines Volkes, wie man es Elisa von Anfang an gesagt hatte? Konnte er leben und frei sein mit einer Entscheidung seines starken Herzens?
Und was war dann? Gab es einen weiteren Erben, der in den Bund mit den Geistern treten konnte, aus dem Volk der Bacidas mit Elisas Blut in den Adern?
„Tadeya,“, sagte Elisa, „was ist, wenn die Geister nun zu dir kommen?“
„ Ha!“ machte Tadeya. „Das sollen die nur wagen!“
„ Sie können sanft und freundlich sein und schöne Dinge versprechen“, wandte Elisa ein. „Vielleicht werden sie dir sagen, dass sie dir Reichtum, Glück und Gesundheit sichern. Und dass sie für dich und deine Kinder kämpfen werden, gegen was auch immer euch bedroht.“
Tadeya tat etwas ganz Undamenhaftes, sie spuckte kräftig auf den Boden. „Das werde ich dann machen“, rief sie aus. „Verachtenswerte Missgeburten, die nichts als Unglück gebracht haben!“
Elisas Herz wurde ein wenig heller, sie brachte sogar ein kleines Lächeln zustande. „Ja, dich werden sie nicht bekommen, egal, was sie dir versprechen. Du hast an meinen Lektionen mitgelernt.“ Dann hielt sie inne, ihr wurde kalt. „Es gibt noch einen Erben. Einen, der zwar nicht auf schöne Worte hört, aber den Tod und Teufel nicht schrecken.“
„ Mh,“ machte Tadeya, „irre genug ist er wohl. Wahrscheinlich kommt es drauf an, was sie ihm zu bieten haben.“
Elisa richtete die Augen auf das prasselnde Feuer, in dem der Ring lag, den Elmor ihr einst gab. Was sollte sie mit ihm tun, wenn die Flammen erstarben? Tadeyas Blick folgte dem ihren. „Gott steh uns bei“, sagte sie.
Der neue Weg
Nun habe ich ihm den giftigsten Köder ausgeworfen: Er weiß nun, dass er kein Zufallsprodukt ist, dass ich schon bei seiner Entstehung die Hände im Spiel hatte. Er ist nicht Robert Adlam, sondern ein Mann ohne Namen unter fremder Identität. Vielmehr gab ich nicht Preis, doch jedes Wort machte ihn zorniger. Er wird sich nicht mehr gleichmachen können, da er nun mit Bestimmtheit weiß, dass er anders ist. Das Versteckspiel ist für ihn beendet, die Gesellschaft spuckt ihn endgültig aus - zu mir.
Wir trafen uns tagsüber, auf einem kahlen Hügel umgeben von Wäldern. Es war an der Zeit, über den Inhalt der alten Schriftrolle zu reden, die ihn damals so sehr aus der Bahn geworfen hat. Dieser diffuse Gott-Teufel-Glaube, den er offensichtlich hegt, ist ihm allerdings nur schwer auszutreiben. Immerhin bezeichnete er mich durch die Blume als den Teufel, das ist doch schonmal ein Anfang zu einer neuen Denkweise!
Insgesamt schien er mich allerdings nicht ganz ernst zu nehmen und akzeptierte meine Belehrungen nicht. Das macht rein gar nichts, denn er wird noch von selbst die Wahrheit ergründen: Wenn erst all seine Hemmnisse fallen wird er merken, dass kein Gott dort draußen ihn stoppt und kein Teufel sich an seine Seite gesellt.
Der Inquisitor, der vor Hunderten von Jahren diesen alten Text verfasste, hatte nur wenig Ahnung, hier muss man Fiktion von Wahrheit unterscheiden können:
„ Sie rufen ihn, die Drei, hört ihre toten Stimmen.
Sie reißen die Tore auf und sehen aus leeren Augen dem vollkommenen Tod ins Angesicht.
Die Drei.
Der Same des alten Königs
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