Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
bewegte sich langsam auf Elmor zu, der mit seinen großen Pranken in dessen Richtung schnappte und dabei eine Art Triumphgeschrei ausstieß. Katharina blieb bei Robert stehen - er sah sie nicht an, sondern hielt sich bereit, einzugreifen. Es schien ihm fast sicher, dass dieser Verrückte sich selbst völlig überschätzte: Vielleicht würde der Dämon ihn nun endlich wegfegen.
„Ich habe den Ring gesehen“, rief Jesco dem schwarzen Priester entgegen - oder wohl eher dem Wesen, das in ihm tobte. „Elisa hat ihn ins Feuer geworfen. Gib ihr Volk frei!“
Robert fuhr in nächsten Moment zusammen, denn er hatte nicht damit gerechnet, die Antwort wie ein lautes Feuerwerk in seinem Kopf zu hören. „ Hier steht ihr Erbe!“ Elmors breite Hand deutete auf ihn, während der Mund Laute zu formen schien. Hatte der schwarze Priester gesprochen, während diese Stimme in Roberts Schädel lärmte?
Jesco drehte sich herum und blickte nun wieder Robert an.
„Elisa hat sich von ihren Geistern getrennt, von den Dämonen, die ihr Volk beherrschen möchten“, sagte er ruhig, ohne Furcht vor dem schwankenden Riesen hinter sich zu zeigen. „Hier ist einer von ihnen, der einen Fluch über alle Kinder des Volkes gebracht hat. Dem anderen sind wir bereits gemeinsam begegnet. Willst Du jetzt Elisas Pakt fortführen und den Geistern weiter die Macht über eure Verwandten überlassen?“
Was hatte Jesco mit dem allem zu tun?
Robert suchte die Verbindung zu dem Geist - Dämon, Engel oder was immer er auch war. Wenn dieses Wesen etwas von ihm wollte, dann bevorzugte er die direkte Kommunikation.
„ Er wird dich nur belügen und betrügen, wie er es mit Elisa getan hat“, warnte Jesco. „Pass auf, dass du nicht sein Sklave wirst.“
Elmor brüllte hinter ihm, das noch immer blutige Gesicht wirkte wild und böse. Doch die Hände des Hünen rührten Jesco nicht an, obwohl sie in seine Richtung zuckten: Als der Mensch in Elmor noch die Kontrolle besaß, war ihm die Berührung leichtgefallen. Was für eine Art Heiliger konnte dieser seltsame Jesco Fey sein? Es gab keine Zeit zum Nachsinnen, Elurius meldete sich zurück, doch diesmal erklang die Stimme in seinem Kopf mit weniger Gewalt.
„Du willst wissen, was ich dir zu geben habe - doch bist du gleichzeitig schon bereit, alles abzulehnen und mich zu verwünschen.“ Elmors Lippen blieben diesmal still, der Geist sprach nur zu Robert - und dieser gab seine Antwort stumm zurück: „Ein Dämon, der einen Fluch mit sich bringt - was kannst du mir bringen, Elurius?“
Der Geist gab seine Antwort nicht mehr in Worten, sondern ließ Bilder und Emotionen durch Roberts Kopf fahren: Er erkannte das Tor zum Scheol, fest verriegelt, doch zitternd und bebend unter dem mächtigen Ansturm. Und dann die Trauer, die in Roberts Herz gekommen war, wie tröpfelndes Gift: aus und vorbei! Ein Sturz auf den Boden der Realität, der Angriff ging verloren. Dann ein Bild von Diane, von Katharina, von Schachor, dem schwarzen Pferd. Bilder einer Vergangenheit, die ihn wieder eingeholt hatten, trotz aller Gegenwehr. Und jetzt sagte er wieder etwas, dieser Elurius, mit einer lautlosen Stimme, die doch tief ins Mark hinein drang: „Ich nehme dein Herz, Kämpfer aus dem Hause Sleyvorn, und der Schmerz wird vergehen, für immer.“
Da stockte Robert für einen Moment der Atem, denn hier war etwas, das er sich wirklich ersehnte. Er wollte endlich frei sein von diesen Bildern und von seinem alten Leben. Was sollte er mit Schmerz und Trauer, die ihn gefangen hielten in viel zu engen Grenzen?
Und nun sah er, wie das Tor zum Scheol aus den Angeln gerissen wurde von einer unbändigen Kraft. Wenn die Drei endlich versammelt wären, zur Befreiung der Engel ... Der schwarze Priester fiel vor Roberts Augen vornüber wie ein Stein zu Boden, Jesco sprang ihm gerade noch aus dem Weg.
„Ich mache dein Herz bereit für den Kampf“, hörte er Elurius sagen. „Und wir werden beide frei.“
Der Gefallene blieb nicht lange liegen, er rappelte sich schnell wieder auf: Seine funkelnden Augen kündeten davon, dass er nun wieder bei sich war, mitsamt aller ihm durch den Engel verliehenen Kraft, nur brauchte er noch eine Weile, um den Körper wieder völlig zu kontrollieren.
Robert spürte nun die Berührung des Geistes und er merkte, wie eine wohltuende Taubheit ganz langsam in die Spitze seiner Seele kroch. Seine Abwehr war noch immer bereit, doch ließ er sie abwartend ruhen: Offenbar gab es eine Grundlage für
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